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Das Werk - 14

Das Werk - 14

Titel: Das Werk - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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müssen?«
    »Allerdings könnten Sie uns«, warf Claude ein, »einen großartigen Dienst erweisen, indem Sie sich für unsere Gemälde einsetzen.«
    »Aber laßt das doch! Ich würde euch Scherereien machen … Ich zähle nicht. Ich stelle nichts dar.«
    Alle erhoben lärmend Einspruch.
    Fagerolles schrie mit schriller Stimme:
    »Als ob der Maler der ›Hochzeit auf dem Dorfe‹ nicht zählt!« Aber Bongrand ging hoch, stand da mit rot angelaufenem Gesicht.
    »Laßt mich in Frieden mit der ›Hochzeit‹! Die fällt mir allmählich auf die Nerven, die ›Hochzeit‹, laßt euch das gesagt sein … Wahrhaftig, sie wird für mich zu einem Alpdruck, seit man sie ins LuxembourgMuseum gesteckt hat.«
    Diese »Hochzeit auf dem Dorfe« war bis jetzt sein Meisterwerk geblieben: ein ausgelassener Hochzeitszug durch die Kornfelder, aus der Nähe beobachtete, echte Bauern, die einherschritten wie die Helden eines homerischen Epos. Von diesem Gemälde an datierte eine Entwicklung, denn es hatte eine neue Regel aufgestellt. Im Gefolge von Delacroix und gleichzeitig mit Courbet war dies eine durch Logik gemilderte Romantik, aber mit größerer Genauigkeit der Beobachtung, mit mehr Vollkommenheit in der Ausführung, ohne daß die Natur dabei bereits mit den grellen Farben der Freilichtmalerei frontal angegangen wurde. Jedoch berief sich die ganze junge Schule auf diese Kunst.
    »Es gibt nichts«, sagte Claude, »was so schön ist wie die beiden ersten Gruppen, der Geiger, dann die Braut mit dem alten Bauern.«
    »Und die große Bäuerin erst«, rief Mahoudeau, »die sich umdreht und winkt! Ich hätte Lust, sie zum Vorwurf für eine Statue zu nehmen.«
    »Und wie der Wind in die Kornfelder fährt«, fügte Gagnière hinzu, »und was für hübsche Flecken das Mädchen und der Bursche bilden, die sich ganz in der Ferne schubsen.«
    Mit verlegener Miene und einem leidenden Lächeln hörte Bongrand zu. Als Fagerolles ihn fragte, was er zur Zeit arbeite, antwortete er achselzuckend:
    »Mein Gott! Nichts, kleine Sachen … Ich werde nicht ausstellen, ich möchte einen großen Wurf machen … Ach, wie glücklich seid ihr dran, daß ihr erst am Fuß des Berges steht! Man hat so gute Beine und ist so tapfer, wenn es gilt, da hinaufzukommen! Und wenn man dann oben ist, dann hat man was Rechtes! Dann fangen die Scherereien an. Eine wahre Qual, und mit der Faust muß man dreinschlagen und immer wieder neue Anstrengungen machen, weil man Angst hat, zu rasch wieder runterzupurzeln! – Mein Wort drauf! Man möchte lieber unten sein, um noch alles vor sich zu haben … Lacht nur, ihr werdet schon sehen, ihr werdet eines Tages schon sehen!«
    Die Schar lachte tatsächlich, weil sie glaubten, das sei nicht ernst gemeint, der berühmte Mann tue nur so, was sie ihm übrigens nicht übelnahmen. War es denn nicht die höchste Freude, wie er mit Meister angeredet zu werden?
    Er hatte beide Arme auf die Stuhllehne gestützt und verzichtete darauf, sich verständlich zu machen; schweigend hörte er ihnen zu, zog dann und wann an seiner Pfeife und blies eine dicke Qualmwolke von sich.
    Inzwischen half Dubuche, der Sinn für Hauswirtschaft hatte, Sandoz beim Servieren des Tees. Und der Lärm hielt an. Fagerolles erzählte eine unbezahlbare Geschichte von Vater Malgras, der eine Cousine seiner Frau herlieh, wenn man freundlicherweise eine Aktstudie von ihr anfertigen wollte. Dann kam das Gespräch auf die Modelle; Mahoudeau war wütend, weil schöne Bäuche immer seltener wurden: unmöglich, ein Mädchen mit einem einwandfreien Bauch zu bekommen. Aber auf einmal wurde der Krach noch lauter, man beglückwünschte Gagnière zu einem Kunstliebhaber, den er bei einem Konzert im Palais Royal52 kennengelernt hatte, einem wunderlichen kleinen Rentier53, dessen einziges Laster der Ankauf von Gemälden war. Lachend fragten die anderen, wo der denn wohne. Über alle Bilderhändler zogen sie her, es war wirklich ärgerlich, daß der Kunstliebhaber dem Maler so sehr mißtraute, daß er unbedingt durch einen Zwischenhändler mit ihm verkehren wollte, weil er hoffte, einen Preisnachlaß zu erlangen. Die Brotfrage versetzte sie in noch größere Erregung. Claude legte eine schöne Verachtung an den Tag: man wurde bestohlen, na ja, was machte das schon aus, wenn man ein Kunstwerk geschaffen hatte; und wenn man bloß Wasser zu trinken gehabt hätte! Jory, der erneut niedrige gewinnsüchtige Ansichten geäußert hatte, rief Entrüstung hervor. Raus mit dem Journalisten! Man

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