Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
Gondwana, ja auf der ganzen Welt, hatte er dadurch an Ansehen gewonnen. Er ist für alle Afrikaner sogar zum absoluten Anführer geworden. Nur seine eigene Frau hatte es ihm nie verziehen. Sie ging weg und nahm den Sohn mit. Das hatte Koii endgültig gebrochen und es hatte ihn den Glauben an die Computer verlieren lassen." Er machte eine Pause. "Einige Jahre zuvor haben wir... also, etwa acht Jahre nach Begin der Invasion wurde in Gondwana eine ganze Reihe von Kindern geboren, die anders waren. Sie haben sie gesehen, Dirk, es sind die Bogenschützen. Man nennt sie die Titanen , weil sie stärker als andere sind und weil die angeborene Hemmung durch die maschinelle Psychokinese bei ihnen viel geringer ist."
"Titanen?", hakte Kepler nach. "Überwesen für den Kampf gegen die Götter?"
"Sowas in der Art", bestätigte Darr. "Woher wissen Sie das?"
"Geraten", gab Kepler beißend zurück. "Und, wie ging es weiter?"
"Die Titanen wuchsen sehr schnell", fuhr Darr fort, "und als sie nur etwa zehn Jahre alt waren, bildete Koii aus ihnen eine Streitmacht. Seitdem kämpft er gegen die Syths und die Gools. Eigentlich nur, damit seine Familie zu ihm zurückkehrt. Aber obwohl er das schon seit fast dreißig Jahren tut, weiß er noch nicht einmal, ob seine Frau und sein Sohn überhaupt noch am Leben sind."
"Hübsch brutal", bescheinigte Kepler und sah Darr schief an. "Sagen Sie mal, wie kommt das? Wie kommen Sie, der in dieser heilen Welt aufgewachsen ist, zu einer solchen Skrupellosigkeit?"
"Als ich Sie beobachtete, bekam ich ein Gespräch mit, das Sie mit einer Frau geführt haben", antwortete Darr. "Sie sagten ihr, dass Sie stumpfsi nnig sind."
Kepler erinnerte sich. Er hatte es tatsächlich zu der russischen Ärztin gesagt, und zwar gar nicht so weit von hier. Nur vor unendlich langer Zeit.
"Sie hatten ihr und einigen anderen Menschen das Leben gerettet", sprach Darr indessen weiter. "Andere aus Ihrer Zeit hätten das nicht vermocht, Sie aber schon. Ihre Krankheit hat Ihnen zwar einiges genommen, aber sie hat Ihnen etwas anderes dafür gegeben. Was auch immer das ist, das macht Sie aus." Er schwieg kurz. "Ich ticke ebenfalls nicht ganz richtig, ich bin im gewissen Sinne ein Soziopath. Ganz ehrlich?" Sein Gesicht verzog sich. "Ich hasse unsere Gesellschaftsordnung, ich hasse sie abgrundtief." Er atmete durch. "Aber ich hasse nicht die Menschen, sie will ich retten." Ein schiefes Lächeln zog seine Lippen auseinander. "Anscheinend ist nur ein Geisteskranker dazu fähig."
"Geni alität und Wahnsinn spazieren Hand in Hand", meinte Kepler. "Wenn es Sie tröstet oder beruhigt, zu meiner Zeit gab es wirklich große Denker, die eine Kernwaffe gebaut hatten. Der Einsatz nur zweier solcher Bomben beendete einen globalen Krieg und rettete so hunderttausende Soldaten. Und tötete dabei hunderttausende Zivilisten. Dann wollten alle solche Waffen haben, und das brachte die Welt schließlich an den Rand eines völlig endgültigen Vernichtungskrieges." Er atmete durch. "Schön zu wissen, dass er nicht stattgefunden hat. Wenigstens das hat eure technokratische Regierung gut hinbekommen."
Darr schien widersprechen zu wollen, machte den Mund aber gleich wieder zu und sein Blick wurde wieder geschäftig.
"Wollen wir anfangen?", schlug er vor. "Wir sollten schnell fertig werden."
Arr hatte der Unterhaltung zwar zugehört, aber nicht untätig, sondern hatte währenddessen die Computer aktiviert und vorbereitet.
D ie Menschen in Vineta schienen wirklich so zu sein, wie Darr sie beschrieben hatte – hilflos und unfähig, das eigene Überleben zu sichern. Arr hatte aus nächster Näher den Tod eines Freundes miterlebt und war selbst fast genauso grausam gestorben. Kepler hatte befürchtet, der Techniker würde deswegen zusammenbrechen. Doch Arr hatte sich nicht nur von diesem Erlebnis erholt, sondern wirkte immer munterer und zuversichtlicher. Kepler entschied, dass der Techniker auch nicht ganz richtig im Kopf war.
Kepler legte sich in einen Sessel. Darr hatte gesagt, dass je entspannter man war, desto besser das Auslesen der Gedanken funktionierte. Das stimmte wohl, nur drei Minuten nachdem Kepler zwei Elektroden an seine Schläfen angelegt hatte, war das Hologramm eines AWSM aufgebaut, und zwar in einzelnen Teilen. Kepler wusste bis ins kleinste Detail, wie dieses Gewehr aufgebaut war, nur kannte er abgesehen von der Länge des Laufs kein einziges Maß. Andere Bauteile nur aufgrund einer Angabe auszurechnen war ihm nicht valide genug.
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