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Das Wesen der Dinge und der Liebe: Roman (German Edition)

Das Wesen der Dinge und der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Das Wesen der Dinge und der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Gilbert
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blasse, englische Würstchen, um das es hier ging, blinzelte und schien die Sprache verloren zu haben. Doch Alma ließ nicht locker und fragte den Gast mit wachsendem Enthusiasmus: »Glauben Sie, Sir, die Pflanze, von der Sie sprechen, könnte dieselbe sein, die Dioscurides in der Materia Medica erwähnt? Das wäre eine echte Sensation, oder? Wir haben einen prachtvollen alten Band von Dioscurides in unserer Bibliothek. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen das Buch nach dem Essen zeigen!«
    An diesem Punkt schaltete sich Beatrix ein. »Ich frage mich, Alma«, ermahnte sie ihre vierzehnjährige Tochter, »ob es wirklich nötig ist, dass du die ganze Welt über jeden deiner Gedanken in Kenntnis setzt. Warum gestattest du deinem armen Gast nicht wenigstens den Versuch, eine Frage zu beantworten, ehe du ihn schon mit der nächsten überfällst? Bitte sehr, junger Mann, versuchen Sie es noch einmal. Was wollten Sie sagen?«
    Doch nun ergriff Henry wieder das Wort. »Sie haben mir keine Ableger mitgebracht, was?«, fragte er den überforderten Burschen, der inzwischen nicht mehr wusste, welchem Mitglied der Familie Whittaker er als Erstes antworten sollte, und deshalb den fatalen Fehler beging, gar keine Antwort zu geben. In der einsetzenden Stille starrten ihn alle an. Doch der junge Mann bekam kein Wort mehr heraus.
    Schließlich brach Henry das Schweigen und wandte sich empört an seine Tochter: »Ach, vergiss es, Alma. An dem bin ich nicht interessiert. Er hat die Sache nicht gut durchdacht. Schau ihn dir doch an! Sitzt hier rum, isst mein Essen, trinkt meinen Rotwein und hofft, irgendwie an mein Geld zu kommen!«
    Alma tat, wie ihr geheißen: Sie vergaß es und stellte keine weiteren Fragen zu Ammoniakgummi, Dioscurides oder den stammesspezifischen Bräuchen Persiens. Stattdessen wandte sie sich strahlend einem anderen Gentleman zu, ohne zu bemerken, dass dieser im Gegensatz zu ihr etwas bleich geworden war. »Nun, Sir, ich habe Ihrer wunderbaren Niederschrift entnommen, dass Sie einige außergewöhnliche Fossilien gefunden haben! Konnten Sie das Material bereits mit modernen Proben vergleichen? Glauben Sie wirklich, dass es sich um Hyänenzähne handelt? Und denken Sie immer noch, dass die Höhle überschwemmt wurde? Haben Sie Mr Winstons jüngsten Artikel über urzeitliche Überflutungen gelesen?«
    Unterdessen neigte sich Prudence, von den anderen Gästen unbemerkt, in aller Ruhe zu dem gebeutelten jungen Engländer hin, der neben ihr saß, und flüsterte: »Machen Sie weiter.«
    •
    In dieser Nacht ging Beatrix zwischen den Abendgebeten und dem Schlafengehen wie immer mit den Mädchen ins Gericht.
    »Alma«, fing sie an, »eine höfliche Diskussion darf kein Wettrennen sein. Auch du wirst es vielleicht in Ausnahmefällen als manierlich und sogar dienlich empfinden, deinem Opfer die Möglichkeit zu geben, einen Gedanken zu Ende zu führen. In deiner Eigenschaft als Gastgeberin solltest du die Talente deiner Gäste in den Vordergrund stellen und nicht die deinen hinausposaunen.«
    »Aber …«, fing Alma an.
    »Darüber hinaus ist es unnötig«, schnitt ihr Beatrix das Wort ab, »über Scherze auch dann noch zu lachen, wenn sie bereits ihren Zweck erfüllt und für Erheiterung gesorgt haben. Ich finde, dass du dein Gelächter neuerdings etwas überdehnst. Ich habe noch nie eine wirklich ehrbare Frau gesehen, die wiehert wie ein Pferd.«
    Dann wandte sich Beatrix an Prudence.
    »Was nun dich betrifft, Prudence, so räume ich zwar ein, dass du dich an müßigem Geschnatter nicht beteiligst. Sich jedoch vollständig aus der Unterhaltung zurückzuziehen ist eine andere Sache. Die Gäste werden denken, dass du ein Dummkopf bist, was ja nicht der Fall ist. Es könnte einen diskreditierenden Schatten auf die Familie werfen, wenn die Leute dächten, dass nur eine meiner Töchter in der Lage ist zu sprechen. Schüchternheit ist, wie ich dir schon oft gesagt habe, nur eine andere Form von Eitelkeit. Schaff sie aus der Welt.«
    »Entschuldige, Mutter«, sagte Prudence. »Ich habe mich heute Abend unwohl gefühlt.«
    »Ich will dir gern glauben, dass du denkst, du hättest dich heute Abend unwohl gefühlt. Doch kurz vor dem Dinner sah ich, wie du mit einem leichten Gedichtbändchen in der Hand fröhlich lesend die Zeit verbummelt hast. Wer vor dem Dinner imstande ist, leichte Gedichte zu lesen, der kann sich eine Stunde später nicht derart unwohl fühlen.«
    »Entschuldige, Mutter«, wiederholte Prudence.
    »Ich möchte

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