Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
Primitivität zu sagen, aber es war deutlich, dass er dem Ghillie keine Tarneigenschaft zutraute. Kepler versuchte ihm zu erklären, dass die Streifen die Körperkonturen verwischten, und dass das in Verbindung mit dem Tarnmuster den Ghillie mit der Umgebung verschmelzen lassen würde.
Letztendlich war es Kepler aber egal, ob der Wissenschaftler ihm glaubte oder nicht. Wenn Darrs Anzug ihn tarnen würde, war es in Ordnung, und für den gegenteiligen Fall hatte Kepler noch drei Quadratmeter von MultiCam übrig.
Er war schon seit fast einem Tag in Gondwana, damit hatte er seit etwa sech sunddreißig Stunden nicht mehr geschlafen. Darr und Arr waren ebenfalls müde geworden. Kepler und sie nutzten die nächsten fünf Stunden für den Schlaf. Sie hatten auch nichts mehr zu tun, außer die Maschinen dabei zu beobachten, wie sie die atomaren Strukturen von Elementen änderten, um sie in andere Elemente zu verwandeln, und anschließend daraus die Waffen herzustellen.
Als Kepler aufwachte, lag Darr ausgestreckt und mit weit offenem Mund im Sessel. Arr saß zusammengekrümmt vor der Maschine. Seine Arme lagen verschränkt auf der Bedienkonsole, sein Kopf lag darauf. Trotz der unbequemen Position schlief der Techniker tief und fest. Und dennoch zuckte er ständig.
Kepler stand geräuschlos von seiner Liege auf und sah prüfend auf das Überwachungshologramm über Arrs Pult. Das Bild zeigte an, dass die Glocks, sämtliche Munition, die Magazine und die Schalldämpfer fertig waren. Das Gewehr war noch in Arbeit. Arr hatte es verinnerlicht, dass diese Waffe absolut perfekt sein musste. Das Hologramm zeigte, wie die Maschine den Lauf beinahe Molekül für Molekül wob und ihn sogleich innen mit Chrom beschichtete.
Soweit Kepler das Bild nachvollzog, würde es wohl noch etwa anderthalb Stunden dauern, bis der Lauf kalt geschmiedet sein würde, dann noch zwei, bis das Gewehr fertig war, die anderen Bauteile waren noch nicht alle hergestellt.
Kepler hatte Hunger, aber er wollte Darr und Arr nicht wecken. Er ging leise zur Tür und drehte vorsichtig und langsam an der Klinke.
"Dirk."
Überrascht drehte Kepler sich um. Darr gähnte zwar, aber richtig verschlafen sah er nicht aus. Der Wissenschaftler deutete auf den Riss an Keplers Hose.
"Sie müssen w egen dieser Wunde zu einem Heiler", empfahl er.
" Fange ich an, wie ein Gool auszusehen?", entgegnete Kepler unwillig.
" Sie sind zwar immun gegen deren Blut, aber es könnte trotzdem Komplikationen verursachen, und sei es nur der Juckreiz", behauptete Darr belehrend. "Ich habe Koii gebeten, jemanden herzuschicken, der Sie zu einem Heiler bringt."
Kepler erinnerte sich daran, direkt nach dem Kontakt mit dem Gool-Blut einen seltsamen Schmerz im Bein gespürt zu haben. Er nickte und ging hinaus.
1 6. Nachdem er die Tür geschlossen und sich umgedreht hatte, blickte er in das verschlafene Gesicht des Adjutanten. Der richtete sich gerade eulenhaft blinzelnd auf der Bank auf, die an der Wand der Tür gegenüber stand. Dann erkannte er Kepler und sein Blick wurde überspitzt gefällig und er lächelte haschend.
"Hey. Ich bin Goii", stellte er sich vor und neigte höflich den Kopf.
"Dirk", entgegnete Kepler abwartend.
"Im Gegensatz zu den anderen fand ich, dass wir euch sehr viel Dank schu lden", behauptete der Adjutant. "Für die Waffe." Er lächelte Kepler gewinnend an. "Es war ein großartiger Kampf mit dem Gool."
"Danke", gab Kepler kurzangebunden zurück.
"Kann ich etwas für dich tun?", erbot Goii sich.
"Ja", entschied Kepler nach kurzem Überlegen, "bring mich zu einem Heiler."
Er bedauerte es nicht, Gondwana wieder nur im Zwielicht der Dämmerung zu sehen. Wie Vineta war ihm auch diese Stadt zu steril und zu akkurat. Eigentlich müsste ihm als einem Deutschen dabei warm ums Herz werden. Aber das tat es nicht. Vielleicht war er schon zu lange in Afrika. Oder einfach nur mental in einer Zeit geblieben, in der das Chaos einfach ein Teil des Lebens war.
Wenn die meisten Gebäude in dieser Welt beinahe steril anmuteten, dann war das Krankenhaus geradezu keimfrei. In einer langwierigen Proz edur musste Kepler auch hier drei Schleusen passieren. Er wurde ausgesaugt, mit irgendetwas benässt und nochmal trocken gesaugt. Mit dem Duschen hatte das Ganze nun gar nichts zu tun, aber er fühlte sich porentief sauber. Seine Kleidung war sauber, genauso wie alle anderen Dinge, die er an und bei sich hatte. Und wenn irgendwo an ihm eine Bakterie überlebt hatte, dann war sie auch
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