Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
Bunker hinaus.
Gondwana lag im völligen Dunkel. Kein einziges Fenster war erhellt, es gab überhaupt kein Streulicht, deswegen strahlten die Sterne stechend klar aus der Schwärze des Himmels. Ihr stumpfes silbernes Licht schien sofort von den Gebäuden verschluckt zu werden, die Straßen lagen im trüben Zwielicht. Wie auch immer die Bogenschützen sich orientierten, sie gingen schnell und zielstrebig.
Nach dreißig Minuten endete der Marsch an einem Wolkenkratzer zweieinhalb Kilometer vom Bunker entfernt. D ieses Gebäude wurde augenfällig viel weniger als Koiis Kommandozentrale benutzt. Trotzdem war es sogar besser gesichert, nicht nur am Eingang, sondern auch in einem Umkreis von zweihundert Metern wurde es von Bogenschützen bewacht. Sie zielten unentwegt auf den Tross seit sie ihn ausgemacht hatten. Sie senkten ihre Bögen erst, als zehn weitere Männer herauskamen und Kepler, Darr und Arr ziemlich frostig begrüßten.
Zwei dieser Männer waren eindeutig Techniker, sie trugen Overalls. Die anderen acht hatten die Aufgabe, sie zu schützen. Sie spannten sogar ihre Bögen, als Darr verlangte, zur Werkstatt gebracht und dort allein gelassen zu werden, und dass er von dort sofort den Zugriff auf die Energiereserven der Stadt hatte. Der ältere Techniker wies das Anliegen vehement ab. Doii wiederholte Koiis diesbezüglichen unmissverständlichen Befehl. Es bedurfte dennoch eines Funkgesprächs mit dem Bürgermeister, bevor der Techniker widerstrebend nachgab.
Eine weitere halbe Stunde verging. In dieser Zeit wurde Darr vom älteren Tec hniker aufgeklärt, wie er die Maschinen zu benutzen hatte. Dann verließen die Gondwaner endlich den Raum. Darr schloss die Tür ab.
"Bevor wir anfangen, müssen wir einige Dinge klären", sagte Kepler unmissverständlich, bevor der Wissenschaftler auch nur eine Silbe ausgesprochen hatte.
"Bitte", erwiderte Darr ruhig.
"Sie haben Koii einen anderen Grund für den Besuch in der Versiegelten Stadt genannt als mir", begann Kepler, "und wahrscheinlich auch einen anderen als dem toten Richter." Er deutete dem Wissenschaftler, der den Mund öffnete, zu schweigen, und sah ihm direkt in die Augen. "Ihre Motive sind mir eigentlich völlig egal", fuhr er fort, "das hier ist Ihre Zeit, Sie können damit anfangen, was Sie wollen. Nur eins, Darr – ich will in meine Zeit zurück. Und wenn Sie mich zu hintergehen versuchen, verschaffe ich Ihnen die Ewigkeit an den Hals."
" Sie habe ich gar nicht angelogen und Koii nicht direkt", behauptete der Wissenschaftler ruhig und ungerührt. "Ich habe gewisse Details nur nicht völlig erklärt. Wie ich Ihnen sagte, ich will die Menschen dazu bringen, wieder selbstständig zu denken, damit sie kämpfen können. Dazu werde ich sie in einen anderen Zustand versetzen, damit sie sich erinnern, wie das geht."
"Mir haben Sie gesagt, ich werde mich nicht erinnern."
"Das stimmt auch", bekräftigte Darr. "Aber Sie werden auch physisch zurück gehen. Bei uns wird es nur eine sozusagen mentale Zeitreise werden. Wenn wir danach so werden wie Sie, können wir überleben." Er machte eine Pause und sein Blick wurde bittend. "Und – ich kann es Ihnen nicht erklären, aber ich wünsche mir sehr, dass Sie begreifen, oder es mir zumindest glauben, dass Ihre Rückkehr in Ihre Zeit essentiell für mein Vorhaben ist."
Es stimmte. Wie in Vineta hatte Kepler den Eindruck, dass Darr ihm definitiv die Wahrheit sagte, nur nicht die ganze. Wohl aus demselben Grund, warum er den Bürgermeister vorhin kalt und berechnend belogen hatte. Der Wissenschaftler schien zu glauben, dass es triftige Gründe dafür gab.
" Was für eine Sache haben Sie eben bei Koii benutzt?", interessierte Kepler sich. "Wieso hat er die Energie plötzlich freigegeben?"
"Als die Computer feststellten, dass ein Krieg sinnlos war", holte Darr sofort anscheinend ziemlich weit aus, um seine Aufrichtigkeit zu demonstrieren, "entschieden sie, dass wir den Syths den Tribut entrichten müssen, nur darin sahen sie eine Überlebenschance für uns als Rasse. Koii war zu diesem Zeitpunkt schon der Bürgermeister von Gondwana und er hatte Zeit seines Lebens an die Technokratie geglaubt. Er bewies damals wirklich seine Stärke, als die Maschinen seine einzige Tochter als Opfer bestimmten. Sie war sehr jung, nur knapp über dreißig. Koii lieferte sie aus, er benutzte seine Stellung nicht, um sie zu schützen. Er wollte an ihrer statt gehen, aber die Maschinen hatten es ihm nicht erlaubt. Bei allen Menschen in
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