Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
Kepler sprang zu ihm, stützte ihn und half ihm, sich und die Frau wieder aufzurichten.
" Danke, Fremder", sagte Asklepoii. "Alles wieder gut?"
"Mit mir? Ja, vielen Dank", antwortete Kepler und lächelte die Frau an. "Gratuliere zu der rasanten Geburt. Ist es ein Junge oder ein Mädchen?"
"Junge", stammelte die Frau, ihm erschrocken in die Augen blickend.
" Nenne ihn Prometheus", schlug Kepler vor. Er sah Asklepoii an. "Oder halt Promethoii. Einer Legende nach hatte der Typ der Menschheit das Feuer gebracht. Einer mit eigenem Namen könnte für euch auch erleuchtend sein."
Der Arzt lächelte , seltsam zufrieden und mit einigem Unverständnis. Die Frau sah Kepler dagegen mit sprachloser Verwirrung an, die jedoch ziemlich abrupt ins Entsetzen umschlug, sobald sie kurz in seine Augen geblickt hatte.
" Was ist er?", japste sie, sah zum Arzt und deutete mit zitternder Hand auf Kepler. "Warum guckt er so?", brüllte sie. "Ist alles vorbei? Ist das das Ende?"
Bevor der verblüffte Arzt etwas sagte, schloss sie stöhnend die Augen und sank kraftlos auf den Boden, sich an den Kittel des Mediziners klammernd. Er sah auf ihre bebenden Schultern und blickte dann Kepler an.
"Geh weg, bevor sie noch einen koronaren Anfall bekommt", bat er.
"Kann sie von ganz alleine einen Herzinfarkt bekommen oder braucht sie auch dazu einen Computer?", interessierte Kepler sich spöttisch.
" Es ist sehr schwer, selbst zu entscheiden", nahm der Arzt die Frau in Schutz.
"Wäre wohl die erste eigene Entscheidung seit Äonen", mutmaßte Kepler und wollte gehen. Dann hielt er inne. "Eine Frage, Doc. Weißt du, was Nähen ist?"
Der Arzt sah ihn an, dann schüttelte er den Kopf.
"Ihr seid echt bis aufs unterste Niveau hochentwickelt", bescheinigte Kepler ihm. "Na, ihr werdet es wohl wieder lernen. Viel Spaß dabei."
Missmutig drehte er sich um und stampfte davon.
Das Gebäude, zu dem Goii ihn geführt hatte, war von außen so leblos wie jedes andere. Dessen Inneres könnte dagegen glatt für eine Kneipe des fünfzehnten Jahrhunderts durchgehen. Fast.
Es roch hier nicht völlig synthetisch nach Nichts, sondern nach Männern, die kurz zuvor körperlich gearbeitet hatten. Es wurde laut gesprochen und nicht so gestelzt und besonnen wie sonst in dieser seltsamen Epoche. Die Tische und die Stühle waren zwar eindeutig von Maschinen hergestellt worden, aber sie glänzten stumpf, unzählige Male von mehr oder weniger gut gewaschenen Händen angefasst. Das Licht kam nicht indirekt von überall her, sondern wurde von drei großen Lampions abgestrahlt, die von der Decke hingen und deren Schirme gelblich vom Rauch waren. Der stammte nicht vom Tabak, dieser Geruch und der nach Alkohol fehlten hier. Der Rauch kam von einem richtigen Grill, der ein Bestandteil der Bar war, und dessen Abzug nur mäßig gut funktionierte.
Kepler war erstaunt, dann wandelte diese Empfindung sich in Erheiterung um, als er sah, was hier gegrillt wurde. Zwei Köche hantierten hinter der Theke und einer entnahm gerade aus der Nahrungsmaschine ein frisch synthetisiertes Stück von Etwas, das wohl rohes Fleisch sein sollte. In einer geübten Bewegung legte der Mann dieses Ding auf den Grill. Und der war elektrisch.
Es war besser als nichts und Kepler freute sich schon auf eine bessere Imitation eines Steaks als die, die Darr ihm vorgesetzt hatte. In diesem Moment drehte sich der zweite Koch um. Dieser Koch war eine Frau.
Sie trug ein Hemd, dessen Ärmel hochg ekrempelt waren, eine Schürze mit ein paar Flecken und ein stramm gebundenes Kopftuch, aber eine Locke schmiegte sich an ihre Wange. Sie hielt inne und Kepler erstarrte.
Trotz des schummrigen Lichts, und obwohl die Köchin ihn aus verengten A ugen anblickte, sah Kepler deutlich, dass ihre Augen nicht so vollkommen braun waren wie bei jedem Menschen hier sonst, sondern ganz leicht grünlich.
Die Köchin war sehr jung, und g enauso hatte Kepler sich Lisa als Mädchen vorgestellt. Sie hatte wie Lisa ein längliches Gesicht mit scharf gezeichneten Lippen, ihre Haare waren auch brünett und sogar der spöttisch entschlossene und kaum merklich gütige Blick glich dem von Lisa.
Der Gedanke war absurd, aber Kepler dachte ihn zu Ende. Vielleicht blickte er gerade seine Urenkelin an, mit einer unendlichen Anzahl an Urs. Das implizierte jedoch, dass er und Lisa trotz seiner Unfruchtbarkeit irgendwann mal Kinder haben würden. Wie das möglich sein sollte, das konnte Kepler sich nicht ausmalen. Nur die Vorstellung dessen
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