Das Werk der Teufelin
beschlossen, zu Lande zu reisen. Seinen Leibdiener hat er jedoch mit einigen Leuten vorausgeschickt, um das Haus in Köln für seine Ankunft vorzubereiten. Die Reise ist für ihn unter den gegebenen Umständen sicher recht beschwerlich verlaufen, er brauchte über eine Woche für die Strecke. In Köln, behauptete der Diener, sei er wie besessen davon gewesen, die besagte Teufelin zu finden.«
»Das heißt ja wohl, es muss jemand aus Köln gewesen sein…«
»Sollte man meinen.«
»Oder jemand, dem er nach Köln auf dem Landweg gefolgt ist.«
»Auch das ist denkbar.«
Almut verzog das Gesicht.
»Nicht schon wieder!«, stöhnte sie dann. »Wisst Ihr, in dieser Zeit ist Johanna von Villip nach Köln gereist.«
»Hätte sie denn auch zuvor auf den Gütern des Domgrafen sein können?«
»Warum nicht? Ich weiß zwar nicht genau, wo Azizas Mutter lebt, aber wer weiß, wie sie das angestellt hat. Obwohl es ja heißt, sie sei sehr schwach gewesen. Andererseits – sie war voller Rachegefühle, und das mag besondere Kräfte verleihen.«
»Aber, Begine, war zu jener Zeit nicht auch die kleine Nonne unterwegs?«
»Stimmt, Angelika hat sich ja ebenfalls durch die Wälder geschlagen. Himmlische Maria, wie sollte die denn den Domgrafen entmannen, die kennt ja nicht mal den Unterschied zwischen Männern und Frauen. Ach du großer Gott, da fällt mir etwas ein!«
Almut war aufgefahren, und die Decke rutschte ihr über die Schultern, zog das Hemd mit und entblößte die Wölbung ihres sommersprossigen, runden Busens.
»Was ist es, das Euch einfällt, Begine?«, erkundigte sich Pater Ivo und bemühte sich, nicht allzu interessiert die anmutigen Enthüllungen zu betrachten.
»Das Schaf ist trächtig! Verdammt, Pater, diese kleine Schlampe ist schwanger und weiß nicht, wie und wovon.«
»Wahrscheinlich ist sie sich ihrer Reize ebenso wenig bewusst wie Ihr, Begine. Zieht die Decke hoch! Und flucht nicht!«, rügte er sie sanft und drehte sich weg.
Almut bemerkte ihre Nacktheit, rupfte die Decke bis unter das Kinn und schimpfte: »Verdammt! Oh, entschuldigt, Pater Ivo. Ach, Mist. Nein, verfl… Also, das wollte ich nicht.«
Er sah angelegentlich aus dem Fenster und verfolgte den Flug der Vögel, die sich auf den abgeernteten Feldern sammelten. Bald würden sie in den Süden aufbrechen, um der Kälte und Dunkelheit zu entfliehen. Er sah aus, als beneide er sie um ihre Freiheit – die Schwalben und Stare, Graugänse und Störche.
Almut beobachtete ihn schweigend und fühlte ein schmerzliches Mitleid mit dem Mann, dessen Blick so sehnsuchtsvoll in die Ferne gerichtet war. Doch derartige Gefühle waren schädlich für sie, und sie rief sich zur Ordnung.
»Ihr könnt wieder herschauen, ich bin ganz schicklich verhüllt und keine Bedrohung mehr für Eure Keuschheit.«
»Ihr seid keine Bedrohung, Begine. Also, was hat das kleine Schaf angerichtet?«
»Sich vor drei Monaten ein Kind machen lassen, aber sie weiß nicht, wie. Sie glaubt, es stammt aus dem Kunibertspütz, weil sie da eine Weile gesessen hat. Eure Nonnen müssen sie außerordentlich weltfremd erzogen haben. Sie kennen offensichtlich nur die unbefleckte Empfängnis.«
»Das erspart ihnen die Versuchung, es sich anders vorzustellen.«
»Na, wenn Ihr nur daran glaubt, Pater…«
»Tue ich nicht«, wehrte er unwirsch ab und kam wieder zur Sache. »Vor drei Monaten, sagt Ihr, ist das Unglück passiert? Ich werde unseren Bruder Jakob darauf ansprechen. Bislang ergab sich noch keine Gelegenheit, ihn auszuhorchen.«
»Und wo wir schon beim Kinderkriegen sind, auch Thea war zu jener Zeit in Remagen, um ihrer Nichte bei der Geburt zu helfen. Sie kam zurück, kurz bevor wir Angelika fanden.«
»Nun, dann haben wir wieder die drei Teufelinnen, nicht wahr? Es müsste doch irgendwie möglich sein, herauszufinden, welche von den dreien das Messer gezückt hat.«
»Um sie anschließend dem Vogt auszuliefern. Ihr verlangt eine Menge von mir, Pater.«
»Ja, das tue ich wohl. Vor allem, da Ihr noch nicht wieder ganz gesund seid. Es wird besser sein, ich gehe jetzt und lasse Euch ruhen. Ich will sehen, ob ich Bruder Jakob heute noch mit einem schweren roten Wein überzeugen kann, mir mehr von den Schwestern auf Rolandswerth zu berichten.«
»Oh, Trine hat mir ein Krüglein von ihrem vorzüglichen Zungenlöser hier gelassen. Wollt Ihr den mal an ihm ausprobieren?«
»Besser nicht, Begine. Sie hat ihn bestimmt zu anderen Zwecken gedacht.«
»Ja, sie meinte, er würde meinem
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