Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
unsichtbar."
"Theoretisch", korrigiert e Kepler.
An der Großartigkeit der Bilderfassung und Wiedergabe zweifelte er nicht. Er hob den linken Ärmel des Anzuges. Das Gewicht war deutlich, jedoch war der Aspekt der Beweglichkeit von größerer Bedeutung. Die winzigen Schuppen verkeilten sich ineinander, als Kepler den Ärmel auf den Torso legen wollte, und verhinderten auf dem letzten Viertel des Weges die Bewegung. Sich selbst an die Schulter zu fassen war in diesem Anzug unmöglich.
"Wieso kein Metamaterial?" , fragte Kepler.
" Weil es die Lichtwellen krümmt – was die Syths sehen können", erinnerte Darr etwas gönnerhaft. "Dieser Anzug ist dagegen im Grunde nur ein Spiegel."
" Ziehen Sie ihn an und kriechen Sie mal unter den Tisch", schlug Kepler vor.
D er Spott prallte von Darr ab, vor Stolz über seine Erfindung war er für verbale Argumente unzugänglich. Aber er sah das Argument ein.
"Na gut, ich bessere ihn noch etwas nach", meinte er mürrisch.
"Tun Sie das", erwiderte Kepler. "Für mich brauche ich zehn Quadratmeter vom Thermostoff, aus dem die Umhänge waren. Nur nicht weiß. Ich muss an die Gedankenlesemaschine, um das MultiCam-Muster genau wiederzugeben."
Mit diesem Tarnmuster war auch seine Tarndecke versehen. Obwohl simpel wirkend, verwischte die Ansammlung von grauen, braunen und grünlichen Flecken zuverlässig die Körperkonturen in nahezu jedem Terrain unabhängig von Jahreszeit und Lichteinfallwinkel. Das Muster verminderte sogar die Infrarotabstrahlung, aber das übernahm schon der Stoff an sich viel besser. Zusätzlich zur Plane wollte Kepler noch ein Netz aus reißfesten Kunststoffschnüren haben.
Darr kam mit metrischen Längenmaßen mittlerweile anscheinend gut zurecht, zumindest fragte er nicht nach. Um sich schneller an die Verbesserung seines Anzuges machen zu können, fragte er überhaupt nichts. Er leitete die Herstellung ein und widmete sich seiner tarnenden Erfindung. Kepler störte ihn dabei nicht, sondern wartete, bis das Netz und die Plane fertig gestellt waren. Er überprüfte sie und ging zu Darr, der grübelnd auf den Anzug starrte.
"Und?", fragte Kepler. "Sie haben ja gar nichts gemacht."
"Ich kann keine Projektionszellen entfernen, dann würde das Bild verzerrt werden", antwortete Darr. "Und ich kann sie nicht kleiner machen." Er sah Kepler ablehnend an. "Und eigentlich ist der Anzug ganz gut."
" Na okay. Kommunizieren müssen wir trotzdem können", gab Kepler zurück.
Argwöhnisch blickend holte der Wissenschaftler einen winzigen farblosen Knopf aus der Tasche heraus. Mit konzentriert gerunzelter Stirn und angestrengt gespitzten Lippen langte er ein wenig gehemmt zu Keplers linkem Ohr. Kepler spürte seine Finger, aber nicht, dass er den Knopf an seinem Ohrläppchen befestigt hatte. Er fasste das Ohr an, nachdem Darr die Hände herunter genommen hatte. Der Knopf saß fester als ein Ohrklip, war jedoch überhaupt nicht spürbar.
" Weil der Kommunizierer so klein ist, beträgt die Reichweite je nach Umgebung maximal fünfzehn Stadien und der Akkumulator hält lediglich ein Jahr", erklärte Darr. "Dafür ist er bequem. Dreimal antippen zum Einschalten, dann darauf drücken zum Sprechen oder zweimal antippen und er aktiviert sich durch die Stimme. Dreimal zum Ausschalten antippen."
"Das ist gut", sagte Kepler beeindruckt.
Darr sah ihn skeptisch an.
"Noch etwas?", erkundigte er sich misstrauisch.
"Ja. Eine topographische Karte."
"Eine was für welche?"
"Ist klar, ihr braucht so etwas nicht, die Maschinen besorgen ja alles", nörgelte Kepler. "Okay. Ein Satellitenbild der Gegend zwischen Gondwana und Khartum. Möglichst aktuell, möglichst anständig aufgelöst."
"Das habe ich kapiert", fauchte Darr zurück. "Aber – von welchem Gebiet?"
"Hier bis Ofir ", grollte Kepler. "Oder wo wollten Sie hin?"
"Ich kümmere mich darum", versprach Darr hastig.
"Aber bitte."
Darr machte sich sofort am Computer zu schaffen. Kepler nahm das Netz und zog sein Klappmesser aus der Tasche.
Der Wissenschaftler war schnell fertig geworden, wagte es wohl aber nicht, Kepler bei seiner Beschäftigung zu unterbrechen. Stattdessen widmete er sich seinem Anzug. Kepler hatte indessen aus dem Netz einen an seinen Körper angepassten Überwurf angefertigt. Danach zerschnitt er die Stoffplane in Streifen und band diese am Netz fest. Anschließend zerfaserte er die Streifen zusätzlich.
Vier Stunden später war der Ghi llie-Anzug fertig. Darr verkniff es sich zwar, etwas über die
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