Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
Fingerschnippen an. Kepler reduzierte die Vergrößerung des Visiers und sah drei Kapseln, die vom Raumschiff abgesprengt worden waren. Sie sahen genauso aus wie die beiden am Morgen. Wie unheilvolle Regentropfen rasten sie nach unten.
Eine Minute für den Flug und drei für den Lauf hierhin. Kepler glaubte nicht, dass die Syths länger für drei Kilometer brauchen würden. Und mehrere getarnte Gegner konnte er nicht aufhalten, zumal er sie erst auf die Reichweite des Gewehrs herankommen lassen müsste. Und die betrug zweitausend Meter. Er hängte das Gewehr an den Rücken und hangelte sich durch das Loch.
Als er auf dem Bahnsteig landete, sah er, dass die Gondwaner sich jetzt wieder wie Kämpfer benahmen. Areía leuchtete mit dem HTC in den Tunnel und hielt die Lichtbogenwaffe in dieselbe Richtung. Außer Koii, der jetzt keine Waffe mehr hatte, sicherten die anderen den Bahnsteig in alle Richtungen.
Kepler sah sich um. Die beiden größten Brocken aus der zerstörten Decke, aus denen die Armaturen lugten, lagen nah beieinander direkt unter dem Loch.
"Darr, wie gut sehen die Syths in der Dunkelheit?", wollte Kepler wissen.
" So wie wir", antwortete der Wissenschaftler. "Sowohl sie als auch Gools greifen nachts bevorzugt bei Vollmond an, weil sie dann besser sehen können. Beide Spezies sind ja im Prinzip mutierte Menschen."
Kepler schob die beiden Betonbruchstücke auseinander, sodass sie den Weg ins Innere des Bahnhofs säumten.
"Areía, komm her", rief er danach über die Schulter.
Die junge Frau war augenblicklich bei ihm.
"Ja?"
"Leuchte mir bitte nicht direkt in die Augen", fuhr Kepler sie an. "Danke", sagte er höflich, nachdem Areía das HTC zur Seite geschwenkt hatte, und zeigte auf die Brocken. "Sei bitte so nett und strahl dahin."
Areía richtete die Lampe auf die Bruchstücke. Kepler zog das Verbandpäckchen heraus. Er beeilte sich und stach sich an der Nadel, merkte das aber nur daran, dass an seinem Zeigefinger ein Blutstropfen hing, als er die Fadenspule herauszog. Ohne sich darum zu kümmern, wickelte er den Faden ab. Dabei stach er sich nochmal. Er atmete durch und holte etwas vorsichtiger eine Dynamitstange aus dem Rucksack. An ihrem unteren Ende knotete er den Faden fest.
" Areía, halte sie so", bat er. "Lass sie bloß nicht fallen."
Die junge Frau kniete neben ihm hin und nahm die Granate in die Hand. Wie er ihr gezeigt hatte, hielt sie sie mit dem Knopf nach unten. Kepler spannte den Faden zwischen den aus den beiden Betonbrocken ragenden Eisendrähten.
"Was wird das?", erkundigte Areía sich.
"Trick siebzehn", gab Kepler kurzangebunden zurück. "Lass langsam los."
Areía begann, die Faust zu öffnen. Der Faden war zwar stark, aber sehr elastisch, das Gewicht der Granate längte ihn.
"Langsam er", mahnte Kepler angespannt.
Areía öffnete die Finger allmählich und vorsichtig. Kepler spannte den Faden.
"Lass los", befahl er.
Mit fast zugekniffenen Augen öffnete Areía vollständig die Hand. Die Dynamitstange blieb nur wenige Millimeter über dem Boden hängen. Der Auslöseknopf würde ihn bei der kleinsten Erschütterung berühren.
"Passt", sagte Kepler. "Kriech vorsichtig zurück."
Areía befolgte die Anweisung mit angehaltenem Atem und ohne die Augen von der Granate zu wenden. Kepler nahm das Verbandpäckchen und schob sich vorsichtig zurück. Sein linker Stiefel stieß gegen ein kleines Stück Beton, das wohl auf der Kante gestanden hatte, es kippte mit in der Stille sehr lautem Aufschlag sofort um. Areía schrie kurz auf, dann lachte sie nervös über sich selbst.
Die Kugeln in den Dynamitstangen hatten einen tödlichen Wirkungskreis von ungefähr sechs Metern, die Druckwelle hatte eine etwas größere Reichweite. In zwölf Metern Entfernung von der ersten Sprengfalle verharrte Kepler und sah sich um. Hier lagen weitere Bruchstücke der Decke. Nur eines war etwas größer, aber mehr brauchte Kepler auch nicht. Er schob den Betonklumpen an den Rand des Weges und legte zwei kleinere Bruchstücke davor. Er holte eine seiner drei letzten Granaten heraus, stellte sie mit dem Kopfende nach unten auf die Kanten der kleinen Bruchtücke und lehnte sie gegen den großen Brocken. Ein Stoß gegen einen der Bruchstücke, eigentlich nur ein Streifen mit dem Fuß, würde die Granate abrutschen und mit dem Zündknopf auf der Erde aufkommen lassen.
Kepler steckte das Verbandpäckchen ein, richtete sich auf und erwischte Areía mit der Schulter an der Nase. Aber die Technikerin blickte
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