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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Herren haben gerade dann, wenn sie etwas abgeben müssen, einen Igel in der Tasche.«
    »Aber er hat einiges für den Dom gesammelt!«
    »O ja, er war gut darin, den Leuten Spenden abzuschwatzen. Nicht nur Geld und Arbeitszeiten, auch Grundstücke und Häuser. Wie ich hörte, hat er sogar versucht, den Hinrik Wulfhardes dazu zu bewegen, sein Testament zu unseren Gunsten zu ändern. Aber der zähe alte Vogel ist wieder gesund geworden und hat geschworen, lieber in der Hölle zu schmachten, als seinen Kindern das Erbe zu nehmen.«
    »Den alten Wevers hat er aber überreden können.« Almut stellte ihren Verdacht als bekannte Tatsache lockend in den Raum und wurde nicht enttäuscht.
    »Den alten Wevers, ja. Woher wisst Ihr das? Sein Haus und seine Werkstatt hat er auf sein Betreiben für einen Ablass von einem Jahr und vierzig Tagen der Domfabrik überschrieben.«
    »Und seinen Sohn mittellos zurückgelassen.«
    »Wohl wahr. Aber, Frau Almut, ich bin ganz froh um das Geld, das wir daraus erhalten, und der junge Wevers müsste sehr glücklich sein, dass seinem Vater nun viele Qualen erspart werden.«
    »Sollte er das? Der junge Wevers ist ebenfalls tot, und für seine Seele ist noch keine Messe gelesen worden. Weder hat er die Sterbesakramente erhalten noch die Freisprechung von seinen Sünden. Er kam bei dem Brand von Sankt Kunibert ums Leben, mein Vater fand seinen Leichnam. Seine Frau hält der Vogt jetzt im Kerker fest und verdächtigt sie, zusammen mit ihrem Mann den Mord begangen zu haben.«
    Mit einem wissenden Nicken sah Meister Michael die Begine an.
    »Soso. Und da fühlt sich Euer Sinn für Gerechtigkeit mal wieder angesprochen, und wie zu der Zeit, als ihr noch ein kleines Mädchen wart, müsst Ihr nun Eure neugierige Nase in diese Angelegenheiten stecken, nicht wahr?«
    Almut zuckte nur mit den Schultern, der Vorwurf der Neugierde war ihr von Kindesbeinen an gefolgt. Sie bat nur: »Ich hoffe, Ihr werdet es Euch einst gut überlegen, wem Ihr Euer Hab und Gut vermacht.«
    »Ach, Frau Almut, Ihr wisst doch, jeder, der ein Jahr für den Dom arbeitet, erhält vierzig Tage Ablass. Und seht Ihr, ich arbeite schon zwanzig Jahre an dieser wunderbaren Kathedrale, nach dieser Rechnung werde ich nicht mehr sehr viele Tage im Fegefeuer verbringen.«
    »Da mögt Ihr Recht haben. Gehabt Euch wohl, Meister Michael.«
    »Seid vorsichtig, Frau Almut, und passt auf Eure Nase auf!«
    Den restlichen Weg legten Rigmundis und Almut langsam zurück und teilten sich die Last des schweren Korbes. Am Neuen Markt trennten sich ihre Wege, und Rigmundis versprach, sich nach der Abwicklung ihrer Angelegenheiten in Krudeners Apotheke einzufinden.
    Der Apotheker selbst empfing Almut mit einem herzlichen Lächeln und krächzte erfreut: »Ihr habt Euch schnell erholt, scheint mir. Oder habe ich meine Helferin falsch verstanden, und Ihr wart überhaupt nicht unpässlich?«
    »Ihr habt Trine ganz richtig verstanden, Meister Krudener. Und ich fühle mich auch noch ein wenig schlapp. Wenn Ihr mir bitte einen Platz zum Niedersetzen anbieten würdet.«
    »Aber sicher doch, kommt herein. Ewald wird seine Pergamente zur Seite räumen, und Trine wird Euch eine Stärkung zukommen lassen. Auch ich habe noch etwas für Euch, das Euer Herz erfreuen wird.«
    In der großen, lichten Stube, die sowohl als Laboratorium als auch als Schreibzimmer, Wohnraum und Küche diente, war Ewald damit beschäftigt, mit vollendet ebenmäßigen Buchstaben ein Blatt zu beschriften, auf dem bereits die Zeichnung eines seltsamen alchimistischen Gerätes prangte, aus dem sich ein roter Löwe erhob. Er war tief versunken in seine Arbeit und bemerkte die Eintretende nicht. Anders hingegen Trine, die damit beschäftigt war, auf einem Rillenbrettchen Pillen zu rollen. Sie legte ihre Arbeit sofort beiseite, wischte sich die Hände an der Schürze ab und eilte auf Almut zu. Fragend legte sie ihre Hände auf deren Magen und nickte dann befriedigt.
    »Ja, ja, Trine, es ist schon wieder ganz in Ordnung. Nur ein bisschen schwach fühle ich mich noch.«
    Ewald sah auf, und sein Gesicht spiegelte nicht die reinste Freude wider, aber höflich machte er ihr Platz und begrüßte sie auch mit ein paar formellen Worten. Der grüne Papagei hingegen wusste zu bemerken: »Venus in Scorpio in coniunctio Iupiter!« Dann stieß er ein krächzendes Gelächter aus, das gespenstisch an die Geräusche erinnerte, die Krudener in einem solchen Fall von sich gab.
    »Halt den Schnabel, du dummes Vieh!«,

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