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Das Werk - 14

Das Werk - 14

Titel: Das Werk - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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auszustellen, er ließ bestimmt die Ecole des BeauxArts sausen, aber man mußte sehen, mit welcher Geschicklichkeit, um den Preis welchen Kompromisses, eine Malerei, die sich als kühn und wahr aufspielte, ohne eine einzige originelle Note! Und das würde Erfolg haben, die Spießer ließen sich zu gern kitzeln, wenn man sich dabei den Anschein gab, als schmeiße man sie um. Ach, es war höchste Zeit, daß in dieser düsteren Öde des Salons inmitten dieser Schlauberger und dieser Dummköpfe ein wirklicher Maler erschien! Was für ein Platz war da einzunehmen, Himmeldonnerwetter!
    Christine, die heraushörte, daß er sich ärgerte, sagte schließlich zögernd:
    »Wenn du willst, ziehen wir nach Paris zurück.«
    »Wer spricht denn davon?« schrie er. »Man kann mit dir nicht reden, ohne daß du sonstwas witterst.«
    Sechs Wochen später erfuhr er eine Neuigkeit, die ihn acht Tage lang beschäftigte: sein Freund Dubuche vermählte sich mit Fräulein Régine Margaillan, der Tochter des Besitzers von La Richaudiere; und das war eine verzwickte Geschichte, über deren Einzelheiten er sich ungeheuer wunderte und belustigte. Zunächst hatte dieser Kerl, der Dubuche, für den Entwurf eines Parkhäuschens, den er ausgestellt hatte, eine Medaille ergattert, was schon sehr spaßig war, denn der Entwurf, so wurde erzählt, habe von seinem Gönner Dequersonnière erst richtig hingebogen werden müssen, von diesem Dequersonnière, der seelenruhig dafür gesorgt hatte, daß er von der Jury, bei der er den Vorsitz führte, mit einer Medaille ausgezeichnet wurde. Der Gipfel war es dann, daß diese von vorherein feststehende Belohnung die Heirat entschieden hatte. He, ein schöner Schacher, wenn jetzt die Medaillen dazu dienten, gute, bedürftige Studenten in reiche Familien einheiraten zu lassen! Vater Margaillan träumte wie alle Emporkömmlinge davon, einen Schwiegersohn zu finden, der ihm eine Hilfe war, der ihm echte Diplome und elegantes Auftreten mit in sein Geschäft einbrächte: und seit einiger Zeit ließ er diesen jungen Mann nicht mehr aus den Augen, diesen Schüler der Ecole des BeauxArts, der ausgezeichnete Noten bekam, der so fleißig war und von seinen Lehrern so sehr empfohlen wurde. Die Medaille versetzte ihn in Begeisterung, auf einmal gab er seine Tochter her, er nahm diesen Teilhaber, der die Millionen in der Kasse verzehnfachen würde, denn der wußte ja, was man wissen mußte, um gut zu bauen. Übrigens würde die arme Régine, die immer traurig war und kränkelte, auf diese Weise einen kerngesunden Ehemann bekommen.
    »Kannst du dir das vorstellen?« fragte Claude immer wieder seine Frau. »Da muß man aber das Geld lieben, um dieses unglückliche geschundene Kätzchen zu heiraten!« Und als Christine, zu Mitleid gerührt, sie in Schutz nahm, fuhr er fort: »Aber ich hacke ja nicht auf ihr rum. Um so besser, wenn die Ehe ihr nicht den Rest gibt! Sie ist sicher nicht daran schuld, daß der Maurer, ihr Vater, den blöden Ehrgeiz hatte, eine Bürgerstochter zu heiraten, und auch nicht daran, daß sie ihr so Erbärmliches mitgegeben haben: er das von ganzen Säufergenerationen verdorbene Blut, sie das ausgepumpte, von allen Krankheitskeimen einer aussterbenden Rasse ausgezehrte Fleisch. Ach, ein schöner Bankrott inmitten von Hundertsousstücken! Rafft doch, rafft doch ganze Vermögen zusammen, um dann eure Fötusse in Spiritus zu setzen!«
    Er wurde wild, seine Frau mußte ihn umschlingen, ihn in ihren Armen behalten und ihn küssen, und sie mußte lachen, damit er wieder der gute Kerl wie in den ersten Tagen wurde. Dann begriff er, der ruhiger geworden war, er billigte die Heiraten seiner beiden alten Gefährten. Wahrhaftig, jeder von ihnen dreien hatte sich eine Frau genommen! Wie komisch das Leben war!
    Wieder einmal ging der Sommer zu Ende, der vierte, den sie in Bennecourt verbrachten. Niemals sollten sie glücklicher sein, das Dasein war für sie angenehm und billig hier unten in diesem Dorf. Seitdem sie dort wohnten, hatte es ihnen an Geld nicht gefehlt, die tausend Francs Jahresgeld und die paar Gemäldeverkäufe reichten aus für ihre Bedürfnisse; sie hatten sogar etwas sparen können, sie hatten Wäsche gekauft. Dem kleinen Jacques, der zweieinhalb Jahre alt war, bekam das Leben auf dem Lande großartig. Vom Morgen bis zum Abend kroch er zerlumpt und dreckbeschmiert auf der Erde herum, wuchs heran, wie es ihm gefiel, und war von einer schönen, rotbäckigen Gesundheit. Oft wußte seine Mutter nicht

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