Das Werben des Lord MacKenzie
ihr zu sagen? Es war, als habe er durch ein Schlüsselloch geguckt und gemalt, was er heimlich erspäht hatte.
Dann war ihr bewusst geworden, wie außergewöhnlich die Bilder waren. Macs Talent bewies sich in jedem Pinselstrich, in jeder Wahl der Farbe. Die Royal Academy hatte Macs Werk nie anerkannt und behauptet, seine Bilder seien schlecht und skandalös. Was Isabella betraf, so konnte ihr die Academy gestohlen bleiben.
»Hast du deshalb gesagt, du würdest diese Wette nicht erfüllen?«, fragte Isabella. »Nicht, weil du kein erotisches Bild malen konntest, sondern weil du dachtest, dass du überhaupt nicht mehr malen kannst?«
»Du hast es erfasst.« Mac erwiderte offen ihren Blick. »Ich würde lieber einen Rückzieher machen und sie über mich lachen lassen, als preiszugeben, was aus meinem Talent geworden ist.«
»Du wirst keinen Rückzieher machen«, erklärte Isabella. »Du wirst diese verdammte Wette gewinnen. Wenn alles, was du malen kannst, ich bin, dann wirst du eben mich malen.«
Macs Nacken färbte sich plötzlich rot vor Zorn. »Den Teufel werde ich tun. Ich habe dir gesagt, dass ich nicht will, dass meine sogenannten Freunde Bilder von dir sehen. Diese Bilder waren nur für meine Augen bestimmt.«
»Du kannst den Körper malen, ohne meine Gesicht zu zeigen, oder nicht? Du kannst meine Haarfarbe ändern. Oder Molly engagieren, wenn du wieder nach London fährst, und ihr Gesicht statt meinem einfügen. Mir macht das nichts aus.«
»Malen auf Bestellung? Wähle Gliedmaßen und Köpfe, um es dem Betrachter gefällig zu machen? Gott bewahre!«
»Um Himmels willen, Mac, sie sind doch nicht für eine Pariser Ausstellung gedacht. Du sollst mit ihnen eine Wette gewinnen, die du mit ein paar widerlichen Männern in deinem Club eingegangen bist. Zeig ihnen die Bilder und dann zerschneide sie, wenn du es willst. Ich will nicht, dass du von irgendwelchen dummen kleingeistigen Lords kleingemacht wirst, die den ganzen Tag nichts anderes zu tun haben, als sich auszudenken, wie sie andere verspotten können.«
Macs Lächeln kehrte zurück, zusammen mit einem Aufblitzen seiner alten Verruchtheit. »Meine Güte, du beschützt dein Wrack von Ehemann aber vehement.«
»Wenn ich dabei behilflich sein kann, Dunstan und Randolph Manning ihr höhnisches Mundwerk zu stopfen, werde ich das tun.«
»Ich versichere dir, mir ist es vollkommen egal, was diese Burschen über mich denken.«
»Dass es dir egal ist, weiß ich, aber ich hasse den Gedanken, dass sie über dich lachen, dass sie sagen, du seiest weich und schwach und … und … impotent.«
Mac brach in Lachen aus. Ganz leicht legte er die Arme um Isabellas Schultern. »Wenn du mich überreden willst, erotische Bilder von dir zu malen, meine Liebe, werde ich ganz sicher nicht mit dir darüber streiten. Ich wäre ja verrückt. Aber du überlässt es bitte mir, ob ich diese verdammte Wette gewinnen will.«
Wenn er so wie jetzt aussah, wie der alte Mac, charmant und lächelnd und sie herausfordernd, dann wollte Isabella ihr ganzes Leben um ihn herumweben und nichts anderes mehr tun. Das Wissen, dass die Ehe mit Mac nie leicht gewesen war, verblasste zu einem Nichts angesichts seines Lächelns. Sie hatte ihn damals geliebt, und sie liebte ihn auch heute noch. Sie hatte nie damit aufgehört. Aber Entscheidungen – Entscheidungen waren die Hölle.
»Also gut«, sagte sie. Sie wusste, sie hatte zu schnell nachgegeben, denn Mac kniff argwöhnisch die Augen zusammen. »Es ist deine Wette. Mach, was du willst.« Sie schlüpfte just in dem Moment aus seiner Umarmung, als ein Gongschlag durch das Haus hallte. »Meine Güte, ist das der Gong zum Abendessen? Ich habe mich noch nicht einmal umgezogen.«
Mac stellte sich zwischen sie und die Tür, als Isabella Anstalten machte zu gehen. Seine Augen glitzerten gefährlich. »Ich werde dich beim Wort nehmen, meine Schöne. Wir werden uns hier treffen, morgen Vormittag um zehn. Ist das zu früh? Oder lässt das Ihrer Ladyschaft genügend Zeit, aufzustehen und zu frühstücken?«
»Um neun. Dann werde ich von meinem Morgenritt zurück sein.«
»Also dann um neun.« Mac zog eine Augenbraue hoch. »Und mach dir nicht die Mühe, dich umzuziehen.«
Isabella errötete, aber sie bewahrte ihre kühle Stimme. »Ich werde meinen dicksten Morgenmantel tragen. Ich weiß, dass du immer vergisst, dich um das Feuer zu kümmern, wenn du arbeitest.«
Macs Blick glitt über ihre Kehle zu ihrem Busen, als könnte er durch ihr Kleid das
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