Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
alle Syths uns jagen werden, dann schaffen wir es nicht nach Ofir."
Das war Kepler klar, und das hatte auch Darr verstanden. Koii wirkte erleichtert, dass sie beide seine Sorge begriffen hatten und dass sie sie teilten.
"Hört zu", flüsterte er. "Ich opfere all diese Männer da für die Mission und ich sterbe auch selbst gern dafür. Wir müssen uns trotzdem beeilen. Damit ihr beide eine Chance habt, Ofir zu erreichen." Sein Ton wurde sehnsüchtig. "Hauptsache, der Zeitsprung glückt. Dann werde ich wieder leben und meine Familie haben."
"Es wird alles gut werden, Masta", versprach Darr ihm.
Seine Worte waren nur nachdrücklich gewesen, weder aufmunternd noch eh rlich zuversichtlich. Kepler wäre an Koiis Stelle nach diesem Satz nicht erleichtert, aber dem Bürgermeister genügte nur der Sinn des Gesagten.
Er nickte Darr etwas gelöster zu und ging langsamer. Kepler sah über die Schulter. Areía schritt feuerbereit mit der Lichtbogenwaffe in den Händen einige Meter hinter ihm und Darr her, die Bogenschützen marschierten in lockerer Formation etwa zehn Meter hinter ihr. Koii fiel zurück, wechselte einige Worte mit seiner Technikerin und verlangsamte seine Schritte abermals. Als die Bogenschützen ihn einholten, ging er mit Foii etwas an die Seite. Goii drängte sich zu ihnen. Nachdem Koii ihn scharf angesehen hatte, vergrößerte der junge Mann den Abstand etwas. Aber er blieb relativ dicht hinter dem Bürgermeister und seinem Sekretär und reckte den Hals im Versuch, ihre Unterhaltung zu hören.
Kepler ließ den Blick wieder über den Himmel streifen. Dort war nichts, und er fragte sich, ob Koiis Befürchtungen das Gefühl geweckt hatten, beobachtet zu werden, so wie er es in Gondwana gehabt hatte. Er überlegte.
Es war nicht ganz so. Durch die Worte des Bürgermeisters war er des Gefühls bewusst geworden. Gehabt hatte er es schon seit kurz nach der Explosion in Gondwana. Es war nichts Greifbares, aber er vertraute seinen Empfindungen, seine Intuition hatte ihm mehr als einmal das Leben gerettet. Doch seit einigen Minuten spürte er es fast gar nicht mehr. Er fragte sich, ob das jetzt Einbildung war. Oder, ob die Kapuze ihn tatsächlich vollkommen unsichtbar gemacht hatte.
"Schalten Sie den Anzug ein", befahl er Darr.
"Was ist?", erkundigte der Wissenschaftler sich.
Er wollte den Grund zwar wissen, aber er hatte ihn akzeptiert, bevor er ihn kannte, seine Hand fuhr in den Aufschlag.
"Keine Ahnung", antwortete Kepler ehrlich.
"Sie spüren etwas, oder?", fragte Darr. "Sie können das, richtig?"
Kepler nickte nur unbestimmt.
Eine Sekunde später war der Wissenschaftler verschwunden. Rechts neben sich sah Kepler wie die Weite sich ein wenig verzerrte und an manchen Stellen brach sich das Licht für Bruchteile von Sekunden in seine Spektralfarben. Im Ganzen entsprach die Tarnung dem flüchtigen Schimmern der Syths, das für die Augen kaum zu erfassen war.
Hinter sich hörte Kepler ein Raunen. Er sah zurück. Nicht nur die Bogenschützen, auch Areía blickte verdattert dahin, wo eigentlich Darr sein sollte.
"Nicht schießen", warnte Kepler, als er das unwillkürliche Zucken der Hände von Areía und einigen Schützen sah. "Er ist einer von uns."
Die Gondwaner senkten die Waffen etwas. Irgendwie skeptisch.
" Äh... Dirk", ertönte aus dem Nichts die alarmierte Stimme des Wissenschaftlers, "die Wärmeabschirmung funktioniert auch wenn der Anzug nicht an ist."
"Dann kommen Sie zurück", entschied Kepler. "Die Show macht unsere neuen Freunde nervös."
"Die was macht sie nervös?", erkundigte Darr sich wissbegierig, während er im verschwommenen Schimmern sichtbar wurde, das sich dann rasch auflöste.
"Eine Darbietung zum Zwecke der Unterhaltung", erklärte Kepler.
"Das bedarf einer besseren Erlä uterung", meinte Darr nach kurzem Überlegen.
"Sie sagten mal, es gäbe Athleten hier", erwiderte Kepler. "Wenn die etwas vorturnen, nennt man das Unterhaltung. Oder halt eine Show."
"N o, das nennt man eine Olympiade", berichtigte Darr.
"Ach was. Und was haben die Zuschauer nun davon?", fragte Kepler.
"Die Juri? Die beurteilt die Leistung, was sonst."
"Tausende Menschen tun nur das?", wunderte Kepler sich.
"Ja. Aber nicht so viele, nur die drei oder vier, die sich dafür interessi eren."
" Eure heile Welt war auch vor dem Krieg ziemlich blöd", meinte Kepler. "Na gut, stellen Sie sich vor, sie haben Sex mit einer Frau. Andere gucken zu."
"Warum sollten sie das tun?", staunte Darr.
"Denken Sie nicht
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