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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Rigmundis hat ihr einen Korb Flickwäsche gebracht, aber damit konnte unser zartes Lämmlein nichts anfangen. Schließlich kam Thea auf den hervorragenden Gedanken, sie zum Beten mitzunehmen. Wie wir wissen, ist das zumindest etwas, was sie beherrscht. Die Frau von Clais Wollenschläger ist gestern im Kindbett gestorben, und sie werden dort die Totenwache halten.«
    »Na gut, dann werden sie erst am Abend wiederkommen.«
    Aber darin täuschte sich Almut. Angelika kam bereits am frühen Nachmittag zurück, und zwar in der Begleitung einer fülligen Matrone, die einen Rat von der Apothekerin Elsa benötigte.
    »Die Kleine hat bei den Wollenschlägers so jämmerlich und erschöpft ausgesehen, darum habe ich ihr angeboten, sie mit zu Euch zu nehmen.«
    Angelika war bleich und ließ die Schultern hängen, aber ihre Augen waren klar, und besonders ermattet sah sie nicht aus. Elsa besah sie sich kurz und meinte: »Setz dich hin, du wirst mir gleich zur Hand gehen können!«
    »Ja, Schwester Elsa!«, hauchte Angelika und sank auf einem Höckerchen nieder.
    »Ah, Frau Apothekerin!«, hub die Besucherin an, die sich als Elspeth, die Hökerin, vorstellte. »Seht meine armen Zehen!« Sie streifte die groben Holzschuhe von den Füßen und präsentierte verhornte, verkrümmte Zehen, deren Gelenke rot und geschwollen waren. »Jeder Schritt schmerzt mich, und das, wo ich doch jeden Tag quer durch die Stadt wandern muss mit meinen Waren.«
    Elsa wies der Besucherin einen Platz an ihrem Kamin an und betrachtete sich die Füße eingehend.
    »Da können wir Euch ein wenig Linderung verschaffen! Angelika, du brauchst eine Beschäftigung. Hier, nimm den Mörser und zerkleinere die getrockneten Johannisbeeren.«
    Das Mädchen nickte gehorsam und nahm ungeschickt den Stößel in die Hand. Almut schüttelte den Kopf, nahm ihn ihr weg und zeigte ihr, wie sie damit umzugehen hatte.
    »Ich werde Euch eine Kräutermischung mitgeben, die Ihr in heißem Wasser ziehen lassen müsst. Trinkt jeden Tag einen Becher davon, solange es reicht. Und nun bereite ich Euch einen Umschlag aus Efeublättern zu, Frau Elspeth, wenn Ihr so lange verweilen möchtet.«
    »Nun, heute werde ich keinen Schritt mehr tun. Macht nur, Frau Apothekerin! Ach, was hatten wir heute schon für eine Aufregung! Unser Jan, der Kleinste von meiner Tochter, hatte solch ein Bauchgrimmen.«
    »Was hat er denn gegessen, Frau Elspeth?«
    »Nichts Unrechtes, Frau Apothekerin. Grütze, wie alle anderen auch, und Bier. Aber sonst hat keiner etwas, nur er.«
    »Hat er bei anderen etwas zu sich genommen?«
    »Meine Älteste meint nein. Sie war Gänse hüten, draußen an den Fischteichen, und hat ihn mitgenommen. Aber dann hat er angefangen, sich zu übergeben, und nun hat er Bauchgrimmen und heult in einem fort. Und seine Arme sind voller Pusteln!«
    »Aber er ist bei Besinnung!«
    »Ja, doch er jammert wegen der Krämpfe!«
    »Wie alt ist Euer Jan?«
    »Im Sommer waren es drei Jahre, dass die Trudel ihn geboren hat.«
    »Noch sehr klein. Er wird etwas Giftiges berührt und in den Mund gesteckt haben. Er könnte an einem Blatt oder einer Blüte des Hahnenfußes gekaut haben. Diese gelben, glänzenden Blüten wirken auf Kinder sehr verlockend, und das Kraut wächst oft an den Teichrändern. Wenn er nur wenig davon heruntergeschluckt hat, wird er keinen großen Schaden nehmen. Es wird reichen, wenn Ihr ihm viel zu trinken gebt. Das schwemmt das Gift aus seinem Körper.«
    »Die Nachbarin hat ihm Bier gegeben. Da ist er ruhig geworden. Aber Hahnenfuß sagt Ihr? Der ist giftig?«
    »Manche Arten, die an feuchten Stellen wachsen, sind es.« Elsa erlaubte sich ein Grinsen. »Es gibt Bettler, die verwenden ihn gerne, um sich damit einzureiben. Damit können sie sich selbst hässliche Geschwüre beibringen. Aber umbringen werden sie sich nicht damit. Andererseits, wenn man etliche Tropfen von dem Saft der frischen Pflanze zu sich nimmt, kann das dem Magen böse schaden und sogar zum Tode führen. Unsere Ziege hat einmal zu viel davon gefressen und ist daran verreckt.«
    Angelika hatte nach einigen ungeschickten Versuchen schließlich verstanden, wie man mit dem Mörser umzugehen hatte, und Almut wollte gehen, doch Elsa drückte ihr ein Bündel Efeublätter in die Hand, die sie zerkleinern sollte. Sie selbst schürte das Feuer unter dem Kessel und begann, Öl zu erwärmen. Die Hökerin fühlte sich sichtlich wohl und schwatzte weiter.
    »Und die Ursula, das ist die Base unseres Nachbarn, die hat uns

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