Das Werben des Lord MacKenzie
sehen, was er morgen malen wollte. »Wie du wünschst. Bis dann, Mylady.«
»Bis zum Abendessen, meinst du wohl. Es sei denn, du hast vor, dich in deinem Zimmer zu verstecken und dich uns bei Tisch nicht anzuschließen.«
Mac grinste wieder. »Das würde mir nicht im Traum einfallen.«
Isabella warf ihm einen bezwingenden Blick zu, während sie davonrauschte, aber sein dunkler Blick brachte ihr Herz zum Rasen. Kein Mann konnte eine Frau so ansehen wie Mac. Dieser Blick bewirkte, dass sie sich begehrt fühlte, einzigartig. Er sah sie an, als stellte er sich vor, dass sie nackt und erregt unter ihm lag. Er war ein verruchter Mann, und er wollte verruchte Dinge mit ihr tun.
Mac lachte hinter ihr her, wie er es immer tat, wenn sie wütend davonging, weil er ganz genau wusste, dass Isabella ebenso verruchte Dinge mit ihm tun wollte.
12
Die Kälte zwischen unserem Lord und unserer Lady in der Mount Street schwindet augenscheinlich, ganz so, wie der harte Winter dem ersehnten Frühling weicht. Der Lord verkündete allen, dass ein kleiner MacKenzie zu Beginn der kommenden Saison sein Debüt haben werde.
– Mai 1877
Mac bereitete seine Leinwand und sein Atelier frühzeitig vor, um rechtzeitig damit fertig zu sein, wenn Isabella kam. Sie sollte keine Zeit haben, ihre Meinung zu ändern.
Wenn sie überhaupt kommen würde. Isabella hatte beim Abendessen nie direkt das Wort an ihn gerichtet, sie hatte ihn aber auch nicht, wie noch in Doncaster, mit frostigem Schweigen gestraft. Sie hatte mit Beth geplaudert, mit Hart Meinungen ausgetauscht und Ian in eine Unterhaltung hineingezogen.
Mac hatte Ian beobachtet und sich über dessen Veränderung gewundert. Sein seelenverletzter jüngerer Bruder, der sich in sich selbst zurückziehen konnte, bis niemand ihn mehr erreichte, war sehr gesprächig gewesen – jedenfalls für Ians Verhältnisse –, und ein Lächeln hatte um seinen Mund gelegen, wann immer er seine Frau angesehen hatte.
Genau genommen hatte Ian noch immer ein Problem damit, einen Blick zu erwidern – außer, wenn er von Beth kam. Überdies hing er geradezu an Beths Lippen, wenn sie etwas sagte. Er beobachtete ihre Lippen, als gefiele ihm deren Form. Auch konnte er der Unterhaltung der anderen viel besser folgen als früher. Es gab kein Sichzurückziehen mehr, keine »Konfusion«, wie Ian es nannte, keine plötzlichen Wutanfälle. Ian, der immer Probleme damit gehabt hatte, seine Gefühle auszudrücken und zu zeigen, sah Beth mit unverhüllter Liebe an. Beth hatte seinen kleinen Bruder gerettet, und dafür würde Mac ihr ewig dankbar sein.
Ian bemerkte, dass Mac ihn während des Essens ansah, und warf ihm einen triumphierenden Blick zu. Verdammt frech. Nachdem die Brüder sich jahrelang bemüht hatten, an ihn heranzukommen, hatten letztlich zwei wunderschöne Frauen ihm die Welt zugänglich gemacht – Isabella durch die Liebe einer Schwester und Beth durch die Liebe einer Ehefrau. Und darauf konnte er sich verdammt noch mal etwas einbilden, oder etwa nicht?
Nach dem Abendessen hatte sich Mac in sein Atelier zurückgezogen und alle Vorbereitungen für den kommenden Vormittag getroffen. Er hatte ein paar Stunden auf der Chaiselongue im Atelier geschlafen, war dann aufgestanden und hatte in seinem Malerkilt, den alten Stiefeln und dem roten Tuch, das sein Haar schützte, zu malen begonnen, lange bevor Isabella kommen würde.
Als sie um Punkt neun Uhr ohne anzuklopfen das Atelier betrat, beugte sich Mac gerade über seinen Arbeitstisch, um Farben zu mischen. Er schaute sich nicht um, als Isabella die Tür schloss. Etwas Seidiges raschelte, und seine Hände begannen zu zittern.
»Du meine Güte, es ist tatsächlich warm hier drinnen«, sagte Isabella verwundert. »Ich habe meinen wärmsten Morgenrock angezogen, aber offensichtlich hast du dich doch um das Feuer gekümmert.«
Mac hielt den Blick entschlossen auf die Farben gerichtet, die er mischte. »Das war Bellamy. Wir können doch nicht zulassen, dass Ihre Ladyschaft sich den Tod holt, nicht wahr? Versperr die Tür, Liebes, es sei denn, du willst, dass jemand von der Familie hereinplatzt und dich hüllenlos sieht.«
Das Schloss klickte, und Isabellas Morgenrock wisperte, als sie das Atelier durchquerte. »Soll ich hier sitzen?«
Mac beschäftigte sich weiter damit, den genauen Gelbton anzumischen, der ihn berühmt gemacht hatte. »Mmmhmm.«
»Bis du so weit bist, werde ich es mir bequem machen.«
Mac mischte mit einem kleinen Spachtel energisch weiter
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