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Das Werk - 14

Das Werk - 14

Titel: Das Werk - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Käfig gesperrte Adler, als bereits Kameraden von ihnen mit ihren Schuljungenärmeln über die kleinen Marmortische wischten und um die Zeche Karten spielten. Dieses provinzielle Leben, das die jungen Leute schon ganz zeitig mit dem Getriebe seiner Tretmühle erfaßte, der Klub, an den man sich gewöhnte, die Zeitung, die bis zu den Anzeigen Buchstabe für Buchstabe gelesen, die Partie Domino, die immer wieder von vorn begonnen wurde, derselbe Spaziergang auf derselben breiten Straße zur selben Stunde, das schließliche Verblöden unter diesem Mühlstein, der die Hirne platt walzte, empörte sie; sie verwahrten sich dagegen, indem sie die benachbarten Hügel erkletterten, um dort ungeahnte Einsamkeiten zu entdecken, unter dem trommelnden Regen Verse aufsagten und sich nicht unterstellen wollten, weil sie die Städte haßten. Sie nahmen sich vor, am Ufer der Viorne zu kampieren, dort wie Wilde zu leben, die Freude ständigen Badens zu genießen, mit fünf oder sechs Büchern, nicht mehr, die für ihre Bedürfnisse ausgereicht hätten. Das Weib war aus alledem verbannt, sie waren schüchtern und ungeschickt, was sie sich mit der Sittenstrenge von Lausejungen, die sich überlegen fühlten, hoch anrechneten. Claude hatte sich zwei Jahre lang vor Liebe zu einem Hutmacherlehrmädchen verzehrt, dem er jeden Abend von weitem folgte; und niemals hatte er die Kühnheit aufgebracht, das Mädchen anzusprechen. Sandoz träumte von Damen, denen man auf Reisen begegnet, von sehr schönen Mädchen, die in einem unbekannten Wald auftauchten, die sich einen ganzen Tag hingaben und sich dann wie Schatten in der Abenddämmerung verflüchtigten. Ihr einziges galantes Abenteuer belustigte sie jetzt noch, so dumm erschien es ihnen: Ständchen, die sie zwei kleinen Fräulein zu der Zeit gebracht hatten, als sie zur Kapelle des Gymnasiums gehörten; Nächte, die sie unter einem Fenster mit Klarinette und Pistonspiel verbracht hatten; gräßliche Kakophonien, die die Bürger des Viertels in Schrecken versetzten, bis zu dem denkwürdigen Abend, an dem die aufgebrachten Eltern über ihnen alle Nachttöpfe der Familie ausgegossen hatten.
    Ach! Glückliche Zeit, und welch gerührtes Lachen bei der unbedeutendsten Erinnerung! Die Wände des Ateliers waren gerade jetzt von einer Reihe Skizzen bedeckt, die der Maler auf einer kürzlichen Reise dort unten angefertigt hatte. Das war, als sähen sie rings um sich die Horizonte von einst wieder, den glühenden blauen Himmel über der fahlroten Flur. Dort erstreckte sich eine Ebene, auf der Olivenbäume kleine grauschimmernde Buckel bildeten, bis zu den rosigen Zacken der fernen Hügel; hier versickerte zwischen den von der Sonne versengten rostfarbenen Hängen das Wasser der Viorne unter dem Bogen einer alten, mit Staub überpuderten Brücke, an der als einziges Grün verdurstete Büsche standen. Weiter weg öffnete die Schlucht Infernets17 ihren klaffenden Einschnitt inmitten ihres Felsengerölls, eines ungeheuren Chaos, einer wüsten Einöde, die ihre Steinwogen bis ins Unendliche wälzte. Dann alle möglichen wohlvertrauten Stellen: das kleine Tal Repentance18, das so eng, so schattig und inmitten der verkohlten Felder kühl wie ein Wäldchen war; das Gehölz TroisBonsDieux19, dessen Tannen mit ihrem harten, lackglänzenden Grün unter der prallen Sonne ihr Harz ausweinten; der Jas de Bouffan, der weiß wie eine Moschee inmitten seiner weiten Äcker lag, die wie Bluttümpel aussahen; und noch andere Stellen, Stücke blendender, sich windender Landstraßen, Hohlwege, in denen die Hitze die gebratene Haut der Kieselsteine mit Blasen zu überziehen schien, durstige Sandzungen, die Tropfen um Tropfen den Fluß austranken, Maulwurfslöcher, Gemsenpfade, Gipfel im Azur des Himmels.
    »Sieh mal einer an!« rief Sandoz, während er sich einer Studie zuwandte. »Wo ist denn das?«
    Entrüstet schwenkte Claude seine Palette.
    »Was! Du entsinnst dich nicht? Wir haben uns dort beinahe die Knochen gebrochen. Du weißt doch, an dem Tag, an dem wir mit Dubuche vom Jaumegarde Grund hochgeklettert sind. Da war’s glatt wie eine Handfläche, wir krallten uns mit den Fingernägeln fest; aber auf halber Höhe konnten wir weder höher steigen noch wieder hinunterkommen … Als wir dann endlich oben waren und die Koteletts gebraten werden sollten, hätten wir zwei uns beinahe geprügelt.«
    Nun erinnerte sich Sandoz.
    »Ach ja, ach ja, jeder sollte sein Kotelett auf Rosmarin Stäbchen braten lassen, und als meine

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