Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
blutigen Tupfer hinein, versiegelte die Tüte und steckte sie ein. Dann nickte er knapp und verließ eilig den Raum.
Eine Minute später erschien die Krankenschwester und brachte Kepler zurück nach unten. Dort fixierte sie sein Hosenbein mit einem Klebeband damit es nicht herunterrutschte, half Kepler in den Sarkophag, obwohl er das auch allein ganz gut gekonnt hätte, und drückte einige Knöpfe auf dem Bedienpult. Danach erkundigte sie sich, ob Kepler noch etwas brauchte. Er verneinte. Die Frau wünschte ihm gute Heilung und ging. Es dauerte etwas, bis die Maschine die Verletzung analysiert hatte, bevor sie mit dem Heilungsprozess begann.
Eine Zeitlang konzentrierte Kepler sich auf das angenehme Streicheln an seinem Bein. Leise unaufdringliche Musik begann im Sarkophag zu plätschern. Sie wirkte sanft und einschläfernd. Gemäß alter Soldatenweißheit, bei jeder sich bietenden Gelegenheit möglichst viel zu schlafen, schloss Kepler die Augen.
Er wurde von lauten , panischen Schreien geweckt. Er griff zur Glock, dann erst wurde ihm der Grund für die Aufregung ersichtlich.
Geburten waren hier wohl nicht mehr allzu häufig, fünfzehn Weißgekleidete scharrten sich um eine Frau, bei der anscheinend gerade die Fruchtblase geplatzt war. Ein wenig unkoordiniert kümmerten die Mediziner sich um die werdende Mutter. Dann kamen zwei Sanitäter mit einer Trage dazu. Die schreiende Frau wurde darauf gelegt und weggebracht. Im Raum wurde es wieder still.
Kepler dämmerte gerade wieder ein, als der Sarkophag leicht erzitterte.
"Werter Patient, du bist geheilt", sagte eine sanfte, wohlklingende weibliche Stimme. "Geh e nun in Frieden nach Hause."
"Danke schön" , entgegnete Kepler.
Der Sarkophag öffnete sich geräuschlos. Kepler sah auf sein Bein. Vom Kratzer war nichts mehr da. Kepler stieg hinaus und streifte das Hosenbein herunter.
"Hey, du bist wieder ganz, was" , hörte er.
Er drehte den Kopf nach links. Goii stand neben ihm.
"Ich heiße Dirk, nicht Hey ", erwiderte er.
Der Afrikaner grinste ihn weiterhi n ohne jegliche Verlegenheit an, dann deutete er vorwurfsvoll auf das Loch in seiner Hose.
"Das sieht sehr unästhetisch aus", verkündete er.
" Sag das der Syth", gab Kepler zurück. "Ich nähe das schon zu."
"Was willst du tun?", fragte Goii erstaunt.
" Nähen", antwortete Kepler. "Die Hose wieder heile machen."
"Wozu? " Goii deutete nach vorn. "Dort steht doch ein Garderober."
"Ein was?", fragte Kepler.
" Ach ja, das kennst du nicht, Koii sagte, du kommst aus früherer Zeit", meinte Goii leicht abfällig. "Ein Garderober ist eine Maschine, die Kleider macht."
" Ne, danke." Kepler gab seinen Wunsch auf, er trug lieber die zerrissene, aber die eigene Kleidung. Ein Anliegen hatte er trotzdem. "Ich muss etwas essen."
"Dann komm mal mit" , wies Goii ihn selbstgefällig an.
Als sie den Eingang erreichten, sah Kepler den Oberarzt. Asklepoii hastete aus einer Tür hinaus und atmete durch. Dann holte er ein Gerät aus der Kitteltasche heraus. Es sah wie ein Smartphone aus, zumindest hatte es einen Bildschirm, auf dem etwas geschrieben stand. Asklepoii runzelte die Stirn, dann lächelte er und steckte das Gerät wieder ein. Im selben Moment flog die Tür hinter ihm scheppern auf und die eben noch schwangere Frau stürmte in den Flur. Sie krallte sich in den Arm des Arztes und schüttelte Asklepoii so heftig, dass er fast umfiel.
" Heiler!", kreischte sie fassungslos. "Deine Helferin hat gesagt, dass der Bürgermeister die Reservekondensatoren entladen hat und dass alle Maschinen, die nicht unmittelbar der Lebenserhaltung dienen, nun abgeschaltet sind!"
"Junge Mutter", erwiderte Asklepoii sanft, "das ist doch nicht schlimm."
Die Frau sah ihn verdattert und hilflos an.
"Doch!", schrie sie dann schrill im panischen Ton. "Ich hatte doch gerade eben eine Geburt! Und das Kind hat jetzt keinen Namen!"
Das entstellte Gesicht des Arztes verzog sich angewidert.
"Die Ära der Maschinen ist vorbei", raunte er beißend. Dann lächelte er die Frau mit dumpfer Genugtuung an. "Wir müssen unser Leben selbst in die Hand nehmen. Gib deinem Kind selbst einen Namen."
"Was? ", keifte die junge Mutter in verzweifelter Bestürzung. "Wie? Welchen?"
Darauf wusste Asklepoii aus dem Stehgreif keine Antwort, er dachte nach. Bei der Frau versagten indessen die Beine, ob der Aufregung wegen oder nach den Strapazen der Geburt. Der Arzt fing sie auf, aber ungeschickt, und stürzte deswegen beinahe zusammen mit seiner Patientin.
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