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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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auch ganz jeck gemacht, weil ihr Mann nicht nach Hause gekommen ist. Aber so sind die Männer nun mal. Ich kann da ein Lied von singen. Drei Stück hab ich unter die Erde gebracht! Na, jedenfalls, die jungen Leute sind erst vor zwei Wochen von Aachen rübergekommen, als es hieß, der alte Wevers, Ursulas Schwiegervater, läge im Sterben. Der junge Wevers, der Meinulf, der hat bei Meister Schnidder gearbeitet, aber jetzt wird er doch bestimmt den Betrieb von seinem Vater selig übernehmen. Ist ein prächtiger Mann geworden, der Junge! Hab ihn schon gekannt, als er noch auf allen vieren lief. War immer schnell und vorwitzig. Aber ein lieber Kerl. Also, seltsam ist es schon, dass er am Sonntag nicht mehr heimgekommen ist. Er wollte das Haus seines Vaters aufsuchen. Ich hab der Ursula gesagt, sie solle zum Vogt gehen, aber davor hat sie Angst.«
    Almut hatte die Efeublätter zu einem Brei zerstampft und reichte ihn Elsa, die ihn mit dem warmen Öl vermengte und daraus einen Umschlag für Elspeths Füße machte. Sie stöhnte vor Wohlbehagen auf und schwatzte dann weiter über ihre Kinder und Enkelkinder, Nachbarn und Kunden, Freunde und Besucher. Nach einem kritischen Blick auf Angelika, die weiter langsam und bedächtig mit dem Mörser hantierte, verabschiedete Almut sich, um sich den vielfältigen Pflichten, die noch zu erledigen waren, zu widmen.

17. Kapitel
    Vogt Wigbold Raboden stocherte nachdenklich mit einem Holzspänchen zwischen seinen Zäh nen herum, um eine zähe Fleischfaser zu entfernen. Er nahm es seinen Besuchern übel, dass sie ihn bei seinem Mahl gestört hatten, denn nun war das Essen kalt geworden, und das Bier war abgestanden. Außerdem machte das, was ihm zur Kenntnis gebracht worden war, die Angelegenheit mit dieser Begine auf das Unangenehmste kompliziert. Es wäre besser gewesen, wenn sie wenigstens eine ihrer Mitschwestern beschuldigen würde, aber Frau Magda schwieg eisern. Zwar hatte der Ratsherr von Stave wie erwartet interveniert und sorgte nun mit reichlichen Zahlungen dafür, dass seine Schwester angemessen untergebracht und verpflegt wurde, aber diese neue Leiche rückte sogar die notwendige Freilassung der lukrativen Gefangenen in bedrohliche Nähe. Obwohl natürlich die Sache mit der Teufelin noch lange nicht geklärt war. Und bis das der Fall war, blieb Frau Magda in Haft.
    Immerhin, eine Leiche war nun mal eine Leiche und konnte nicht vernachlässigt werden. Auch der Baumeister Conrad Bertholf nicht, der ein angesehener Bürger der Stadt war. Er hatte den Toten gefunden, als er mit den Aufräumarbeiten in Sankt Kunibert beschäftigt war. Ein glosender Balken aus dem Turm und eine Menge Schutt aus dem geborstenen Gewölbe hatten den Mann unter sich begraben und leider zu einer unerfreulichen Masse Fleisch und Stoff verkohlt. Wer er war und was er in der Kirche zu suchen hatte, war natürlich nicht bekannt. Möglicherweise jedoch hatte er den Domherren getroffen, vielleicht sogar ermordet. Zwei Verdächtige in einem Fall wie diesem behagten Wigbold Raboden überhaupt nicht. Die Angelegenheit war verzwickt! Ungehalten rülpste er, schob das kalte Essen angeekelt von sich und stand auf. Ausgerechnet jetzt!
    Er hatte angewiesen, den Leichnam in die Hacht zu bringen und dort aufbahren zu lassen, und hoffte, es möge sich bald jemand bei ihm einfinden, der einen groß gewachsenen Mann von etwa dreißig Jahren vermisste.
    Missmutig schlurfte er in seine Amtsstube und sah aus dem Fenster die traurige Prozession herankommen, die den Unbekannten hoffentlich in einem weit entfernten Gelass deponierte. Kurz darauf polterte einer der Büttel zu ihm herein und brachte ihm, was sich bei der Leiche gefunden hatte. Es war nicht viel, was er da auf seinem Tisch ausbreiten konnte. Ein Messer mit Beingriff, hübsch geschnitzt, und zwei Beutel hatte der Tote an seinem Gürtel getragen. Der Balken hatte seinen Oberkörper und den Kopf getroffen, das Leder der beiden Taschen war zwar angesengt, aber nicht verbrannt. Er öffnete die größere und betrachtete den Inhalt. Ein zierlich gewirktes Seidenbeutelchen enthielt einige Silbermünzen, ein ansehnliches Häuflein. Ein hölzernes Etui barg einen Löffel mit zusammenklappbarem Stiel, ein Tuch kam ebenfalls hervor, schmuddelig zwar, aber von guter Qualität, ein paar getrocknete Kräuter mit scharfem Geruch, bei denen der Vogt niesen musste, ein Täfelchen, dessen Wachs in der Hitze geschmolzen war, und ein Griffel. In dem anderen Beutel, der viel kleiner,

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