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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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dafür, dass der junge Wevers einen Grund gehabt hatte, einen Domherren zu erdolchen, fand Almut. Aber jede Möglichkeit, die sich auftat, um Magda aus der Hacht zu befreien, wollte gut durchdacht sein. Selbst wenn der Tote jemand völlig anderes war. Sie würde noch einmal in Ruhe darüber nachsinnen, was zu tun war. Aber auch Johanna und Thea musste sie noch nach diesem Sigbert von Antorpf befragen, wie sie es Pater Ivo versprochen hatte. Keine einfache Aufgabe, fand sie, denn ausgerechnet Thea war überaus schlecht auf sie zu sprechen. Und Johanna, so hilfsbereit sie sich auch zeigte, konnte zu einem Stockfisch werden, wenn man ihr unbequeme Fragen stellte. Sie allerdings musste aufpassen, nicht einen Verdacht auf sich selbst zu lenken, denn sie kannte den Domherren, und das dazu von einer sehr persönlichen Seite. Wer wusste schon, was sich zwischen einer Badehure und einem angesehenen Kleriker abspielte? Almut gestand sich ein, dass sie Johanna durchaus für fähig hielt, in kalter Wut oder auch tief gedemütigt, einen Mann zu verstümmeln. Sie war energisch und konsequent, das hatte sie schon bewiesen. Zupacken konnte sie auch, und bei dem Bader und Barbier war eindeutig das passende Handwerkszeug zu finden. Vor ungefähr acht Wochen hatte man dem Domherren diese Wunde zugefügt, hatte Pater Ivo gesagt. Nun, das war in etwa die Zeit, in der Aziza Johanna bei sich aufgenommen hatte. Es wäre ganz nützlich, wenn sie sich bei ihrer Schwester noch einmal näher über die Bademagd erkundigen würde. Almut atmete erleichtert auf – wenigstens einen Schritt weiter war sie mit ihren Überlegungen gekommen.
    »Was schnaufst du so, Almut? Die Körbe sind doch ganz leicht geworden«, fragte Judith an ihrer Seite verwundert.
    »Ach, daran liegt es nicht. Ich habe nur über etwas nachgedacht und einen guten Einfall gehabt. Ah, und mir fällt gerade noch etwas ein.« Sie sah die Seidweberin fragend an: »Sag mal, seit wann ist Thea eigentlich so schrecklich schlecht gelaunt? Sie war doch früher viel umgänglicher.«
    »Ja, das stimmt schon. Obwohl sie schon immer eine scharfe Zunge hatte. Aber ich finde, es ist schlimmer geworden, seit sie ihre Schwester in Remagen besucht hat, um ihr bei der Geburt ihrer Nichte beizustehen.«
    »Wann ist sie damals aufgebrochen, erinnerst du dich noch daran?«
    »Anfang August.«
    »Anfang August, bist du sicher? So lange ist das schon her?«
    »Doch, zur ersten Ernte, Almut. Weißt du nicht mehr, du hattest doch gerade diese schreckliche Sache mit dem Weinhändler erlebt!«
    »Mh, da hast du Recht. Ungefähr zwei Monate ist das her. O verflixt. Hoffentlich ist sie da keinem Domherren begegnet.«
    »Warum Domherren, Almut?«
    Almut hätte sich gerne auf die Zunge gebissen, denn diese Angelegenheit wollte sie nicht in die Klatsch- und Tratschrunde der Seidweberinnen geben.
    »Ich – uh – das war ein Scherz, Judith. Clara und ich sind neulich im Dom einem unsympathischen Herren begegnet, der einen allein vom Anblick in schlechte Laune versetzen konnte.«
    Aber besonders erheitert war Almut durch die Erkenntnis nicht. Thea, die beinahe täglich mit Toten und Sterbenden zu tun hatte, erschien manchmal recht abgestumpft dem menschlichen Leid gegenüber. Andererseits – um einen Domherren zu entmannen –, dazu musste sie sowohl Grund als auch Gelegenheit haben. Und weder das eine noch das andere konnte Almut sich vorstellen. Aber ansprechen musste sie es wohl mal.
    Als sie heimkamen, erfuhr sie jedoch, dass Thea an einer Beerdigung teilnahm. Erstaunlicherweise habe sie sogar Angelika dazu gebracht, sie zu begleiten.
    »Na, schön jammern und klagen kann unser Schäfchen ja«, bemerkte Johanna trocken, und Almut konnte ihr nur zustimmen. Sie begab sich zu ihrem Häuschen und fand in der ansonsten leeren Stube die schwarze Katze vor, die mit sichtbarem Vergnügen mit den Tatzen die Griffel und Federn von Claras Schülerinnen vom Tisch schubste.
    »Teufelchen, was machst du hier für einen Unsinn?«, fragte Almut mit vorwurfsvoller Stimme.
    Mit schuldbewusstem Blick sprang die schwarze Katze vom Tisch und drückte sich geschmeidig an ihren Röcken vorbei ins Freie. Lächelnd räumte Almut die Schreibgeräte wieder ein und begab sich die Stiege empor in ihr Zimmer. Hier allerdings schien es, als hätte Teufelchen ihrem Namen wahrhaftig alle Ehre gemacht. Die Marienstatue, die Almut so sehr liebte, lag ebenfalls auf dem Boden. Das Kind war ihr vom Schoß gefallen und der Kopf abgebrochen. Der

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