Das Werben des Lord MacKenzie
vernunftbegabte Frau von fünfunddreißig hatte Miss Westlock es als sicher angenommen, dass sie nicht abgewiesen würde, und ihr Gepäck bereits mitgebracht. Sie zog sofort in das Zimmer neben dem Kinderzimmer ein und übernahm ihre Pflichten.
Isabella plante, den Rest des Tages auszupacken und dann einkaufen zu gehen. Es gab viele Dinge zu besorgen – einen Kinderwagen, Windeln, Babymöbel, Kleidung, Spielzeug. Mac überließ ihr dieses Feld allein und teilte ihr mit, er würde mit Bellamy in die Mount Street fahren, um zu sehen, wie weit die Handwerker mit ihren Arbeiten vorangekommen seien. Es endete damit, dass er Aimee und Miss Westlock mitnahm, weil Aimee unmissverständlich zu erkennen gegeben hatte, dass sie noch nicht bereit war, Mac aus den Augen zu lassen.
Isabella empfand Heiterkeit, aber auch eine Spur von Traurigkeit, als sie Mac, das Kind auf dem Arm, in seine Kutsche steigen sah. Miss Westlock folgte mit einer großen Tasche voll nützlicher Dinge. Isabella und Mac waren sehr eng zusammen gewesen, seit sie London verlassen hatten; jetzt kam es Isabella seltsam vor, sich umzudrehen und nicht über ihn zu stolpern.
Dreieinhalb Jahre habe ich ohne ihn gelebt , dachte sie bei sich. Dreieinhalb Jahre . Und doch, ein Nachmittag ohne Mac, und das Haus schien leer zu sein. Sie beschloss, das beste Gegenmittel sei, sich zu beschäftigen. Sie ließ die Kutsche vorfahren und sich zur Regent Street bringen.
Isabella entdeckte, dass es ihr Spaß machte, für Aimee einzukaufen. Sie schaute sich in so vielen Läden um, dass Evans begann, etwas über Schuhsohlen zu grummeln, die allmählich dünn gelaufen seien. Isabella beruhigte Evans und belud deren Arme mit Bilderbüchern, Bauklötzen, einem winzig kleinen Teeservice und einer Puppe, die halb so groß wie Evans war. Die Bekannten, die Isabella bei ihrer Einkaufstour traf, zeigten unverhohlene Neugierde, und Isabella erzählte ihnen ohne Umschweife, dass sie vorhabe, ein Kind zu adoptieren. Sie würden es früher oder später ja doch erfahren, sagte sie sich. Und sie hatte nicht vor, aus Aimee ein Geheimnis zu machen.
Als sie nach Hause zurückkehrte, fand Isabella auf dem Tisch in der Halle einen Brief von Ainsley Douglas vor. Mac war noch nicht zurückgekehrt, deshalb ging Isabella gleich in ihr Zimmer, um den Brief zu lesen.
Sie las die Nachricht ein zweites Mal und küsste dann die Zeilen. »Gott segne dich, Ainsley, meine alte Freundin«, sagte sie und steckte den Brief in ihren Ausschnitt.
Als Mac mit der schlafenden Aimee auf dem Arm nach Hause kam, fand er Isabella im Kinderzimmer vor. Miss Westlock hatte noch einige Dinge zu erledigen, sodass Mac die Kleine ins Bett brachte.
Isabella stand am Fenster des Kinderzimmers und blickte hinaus in den blasser werdenden Nachmittag, dabei streichelte sie das goldblonde Haar einer riesigen Puppe, die auf der Fensterbank saß. Mac legte die schlafende Aimee in ihr Bett, deckte sie mit einer Decke zu und trat zu Isabella.
Sie wandte sich nicht um. Ein zufälliger Sonnenstrahl berührte ihr Gesicht, und der Kummer, den Mac darauf sah, brach ihm fast das Herz.
Er berührte sie an der Schulter. »Isabella.«
Als sie sich zu ihm umwandte, hatte sie Tränen in den Augen. Sie öffnete den Mund, als wollte sie ihr Weinen entschuldigen, aber die Worte kamen nicht. Mac öffnete die Arme, und Isabella flüchtete sich in sie hinein.
Erinnerungen überfluteten Mac, als er Isabella so an sich gedrückt hielt. Denk nicht zurück. Lass den Schmerz nicht zu.
Aber Erinnerungen waren etwas Gnadenloses.
So deutlich, als sei es gestern gewesen, sah er sich in Isabellas Schlafzimmer in dem Haus in der Mount Street gehen, nachdem sie ihr Kind verloren hatte. Er war wieder betrunken, obwohl Ian alles versucht hatte, damit er nüchtern ankam.
Im Zug von Dover nach London setzte Mac eine Flasche Whisky an die Lippen, weil er den schrecklichen Schmerz auszulöschen versuchte, der in seinem Innern tobte. Er hatte noch nie so wie jetzt empfunden, nicht einmal, als seine Mutter gestorben war. Er hatte seiner Mutter nie nahegestanden, hatte sie im Grunde kaum gekannt. Sein Vater hatte die Brüder von der Duchesse ferngehalten, denn die Eifersucht des alten Dukes hatte sich auch auf seine Söhne erstreckt. Letztendlich war die Duchesse durch seine obsessive Eifersucht gestorben.
Macs Kummer um seine Mutter war nichts im Vergleich zu dem, was er empfand, als er endlich begriff, was Ian ihm klarzumachen versuchte: dass Isabella ihr
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