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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Magen gut tun. Damit hat sie übrigens Recht. Elsa behauptet, es seien nun zusätzlich Angelikawurzel und Wacholderbeeren darin. Nun ja, ich werde noch ein wenig nachdenken über das, was Ihr mir berichtet habt.«
    Sie nagte ein wenig an ihrer Unterlippe, denn da war noch eine Frage in ihrem Hinterkopf, von der sie wusste, dass sie sie stellen musste. Aber irgendwie entzog sie sich ihr hartnäckig. Pater Ivo stand auf, und dabei gerieten die Pergamentbögen auf der Decke, in denen sie gelesen hatte, ins Rutschen. Bevor sie zu Boden fielen, hatte er sich schon gebückt. Almut hatte eine ruckartige Bewegung gemacht, um sie aufzuhalten, aber diesmal rutschte ihr die Decke bis über die Knie hoch und enthüllte schlanke, wohlgeformte Beine.
    Pater Ivo erstarrte kurz, heftete dann seinen Blick auf die beschriebenen Bögen in seiner Hand und zitierte gemächlich: »›Schöne Beine auf schlanken Fesseln sind wie goldene Säulen auf silbernen Füßen.‹«
    Almut strampelte und schaffte es, wieder vollständig unter die Decke zu kommen.
    »Wie bitte?«, keuchte sie etwas fassungslos.
    »Hat Sirach gesagt. Könnt Ihr nachlesen. Hier.«
    Er reichte ihr die Seiten und deutete mit dem Finger auf den letzten Absatz.
    »Oh, na, wenn Sirach das sagt…«
    »Lebt wohl, Begine, ich melde mich bei Euch, sobald ich etwas Neues in Erfahrung gebracht habe.«
    »Ja danke.«
    Er war schon fast aus der Tür, als ihr endlich die Frage einfiel.
    »Oh, Pater. Weiß man, wie dem Domherren die Verwundung zugefügt wurde, ich meine, mit welchem Gerät?«
    Er drehte sich noch einmal um.
    »Mit seinem eigenen Dolch natürlich. Man fand ihn, mitsamt den abgeschnittenen –äh – Gliedmaßen draußen vor dem Haus, unter dem Fenster.«
    Almut konnte ein würgendes Geräusch kaum unterdrücken.
    »Der Pater ist fort, habe ich von Clara gehört. Hier, du musst etwas essen!« Gertrud brachte noch eine Portion Brei und heiße Milch, die sie mit einem reichlichen Schluck von Trines Arznei versetzte. »Hat er dich aufgeregt?«
    »Nein, Gertrud, er hat mir wichtige Neuigkeiten gebracht, aber jetzt geht in meinem Kopf alles rund und durcheinander.«
    »Dann iss und schlaf danach noch ein bisschen. Unsere Angelika hat der Pater übrigens in Angst und Schrecken versetzt!«
    »Wie das?«
    »Ich weiß nicht. Als sie ihn im Hof sah, drehte sie sich um und rannte in heller Panik davon.«
    »Doch nicht aus dem Tor?«, fragte Almut besorgt zwischen zwei Löffeln Brei.
    »Nein, ins Haupthaus. Und jetzt sitzt sie in Theas Zimmer und ist nicht zu bewegen, sich herauszutrauen.«
    »Dann soll Thea sich um sie kümmern. Sie nimmt sie ja sonst auch immer in Schutz!«
    »So ist es. Da, trink die Milch.«
    In ihrer barschen Art drückte sie Almut den Becher in die Hand und verließ sie dann ohne weitere Worte. Die süße Milch, die zart nach Melisse, Engelwurz und Ingwer schmeckte, wärmte sie innerlich und entspannte sie so weit, dass sie sich satt und müde in die Kissen sinken ließ und in einen halbtrunkenen Dämmerschlaf sank. Doch die Gedanken verfolgten sie bis in die Träume, in dem blutige Dolche, brennende Kirchtürme, verstümmelte Domherren und Blütenkränze aus giftigem Hahnenfuß sich umeinander drehten.

26. Kapitel
    Am Donnerstag, als die Sonne hoch am Himmel stand und die Stoppelfelder golden aufleuchten ließ, fühlte Almut sich stark genug, um ihre Kammer zu verlassen und sich den Aufgaben des Tages zu stellen. Wie sie feststellte, waren die meisten Beginen erleichtert darüber, dass sie das Heft wieder fest in die Hand nahm und die Aufgaben gleichmäßig an alle verteilte. Sogar Thea willigte ohne Murren ein, mit Angelika zwei uralte Schwestern zu besuchen, die ihrer Pflege bedurften. Um das Mädchen selbst mochte sie sich aber noch nicht kümmern, und als alle rege beschäftigt waren, liebäugelte sie mit der Schaufel und dem Haufen Steine, die dazu dienen sollten, das Fundament der kleinen Kapelle zu bilden, die sie errichten wollte. Aber Elsa, die am Brunnen einen Eimer Wasser hochhaspelte, schüttelte nur missbilligend den Kopf, als sie Almut vor der Baugrube stehen sah.
    »Schon dich lieber noch einen Tag, sonst wirst du richtig krank. Am besten gehst du Trine besuchen und lässt dir zeigen, wie sie die Arznei hergestellt hat, die dir so gut getan hat. Ich hätte das Rezept gerne, und du verstehst sie besser als ich.«
    »Na gut, wahrscheinlich hast du Recht. Rigmundis wollte zum Neuen Markt gehen und ihre Stickereien bei der Stryssgin abliefern.

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