Das Werk der Teufelin
ist krank und muss ruhen!«, hörte sie Clara sagen. Pater Ivos Antwort verstand sie nicht, doch offensichtlich hatte er sich durchgesetzt, denn die Tür ging auf, und der Benediktiner füllte die Öffnung.
»Sie ist wach, Frau Clara.«
»Kein Wunder, bei Eurem Gepolter!«
»Oh, Pater Ivo!«
Almut zog die Decke ein Stück höher, um ihr dünnes Hemd zu bedecken. Unbehaglich wurde sie sich ihrer wirren Haare bewusst, die sich in einem langen, halb aufgelösten Zopf auf dem Kissen kringelten.
»Begine, ich habe Euch doch befohlen, Ihr sollt auf Euch Acht geben!«
»Habt Ihr, Pater Ivo. Aber bedauerlicherweise musste ich etwas essen und trinken. Und dabei ist es geschehen. Clara, es ist schon gut, ich fühle mich stark genug, diesen geistlichen Beistand zu ertragen!«
Clara lächelte feinsinnig und verschwand, wobei sie die Türe leise hinter sich zuzog. Pater Ivo drehte sich um und öffnete sie wieder.
»Ihr seid um Euren Ruf besorgt, Pater? Fürchtet Euch nicht, ich bin kaum in der Lage, Euch in Versuchung zu führen!«
Er sah sie an, und Almut schoss plötzlich die Röte in die Wangen. Irgendetwas in seinen grauen Augen riet ihr, besser nicht mit dem Feuer zu spielen, das in diesen unergründlichen Tiefen schwelte. Und sie musste Aziza Recht geben, unergründlich waren sie. Aber dann war dieser seltsame Moment vorüber, und Pater Ivo bemerkte trocken: »Die Krankheit scheint Eure Zunge nicht in Mitleidenschaft gezogen zu haben, Begine! Was ist passiert?«
»Jemand hat mir Giftrauke in den Apfelwein gemischt. Kein bekömmliches Getränk, kann ich Euch versichern!«
»Ein teuflisches, würde ich sagen. Wer, vermutet Ihr, war es?«
»Es gibt drei, die die Gelegenheit hatten. Ich werde sie alle zur Rede stellen, wenn ich mich wieder besser fühle.«
Der Benediktiner rückte den Stuhl an ihr Bett und setzte sich nieder.
»Wie geht es Euch jetzt, Begine?«
Etwas überrascht über den besorgten Ton, meinte sie: »Oh, eigentlich schon wieder ganz gut. Ein bisschen schlapp, und mein Magen tut noch ein wenig weh. Aber morgen werde ich bestimmt das Bett verlassen. Es gibt noch so viel zu tun!«
»Es kann Euch gewiss jemand die Arbeit abnehmen.«
»Natürlich! Genauso, wie jeder beliebige Laienbruder auch Eure Aufgaben übernehmen kann.«
»Spitzzüngiges Weib!«
Sie zwinkerte ihm zu, und er lächelte sie mit plötzlicher Wärme an.
»Also gut, hört zu, was ich Euch zu berichten habe.«
»Ihr habt etwas über den Domherren herausgefunden?«
»Ich habe ein langes Gespräch mit seinem Diener geführt, ja. Und manche Rätsel sind jetzt gelöst.«
»Ich höre!«
»Vor gut zwei Monaten, am Tag der heiligen Plektrudis, ist das Unglück geschehen.«
»Plektrudis – ich erinnere mich, wir waren in Sankt Maria im Kapitol, um ihrer zu gedenken. Es war Anfang August.«
»Der zehnte, um es genau zu sagen. Der Domherr weilte zu diesem Zeitpunkt auf seinem Gut am Rolandseck. Die Umstände, unter denen man ihn fand, sind etwas mysteriös. Beinahe wäre er gestorben, wenn nicht einer der Pächter zufällig an einer der zu jenem Zeitpunkt leer stehenden Winzerhütten vorbeigegangen wäre und sich über die offene Tür gewundert hätte. Auf der Schwelle lag der Domherr, bewusstlos und in seinem Blut, mit einer furchtbaren Wunde am Unterleib. Er muss sich noch bis zur Tür geschleppt haben und ist dann zusammengebrochen. Man hat ihn in sein Haus gebracht, und es ist seinen Dienern und dem Bader gelungen, ihm das Leben zu retten.«
»Himmel, wie grässlich! Aber hat er denn nichts dazu gesagt, wer die Tat begangen hat, als er wieder zu Bewusstsein kam?«
»Er hatte viel Blut verloren und ein heftiges Fieber bekommen, Begine. Das Bewusstsein hat er tagelang nicht wieder erlangt. Als er endlich zu sich kam, war er verwirrt, und erst Ende des Monats hat er sich an die Ereignisse erinnert. Aber er hat, soweit der Diener weiß, mit niemandem darüber gesprochen, wer ihm die Schmach zugefügt hat, sondern nur geflucht und mit den Zähnen geknirscht, er wolle die Teufelin zur Strecke bringen. Dieser Gedanke hat ihn gewiss beflügelt, und seine Heilung ging voran. In der Mitte des Septembers, sein Diener wusste nicht mehr den genauen Tag, hat er beschlossen, nach Köln zurückzukehren. Normalerweise benutzt er dazu ein Boot. Und so war es auch vorgesehen. Er ließ sich von seinen Leuten in einer Sänfte nach Rolandswerth tragen, wo er den Nonnen einen Besuch abstattete, und anschließend hat er entgegen aller Vernunft
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