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Das Werk - 14

Das Werk - 14

Titel: Das Werk - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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ihm in Paris Berthou, der berühmte Maler von »Nero im Zirkus«, dessen Atelier er sechs Monate lang besucht hatte, nicht immer wieder gesagt, er werde niemals etwas zustande bringen? Ach, wie tat es ihm jetzt leid um diese sechs Monate dummen Umhertappens, alberner Übereien unter der Fuchtel eines Biedermanns, in dessen Nischel es so ganz anders aussah als in seinem! Es kam mit ihm so weit, daß er gegen die Arbeit im Louvre21 vom Leder zog; er würde sich, so sagte er, eher eine Hand abhacken, als daß er dorthin zurückkehre, um sich das Auge an einer jener Kopien zu verderben, die einem für immer den Blick für die Welt, in der man lebt, versauen. Gab es denn in der Kunst etwas anderes als das, was man im Bauch hatte? Beschränkte sich nicht alles darauf, ein Prachtweib vor sich hinzupflanzen, es dann so wiederzugeben, wie man es auffaßte? War ein Bund Mohrrüben, ja, ein Bund Mohrrüben, unmittelbar studiert, naiv, in der persönlichen Note gemalt, in der man es sieht, nicht ebensoviel wert wie die ewigen Schinken der Ecole des BeauxArts, wie diese Malerei mit Kautabakbrühe, die schändlicherweise nach Rezepten gekocht wird? Der Tag nahte, an dem eine einzige Mohrrübe eine Revolution bedeuten würde. Deshalb begnügte er sich damit, ins Atelier Boutin malen zu gehen, in ein freies Atelier, das ein ehemaliges Modell in der Rue de la Huchette unterhielt. Wenn er seine zwanzig Francs entrichtet hatte, fand er dort Aktmodelle, Männer und Frauen, um in seinem Winkel mit ihnen eine Orgie zu veranstalten; und er ereiferte sich, er vergaß Trinken und Essen dabei, rang rastlos mit der Natur, war versessen auf Arbeit neben den Stutzern, die ihm Unwissenheit und Faulheit vorwarfen und die eingebildet über ihre Studien sprachen, weil sie unter dem Auge eines Lehrers Nasen und Münder kopierten. »Hör mal, Alter, wenn einer von diesen Fatzken da einen Rumpf zustande bringt wie diesen hier, soll er raufkommen und mir das sagen, und wir können dann miteinander reden.«
    Mit dem Ende seines Pinsels zeigte er auf eine Aktstudie, die in der Nähe der Tür an der Wand hing. Sie war großartig, mit meisterhafter, großzügiger Pinselführung hingeworfen; und daneben hingen noch weitere wunderbare Stücke, erlesene Mädchenfüße von feiner Wirklichkeitstreue; der Bauch einer Frau vor allem, ein atlasglatter, vom Blut, das unter der Haut floß, bebender lebensvoller Schoß. In den seltenen Stunden des Zufriedenseins empfand er Stolz auf diese paar Studien, die einzigen, an denen er nichts auszusetzen hatte, jene, die auf einen großen Maler schließen ließen, der wunderbar begabt war und der durch jähe, unerklärliche Anfälle von Unvermögen behindert wurde.
    Heftig redete er weiter, pfuschte mit großen Strichen die Samtjacke hin und peitschte sich in eine Unerbittlichkeit des Urteils hinein, die niemand verschonte.
    »Alles Achtgroschenkleckser, die sich ihren Ruf erschlichen haben, Dummköpfe oder Schlauberger, die vor der öffentlichen Dummheit auf Knien liegen. Kein Kerl dabei, der den Spießern eine Ohrfeige verabreicht! – Da! Papa Ingres22, bei dessen schleimiger Malerei mir speiübel wird? Na ja, der ist trotzdem ein verteufelter Bursche, und ich finde, er hat viel Schneid, und ich ziehe den Hut vor ihm, denn er pfeift auf alles, er hatte eine tolle Art zu zeichnen, die er diese Idioten zu schlucken gezwungen hat, die heute annehmen, sie verstünden ihn … Nach dem aber, verstehst du, gibt es nur noch zwei, Delacroix23 und Courbet24. Alles übrige ist Lumpenpack … He? Der alte romantische Löwe, was für eine stolze Art der hat! Der setzt einem Dekorationen hin, die er in allen Farbtönen flammen läßt! Und wie der rangeht! Der würde alle Mauern von Paris über und über bemalt haben, wenn man sie ihm gegeben hätte: seine Palette brodelte und kochte über. Ich weiß wohl, daß das nur Phantasterei war, na wenn schon! Das juckt mich, so möchte ich’s auch machen, das brauchte man, um die ganze Ecole des BeauxArts in Brand zu stecken … Dann ist der andere gekommen, ein tüchtiger Arbeiter, der wahrhaftigste Maler des Jahrhunderts, und mit einem absolut klassischen handwerklichen Können, was nicht einer dieser Trottel gespürt hat. Sie haben ihn ausgejohlt, weiß Gott! Sie haben ihm Profanierung, Realismus vorgeworfen, dabei war dieser berühmte Realismus kaum in den Themen zu finden, während die Art zu sehen die der alten Meister blieb und in der Ausführung, die schönen Stücke unserer Museen

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