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Das Werk - 14

Das Werk - 14

Titel: Das Werk - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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zwischen uns beide … Sie werden dich schon in Frieden lassen.«
    Aber solange sie die Hammelkeule aßen, gingen die Spötteleien weiter. Als die Aufwartefrau für ihn noch einen Teller Suppe und ein Stück Rochen aufgetrieben hatte, ulkte er gutmütig mit. Er tat so, als habe er einen Mordshunger, er wischte gierig seinen Teller aus, und er erzählte eine Geschichte von einer Mutter, die ihm ihre Tochter verweigert hatte, weil er Architekt war. So ging es am Ende des Essens sehr laut zu, alle redeten gleichzeitig. Ein Stück Briekäse, die einzige Nachspeise, hatte einen riesigen Erfolg. Man ließ nichts davon übrig. Beinahe hätte das Brot nicht gereicht. Als dann der Wein tatsächlich nicht reichte, trank jeder einen Schluck klares Wasser und schnalzte dabei laut lachend mit der Zunge. Und mit glühendem Gesicht und vollem Bauch gingen sie glückselig wie Leute, die eben sehr üppig gespeist haben, in die Schlafstube hinüber.
    Das waren die gemütlichen Abende bei Sandoz. Selbst wenn es ihm elend ging, hatte er stets einen Gemüsetopf mit seinen Kumpels zu teilen. Er hatte seine helle Freude daran, mit der Schar zusammen zu sein, mit den Freunden, die alle nach derselben Idee lebten. Obwohl er ebenso alt war wie die anderen, strahlte er vor Väterlichkeit, vor glücklicher Biederkeit, wenn er sie alle bei sich sah, um ihn versammelt, Hand in Hand, berauscht von Hoffnung. Da er nur ein Zimmer hatte, stand ihnen auch seine Schlafstube zur Verfügung; und da nicht genügend Platz vorhanden war, mußten sich zwei oder drei auf das Bett setzen. An diesen warmen Sommerabenden blieb das Fenster weit offen, in der klaren Nacht konnte man zwei schwarze Umrisse erkennen, die die Häuser überragten, den Turm der Kirche SaintJacques du HautPas und den Baum der Taubstummenanstalt48. Wenn er viel Geld hatte, gab es Bier. Jeder brachte seinen Tabak mit, das leere Zimmer füllte sich mit Rauch, schließlich schwatzten sie, ohne einander zu sehen, noch sehr spät in der Nacht, inmitten des großen, schwermütigen Schweigens dieses abgelegenen Viertels.
    An diesem Abend kam die Aufwartefrau um neun Uhr und sagte:
    »Herr Sandoz, ich bin fertig, kann ich gehen?«
    »Ja, gehen Sie ruhig … Wasser haben Sie doch aufgesetzt, nicht wahr? Ich gieße den Tee schon selber auf.«
    Sandoz war aufgestanden. Er verschwand gleich hinter der Wirtschafterin und kam erst nach einer Viertelstunde wieder zurück. Zweifellos war er zu seiner Mutter hinübergegangen, um ihr, wie jeden Abend, den Gutenachtkuß zu geben und sie schön zuzudecken, bevor sie einschlief.
    Aber der Stimmenlärm schwoll bereits an.
    Fagerolles erzählte eine Geschichte:
    »Ja, mein Alter, in der Ecole des BeauxArts korrigieren sie sogar die Modelle … Neulich tritt doch Mazel zu mir heran und sagt: ›Die beiden Schenkel sitzen nicht richtig.‹ Da habe ich zu ihm gesagt: ›Sehen Sie doch, Herr Mazel, sie hat eben solche Schenkel.‹ Es handelte sich um die kleine Flore Beauchamp, wißt ihr. Und er sagt zu mir: ›Wenn sie solche Schenkel hat, ist das eben falsch von ihr.‹«
    Sie kugelten sich vor Lachen, besonders Claude, dem Fagerolles die Geschichte erzählte, um sich bei ihm beliebt zu machen. Seit einiger Zeit stand er unter seinem Einfluß; und obwohl er weiter mit der Geschicklichkeit eines Taschenspielers malte, sprach er nur noch von handfester Malerei, bei der die Farben dick aufgetragen wurden, von Stücken Natur, die so, wie sie waren, vor Leben wimmelnd, auf die Leinewand geworfen wurden; was ihn nicht hinderte, sich woanders über die Freilichtmaler lustig zu machen und ihnen vorzuwerfen, sie trügen bei ihren Studien die Farben mit dem Kochlöffel auf.
    Dubuche, der nicht gelacht hatte, weil er sich in seiner Rechtlichkeit gekränkt fühlte, wagte zu antworten:
    »Warum bleibst du denn auf der Ecole des Beaux Arts, wenn du findest, daß man euch da verdummt? Das ist doch ganz einfach, dann schert man sich eben weg,.. Oh, ich weiß, ihr seid alle gegen mich, weil ich die Ecole des BeauxArts in Schutz nehme. Seht mal, mein Gedanke ist der: wenn man ein Handwerk ausüben will, kann es nichts schaden, es zuerst einmal zu erlernen.«
    Wildes Geschrei erhob sich, und es bedurfte Claudes ganzer Autorität, um die Stimmen zu übertönen:
    »Er hat recht, man muß sein Handwerk erlernen. Bloß es ist nicht gerade gut, es unter der Fuchtel von Professoren zu erlernen, die einem ihre eigene Anschauung mit Gewalt in den Nischel rammen … Dieser Mazel, was für

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