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Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)

Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)

Titel: Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen , Eduard Dyck
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Wissenschaftler mit respektvoll gedämpfter Stimme den Ric hter aus seinem Träumen zurück in die krude Wirklichkeit.
    "Ja?"
    "Geben Sie der Menschheit eine Chance, Sir", bat Orlikon inständig. "Es wird funktionieren, retten Sie uns alle – bitte."
    " Aber wenn Sie mit diesem Krieger falsch liegen, wird es sehr schlimm enden", murmelte der Richter unwillig. "Für mich..."
    "Sir, Sie haben auch den Schlüssel zum Versiegelten Bunker", entgegnete der Wissenschaftler wie eine Spinne, die ein Netz wob, "und der Kondensator dieser Stadt muss nicht benutzt werden. Die Energie darin wird ausreichen, um fünfzehn Menschen im Bunker für hundert Jahre zu versorgen. Und soweit unter die Oberfläche kommen weder die Syths noch die Gools hin."
    Vier Minuten verstrichen, bevor der Richter nachdenklich zu sprechen b egann.
    "Dieser Versuch, sofern er funktionier t, das wäre doch im Prinzip nur mein selbstloser Beitrag für meine Mitmenschen..."
    "Nicht im Prinzip, Sir. Er wäre genau das", bekräftigte der Wissenschaftler.
    "Und wenn dieser Versuch misslingen sollte..."
    "Überlegen wir uns in Ruhe etwas anderes."
    "Das wäre dann meine Pflicht, das im Bunker zu tun, nicht wahr, Orlikon?"
    "Ihre absolut einzige", bestätigte der Wissenschaftler. "Und zwar genau in di eser Form. Alles andere würde doch gar keinen Sinn machen."
    Der Richter atmete mehrmals hastig durch. Und entschied sich. Er konnte nicht viel verlieren. Aber sehr viel gewinnen.
    "Wie lange werden Sie brauchen, Darr?", wollte er wissen.
    " Bis Mitternacht, Sir", antwortete der Wissenschaftler.
    Zum ersten Mal seit vielen Jahren sehnte der Richter sich nach dem nächsten Morgen und freute sich auf ihn. Weil er an diesem Morgen die Chance haben würde, das zu tun, was er für richtig hielt. So wie er es für ric htig hielt.
    Und noch wichtiger, er hatte die Wahl. Er konnte sich diese Chance ansehen und sie wahrnehmen. Oder es einfach sein lassen und we iter wie bisher leben.
    Aber er wollte diese Chance nutzen. Wenn es nicht zu gefährlich sein würde.
    Mit einer abrupten Bewegung sprang er auf und riss dabei sein Jackett auf, dann das Hemd. Er zögerte nur kurz, bevor er die Nägel seiner rechten Hand in die Haut an seiner linken Brust stieß. Vor über fünfzig Jahren, als er zum Obersten Richter dieses Kontinents ernannt worden war, hatte man ihm einen Schlüssel gegeben. Dieser hatte ein halbes Jahrhundert unter der zweiten Haut geruht, nicht einmal die vielen Frauen hatten das in der ganzen Zeit bemerkt.
    Der Richter riss den Schlüssel hervor. Eine Sekunde lang blickte er auf die seltsam gekrümmten Linien der beiden Bartprofile des im freudigen Gold fu nkelnden Schlüssels. Mit einer ruckartigen Bewegung hielt der Richter den Schlüssel dem Wissenschaftler hin.
    "Lassen Sie uns die Menschheit befreien, Darr."
    "Jawohl, Sir."
    Orlikon verstaute den Schlüssel in seiner Hosentasche. Anschließend hob er den Kopf, anstatt weg zu gehen. Der Richter sah in seine Augen und die Angst jagte als kalter Schauer über seinen Rücken.
    "Was?", hauchte er panisch und kaum hörbar.
    " Der Aufruf, Sir", antwortete der Wissenschaftler.
    Es war genau der Moment kurz bevor im Büro die Lichter angingen, als der Richter den Kopf zum Fenster drehte. Er hasste den Anblick der verwahrlosten Stadt da draußen, er hasste den Anblick der Mauer, die sie vor den Gools schüt zte, das einzige, was die Maschinen erdacht hatten. Der Richter hasste es, dass diese Mauer die Syths nicht fernhalten konnte. Und er hasste es abgrundtief, immer wieder zu den Menschen in anderen Städten zu sprechen, ihnen immer wieder zu sagen, dass der Tribut an die Syths die einzige Überlebenschance war, dass es besser war, wenn wenige starben, und nicht alle. Er straffte sich.
    "Schaffen Sie den Mann her, Darr", befahl er. Dieser Ton, von dem er Zeit seines Lebens geträumt, und den er nie zu benutzen gewagt hatte, gefiel ihm ausgesprochen gut. "Ich kümmere mich solange um den Aufruf. Gehen Sie, Orlikon."
    Der Wissenschaftler verbeugte sich leicht. Das hatte er bis jetzt noch nie g emacht und die Geste gefiel dem Richter ausgesprochen gut. Er nickte knapp und erhaben. Orlikon drehte sich um und hastete zur Tür.
    Der Richter sah ihm nach. Nachdem die Tür sich wieder geschlossen hatte, griff er an die rechte Brust. Eine Sekunde später hing der zweite Fetzen künstlicher Haut von ihm herunter. Aber der Richter achtete nicht darauf, sondern sah auf einen anderen Schlüssel in seiner Hand.
    Er setzte sich

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