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Das Werk - 14

Das Werk - 14

Titel: Das Werk - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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gut, daß ich nicht eifersüchtig auf dich sein kann, sonst würdest du mich sehr unglücklich machen.«
    Aber die Tür war aufgegangen, und Mathilde kam herein, gefolgt von Jory. Sie trug eine kostbare Toilette, eine Tunika aus kapuzinerbraunem Samt über einem strohgelben Seidenrock, Brillanten in den Ohren und einen großen Rosenstrauß am Mieder. Und zu seinem Erstaunen erkannte Claude sie nicht wieder, die üppig, rund und blond geworden war, so mager und verbrutzelt sie einst gewesen. Ihre beunruhigende Dirnenhäßlichkeit zerfloß in einer spießigen Aufgeschwemmtheit des Gesichts; ihr Mund, der einst schwarze Zahnlücken aufwies, zeigte nun blendendweiße Zähne, wenn sie zu lächeln geruhte und dabei geringschätzig die Oberlippe hochzog. Man spürte, sie war übertrieben ehrbar, ihre fünfundvierzig Jahre verliehen ihr Gewicht neben ihrem jüngeren Mann, der ihr Neffe zu sein schien. Das einzige, was sie beibehalten hatte, waren die aufdringlichen Parfüms, sie übergoß sich mit den stärksten Essenzen, als wolle sie sich die Gerüche würziger Pflanzenstoffe, mit denen der Kräuterladen sie durchtränkt hatte, aus der Haut reißen; aber die Bitterkeit des Rhabarbers, die Herbheit des Holunders, die Flammenhitze der Pfefferminze hafteten ihr weiter an; und der Salon füllte sich, sobald sie ihn durchschritt, mit einem undefinierbaren Apothekengeruch, der mit einem scharfen Duft von Moschus versetzt war.
    Henriette, die aufgestanden war, lud sie ein, Christine gegenüber Platz zu nehmen.
    »Sie kennen sich doch, nicht wahr? Sie sind sich doch schon hier begegnet.«
    Mathilde warf einen kühlen Blick auf das bescheidene Kleid dieser Frau, die, wie es hieß, lange mit einem Mann zusammen gelebt hatte, ohne mit ihm verheiratet gewesen zu sein. Sie war in diesem Punkt übermäßig streng, seit die Duldsamkeit der Literaten und Künstlerwelt ihr selber Zugang zu einigen Salons verschafft hatte. Übrigens nahm Henriette, die sie nicht ausstehen konnte, nach den Floskeln, die die Höflichkeit unbedingt erforderte, ihr Gespräch mit Christine wieder auf.
    Jory hatte Claude und Sandoz die Hände gedrückt, und während er mit ihnen vor dem Kamin stand, entschuldigte er sich bei Sandoz wegen eines an diesem Morgen in seiner Zeitschrift erschienenen Artikels, der übel mit dem Roman des Schriftstellers umsprang.
    »Mein Lieber, du weißt ja, man ist nie Herr im eigenen Hause … Ich müßte alles allein machen, aber ich habe so wenig Zeit! Stell dir vor, daß ich diesen Artikel nicht einmal gelesen habe, weil ich mich auf das verließ, was man mir sagte. Du kannst dir also meinen Zorn vorstellen, als ich ihn vorhin überflogen habe … Ich bin untröstlich, untröstlich …«
    »Laß gut sein, ist schon in Ordnung«, antwortete Sandoz gelassen. »Nun, da meine Feinde anfangen, mich zu loben; müssen mich doch meine Freunde angreifen.«
    Wiederum öffnete sich die Tür einen Spalt breit, und Gagnière schlüpfte leise herein. Er sah aus wie ein schwankender Schatten. Er kam geradewegs aus Melun, und zwar ganz allein, denn er zeigte seine Frau niemandem. Wenn er so zum Abendessen kam, brachte er an seinen Schuhen noch den Staub der Provinz mit, den er am selben Abend wieder zurücktrug, wenn er einen Nachtzug nahm. Übrigens veränderte er sich nicht, er schien mit zunehmendem Alter jünger zu werden, er wurde alt und erblondete dabei.
    »Sieh an! Gagnière ist ja da!« rief Sandoz.
    Als Gagnière sich aufraffte, die Damen zu begrüßen, kam Mahoudeau herein. Er war bereits weiß geworden, hatte ein hohlwangiges, scheues Gesicht, in dem Kinderaugen flackerten. Er trug immer noch eine zu kurze Hose und einen Gehrock, der im Rücken Falten warf, obwohl er jetzt viel Geld verdiente, denn der Bronzenhändler, für den er arbeitete, hatte reizende Statuetten von ihm in Mode gebracht, die man auf den Kaminen und Konsolen der Spießbürger zu sehen begann.
    Sandoz und Claude hatten sich neugierig umgedreht, um sich die Begegnung Mahoudeaus mit Mathilde und Jory nicht entgehen zu lassen. Aber die Sache verlief ganz einfach. Der Bildhauer verneigte sich ehrerbietig vor ihr, als der Ehemann in seiner erhaben heiteren Unbekümmertheit glaubte, ihn ihr, wohl zum zwanzigsten Mal vielleicht, vorstellen zu müssen.
    »Und das ist meine Frau, Kumpel! Gebt euch die Hand!«
    Da gaben sich Mathilde und Mahoudeau mit sehr ernster Miene als Leute von Welt, die man zu einer ein wenig raschen Vertraulichkeit zwingt, die Hand. Aber sobald sich

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