Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
unterirdischen Quadrigen herbeigeschafft. Mit so einer Quadriga können wir bis nach Ofir kommen."
"Toll. Das fällt Ihnen jetzt erst ein?"
"Ja", antwortete Darr. "Ich habe mich einfach gefragt, woher das Material für das Kraftwerk hergekommen ist. Also habe ich den Kommunikator befragt. Die Mine ist nämlich verlassen, weil schon seit zweihundert Jahren ausgebeutet."
"Das heißt, Sie können kein Flugzeug bauen?", vergewisserte Kepler sich.
"Nein", bestätigte der Wissenschaftler sofort. "In der Mine ist so gut wie kein Ferrum mehr. Und keine Energie, wissen Sie noch?"
"Sagte er, vor einem Kraftwerk stehend", kommentierte Kepler. "Na wie auch immer." Er sah den Wissenschaftler schief an. "Aber so eine zweihundert Jahre alte Quadriga – falls noch nicht verfallen – die fährt noch, ja?"
"Unsere Akkumulatoren halten viel länger als die in Ihrer Zeit", belehrte Darr ihn in einem fast beleidigten Ton.
"Na dann." Kepler machte eine einladende Bewegung. "Führen Sie uns hin."
Fünf Minuten später verschwand sein Erstaunen darüber, dass Ofir sogar in einem Krieg versiegelt geblieben war. Wenn die Maschinen etwas gut verstanden, dann Dinge unzugänglich zu machen. Darr hatte den Eingang zur Entladestation direkt am Wartungstrakt des Kraftwerks identifiziert. Der Kommunikator mochte Recht haben, als er die Stelle benannte. Nur war es einfach ein leeres Stück so stark verdichteter Erde, dass dort nicht einmal ein Grashalm wuchs.
Darr deutete selbstzufrieden auf den Boden und sah Kepler auffordernd an. Er hatte den theoretischen Teil der Lösung gefunden. Für den praktischen schien er sich nicht zuständig zu fühlen.
"Sie sind sich sicher?", fragte Kepler nach.
"Auf ein Zehntel des Radiants", gab Darr empört zurück.
Kepler sah zu Areía.
"Kleine Fee, dein Auftritt", lud er ein.
Die Technikerin runzelte die Stirn, dann verstellte sie den Regler an der Lichtbogenwaffe und schoss. Mit dem Ergebnis, dass der Elektrostoß eine dünne Erdschicht abtrug und sie als Staub in der Luft verteilte. Areía änderte sofort den Winkel. Danach rieselten eine Zeitlang große und kleine Erdklumpen herunter.
Der entstandene Krater war ansehnlich, aber es bedurfte zweier weiterer Wiederholungen des Vorganges, bis eine Betonplatte sichtbar wurde. Als einige in die Luft geschleuderte Steine auf sie fielen, hörte sie sich grotesk riesig und extrem dick an. Es waren sogar noch fünf weitere Elektrostöße nötig, um eine Öffnung in sie hinein zu sprengen, durch die ein Mensch kriechen konnte. Und noch zwei weitere Schüsse waren nur wegen Toii nötig.
Als Kepler nach dem HTC griff, ertastete er in der Tasche die alte Patrone. Er holte sie mit heraus, steckte sie in die Hosentasche, machte die Taschenlampe des Smartphones an und leuchtete in das Loch hinein. Drei Meter waren im freien Fall zurückzulegen, bevor man tatsachlich auf einem Bahnsteig landen würde. Wäre das Loch nur zwei Meter weiter links, würde die Gruppe über eine Treppe hinuntersteigen können, neben der sich ein massiver Liftschacht befand.
Im selben Moment erzitterte im Westen erneut die Luft, und dasselbe gigantische Raumschiff, das schon vorhin dagewesen war, tauchte wieder auf. Damit blieb keine Zeit mehr für die Bequemlichkeit.
"Los, rein da", befahl Kepler. "Ihr müsst zur Seite springen."
Trotz der fast unmittelbaren Bedrohung sahen sich die fünf Bogenschützen und Goii gegenseitig an, niemand wollte als erster springen. Toii machte knurrend einen Schritt auf das Loch zu. Areía sah ihre Gefährten spöttisch an, riss Kepler das HTC aus der Hand und sprang. Ihre Finger krallten sich kurz in die Betondecke, dann verschwanden sie. Aus der Öffnung kam ein dumpfer Aufprall, dann ein Niesen, dann bewegte sich der Lichtstrahl einmal im Kreis.
"Alles klar!", schrie die junge Frau.
Beschämt sprangen die Männer hinterher. Der zweite machte es zu schnell und landete auf dem ersten, Kepler hörte zwei kurze erstickte Aufschreie unter der Erde. Während die anderen weniger hastig nacheinander im Loch verschwanden, sah Kepler in den Himmel. Das Raumschiff schwebte, als ob es auf eine Anweisung warten würde. Kepler überblickte angestrengt die Weite. Er sah kein Schimmern und richtete das Gewehr auf das Raumschiff.
Darr hangelte sich als letzter h inunter und rief, als er auf dem Bahnsteig aufgekommen war, dass Kepler kommen könne. Im selben Moment knallte es drei Mal in der Ferne. Wegen der Entfernung hörte sich das wie ein trockenes
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