Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
sauber.
Auch sonst stellte das Klinikum sich nur in etwa so dar wie ein Krankenhaus aus der Zeit, die Kepler vertraut war. Es gab einen Wartebereich, in dem sehr bequeme Liegesessel standen, aber anscheinend waren sie mehr für Besucher gedacht. Kepler sah weder solche noch eindeutige Patienten, viel zu tun gab es hier anscheinend nicht. Während Goii ihn durch den Wartebereich führte, sah Kepler, wie die Medizin hier funktionierte. Menschen waren in dieser Zeit nur dazu nötig, Verletzte und Kranke zu bergen. Verarztet wurden sie von Maschinen. Diese sahen wie kompakte Sarkophage aus. Es gab wohl verschiedene für unterschiedliche Zwecke. Vier für die leichteren Verletzungen standen direkt im Wartebereich. Drei waren leer, im vierten schlief ein junger Mann.
Kepler sah sich um. Außer dem Mann im Sarkophag war kein Mensch da.
"Und, Kobi... äh, Goii, wie geht es weiter?", erkundigte Kepler sich.
"Ich kümmere mich um dich, keine Sorge", antwortete der Afrikaner.
Im Gegensatz zu seinem großspurigen Ton war sein Gesicht aber ratlos.
Plötzlich öffnete sich eine unscheinbare Tür und eine Krankenschwester trat aus ihr hinaus. Goii streckte die Brust heraus, sein Gesicht nahm einen ziemlich überheblichen Ausdruck an. Die Frau schenkte ihm professionell ein eingeübtes warmes Lächeln, sah zu Kepler und bedachte ihn mit einem echten Lächeln, was Goii, der sie aufmerksam beobachtete, sichtlich missfiel. Dann stutzte sie, als sie Kepler in die Augen sah. Sie enthielt sich aber eines Kommentars.
"Der Ober heiler wartet schon auf dich, Fremder", sagte sie stattdessen.
Kepler folgte der Krankenschwester in einen anderen Raum und fragte sich, warum ein Arzt ihn sehen wollte, statt ihn in einen Sarkophag zu stecken.
Die Krankenschwester brachte ihn in eine n Raum, der im zweiten Stockwerk lag, und ließ ihn dort allein. Kepler setzte sich in den Sessel und schob die Hosenbeine hoch. Der von der Syth-Klinge hinterlassene Kratzer war längst vom verkrusteten Blut überzogen. Damit war der Schaden an der Hose viel größer als der am Bein. Kepler knibbelte an der Blutkruste über dem Schnitt.
"Finger weg davon, junger Mann", wies ein e barsche Stimme ihn an.
Kepler richtete sich auf. Vor ihm stand ein Mann. Er trug einen blütenweißen Kittel und einen ordentlich gestutzten Bart. Seine linke Gesichtshälfte war verbrannt. Der Wangenknochen war grotesk deformiert und mit einer unnatürlich glatten und leuchtend roten Haut überzogen, aber das linke Auge war erstaunlicherweise intakt. Der Blick des Arztes war nicht nur eindringlich, klug und willensstark, sondern auch voll offener Freundlichkeit. Während er dünne Handschuhe über die Hände stülpte, kniete der Arzt sich vor Kepler hin.
"Ich bin Doktor Asklepoii", stellte er sich knapp vor.
" Aesculapius höchstpersönlich?", benutzte Kepler den entsprechenden lateinischen Namen. "Wo sind dein Stab und die Schlange?"
Seine erstaunte Erheiterung, weil der Name des Arztes dem des griechischen Gottes der Heilung glich, bemerkte Asklepoii nicht, oder er ignorierte sie. Eilig, beinahe schon hastig, schob er Keplers rechtes Hosenbein hoch.
Dann nahm er sich sehr viel Zeit. Zuerst tastete er die Wunde ab. Danach holte er aus einer Kitteltasche ein Skalpell heraus. Sorgfältig entfernte er das verkrustete Blut. Sofort kam frisches nach. Ohne sich darum zu kümmern, dass es auf den Bonden tropfte, griff der Arzt in die andere Tasche. Er holte einen Tupfer heraus und drückte ihn solange gegen die Wunde, bis er sich mit Blut vollgesogen hatte. Der Arzt holte einen zweiten Tupfer heraus, deutete Kepler, diesen gegen die Wunde zu drücken, und sah sich den ersten aufmerksam an.
" Du bist nicht vergiftet", meinte er dann.
"Okay" , erwiderte Kepler.
"Was?" , stutzte der Mediziner.
"Ist gut."
"Wir stecken dich trotzdem in den Heiler", beschloss der Doktor im Ton einer Anwesung. "Er baut auch das zerstörte Gewebe nach."
Kepler war es völlig egal, ob er eine Narbe mehr oder weniger hatte.
"Muss nicht sein", erwiderte er.
"Doch, muss es", bestimmte Asklepoii. "Zu prophylaktischen Zwecken."
Kepler sah ihn an. Gegen diesen rigorosen Doktor sträubte er sich besser nicht.
" Jawohl. Vielen Dank", erwiderte er höflich.
"Gern. Ich schicke gleich jemanden, der sich um dich kümmert." Der Arzt b edachte ihn mit einem Lächeln. "Eine Hora, dann bist du wie neu."
Asklepoii erhob sich und griff wieder in die Tasche. Diesmal holte er einen Beutel heraus. Er legte den
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