Das Werben des Lord MacKenzie
Liebe, ich bin viel zu erschöpft, um wieder aufzustehen und zu gehen.«
»Dann werde ich es tun.« Isabella war halb aus dem Bett, als Macs starker Arm sie zu sich zurückzog.
»Es ist viel zu spät, um im Haus herumzugeistern, Liebes. Du wirst die Dienstboten stören, und die haben sich ihren Schlaf verdient.«
Isabella sank resigniert unter die Decke, und Mac legte sich zurück und schob die Hände unter den Kopf. Isabella musste sich zwei Dinge eingestehen – dass sie sich viel zu wohl in diesem warmen Bett fühlte, um es zu verlassen, und dass es ein angenehmer Anblick war, Mac neben sich liegen zu haben.
Seine breiten Schultern bedeckten das Kopfkissen, seine angewinkelten Arme nahmen sogar noch mehr Platz ein. Ein Schopf dunkelroter Haare bedeckte jede Armgrube, und sein Kinn war mit Bartstoppeln überzogen. Seine Augen hinter den halb geschlossenen Lidern glänzten wie Kupfer.
Isabella erinnerte sich an die Nacht, in der Mac sie zum ersten Mal zu sich nach Hause gebracht hatte. Sie hatte auf der Bettkante gesessen und hingerissen zugeschaut, als er sich ausgezogen hatte. Das fesselnde Wunder seines Körpers hatte sie ihre eigene Scheu fast vergessen lassen. Sie hatte noch nie zuvor einen Mann anders als vollständig bekleidet geschweige denn nackt gesehen. In Earl Scrantons Haus waren nicht einmal Hemdsärmel geduldet.
Und dann hatte Isabella Mac erblickt, staunenswert und nackt. Sein Körper war hart gewesen, sein Verlangen nach ihr offensichtlich. Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt, sie angelacht und war nicht im Mindesten verlegen gewesen.
Während sie sittsam auf seinem Bett gesessen hatte, eingehüllt in seinen Morgenrock, hatte sie begriffen, dass dies Macs Ziel gewesen war, seit er sie das erste Mal gesehen hatte: sie hierherzubringen, in sein Schlafzimmer. Es war ihm nicht darum gegangen, zu flirten oder einen Tanz zu ergattern oder ihr einen Kuss zu stehlen. Selbst ihre überstürzte Heirat war nicht seine ultimative Absicht gewesen. Mac hatte die ganze Zeit nur dies gewollt: sie in sein Schlafzimmer zu bringen, sie anzulächeln, während sie auf seinem Bett saß. Das Flirten, Tanzen, Küssen und Heiraten waren einfach nur die Mittel gewesen, um sie zu bekommen.
Und Isabella, dummes Mädchen, das sie war, erlag ihm bereitwillig.
Als sie sich jetzt neben ihm auf den Ellbogen stützte, um ihn besser ansehen zu können, gelangte Isabella zu dem Schluss, dass dieses dumme Mädchen von damals sie nie verlassen hatte. Sie war noch immer von Macs Körper fasziniert.
Mac strich sanft über ihre verletzte Lippe. »Das sieht schon viel besser aus.«
»Miss Westlock hat mir eine Kompresse gemacht.«
»Die hervorragende Miss Westlock.« Macs Berührung war sanft, aber in seinen Augen loderte Zorn. »Ich habe den ganzen Nachmittag und einen Gutteil der Nacht damit verbracht, diesen Bastard aufzuspüren, aber er ist schwer zu finden.«
Isabella zog sich alarmiert zurück. »Du bist auf der Suche nach ihm gewesen? Mac, er ist offensichtlich gefährlich. Sei vorsichtig.«
»Oh nein, ich bin gefährlich, Liebes! Ich habe vor, ihn umzubringen – dafür, dass er dich angefasst hat.«
»Damit ich zusehen muss, wie man dich wegen Mordes aufhängt? Geh zur Polizei und überlasse es ihr, den Mann zur Strecke bringen.«
»Ich war bei der Polizei. Inspektor Fellows weiß, wer der Mann ist und wo er sich aufgehalten hat, aber leider weiß er nicht, wo er jetzt steckt. Er hat mir gesagt, seine Männer seien an der Sache dran, aber bis jetzt ist Mr Payne ihnen stets entwischt.«
»Payne ist der Name deines Doppelgängers?«
Mac nickte und berichtete, was er erfahren hatte.
»Meinst du, er wird in seine Wohnung zurückkehren?«, fragte sie, als er geendet hatte.
»Wenn ein großer rasselnder Polizist davor steht? Er wird wohl klüger sein, als das zu tun.«
»Und weiß Fellows, warum Mr Payne vorgibt, du zu sein?«
»Genau das habe ich ihn gefragt.« Mac barg den Kopf in seinen Händen und betrachtete nachdenklich den Baldachin über ihnen. »Nur ein Verrückter würde so tun, als sei er ich. Ich habe mir drei Jahre lang gewünscht, nicht ich zu sein.«
»Das wäre aber schade.«
Sie erwartete, dass Mac auf ihre Bemerkung etwas erwiderte, aber in seinen Augen lag Vorsicht. »Meinst du das wirklich, Liebes?«
»Natürlich meine ich das.«
Sie hatte einmal zu Mac gesagt, dass er niemals irgendetwas nur halb tat. Er neige zu Extremen, was ihn einerseits interessant, es aber gleichzeitig höchst
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