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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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bis wann? Bis seine Tochter befreit war? Bis wir sie gefunden hatten? Vielleicht … tot?
    »Kommst du?« Ich erschrak von Menkhoffs Stimme. Er starrte nicht mehr zu Boden, sondern sah mich an, aber sein Gesichtsausdruck war noch der gleiche. Stumm gingen wir hintereinander die Treppe hinunter, stumm verließen wir das Haus, stiegen ins Auto.
     
    »Ich werde jetzt versuchen, Nicoles Tante in Spanien zu erreichen«, sagte Menkhoff, als ich auf das Tivoli zufuhr. »Was hast du vor?« Was ich vorhatte? Ich konnte mich nicht erinnern, dass es jemals zuvor diese Frage im Dienst zwischen uns gegeben hatte. Wir hatten als Partner grundsätzlich alles zusammen vor. »Was meinst du damit?«, fragte ich irritiert.
    »Das, was ich gesagt habe. Ich habe jetzt nur ein einziges Interesse, und das ist meine Tochter. Ich muss sie finden, bevor ihr was zustößt. Das ist schon schwer genug. Ich kann dabei keinen Partner brauchen, der mir misstraut.«
    »Mensch, Bernd, das war doch …«
    »Ich bin im Innendienst, du leitest diesen Fall. Du wirst dir also mein Verhör für später aufheben müssen. Ich hoffe sehr, du konzentrierst dich jetzt auf die Entführung und nicht darauf, mir dämliche Fragen zu stellen. Es geht verdammt nochmal um das Leben von Luisa.«
    Ich fuhr auf das Präsidium zu, ein jetzt fremdartig wirkender Betonklotz, und dachte darüber nach, ob ich mich bei ihm entschuldigen sollte. Nein, später.
    Ich ging hinter Menkhoff her zu unserem Büro, doch am Eingang drehte er sich zu mir um und sagte: »Ich telefoniere allein, okay?«
    »Okay …« Meine Stirn begann zu prickeln. Ich nickte nur und wandte mich ab.
    Als die Tür unseres Büros hinter mir ins Schloss fiel, ballte ich die Hand zur Faust und schlug gegen die verklinkerte Wand.
    Gleich darauf zog ich sie fluchend zurück und hielt mir die schmerzende Stelle mit der anderen Hand.
    »Was tun Sie?«, fragte eine Stimme hinter mir, die ich trotz meiner Wut und des Schmerzes als die von Kommissar Wolfert identifizierte.
    »Ich bin einfach sauwütend, Wolfert«, stieß ich aus, woraufhin er verständnisvoll nickte.
    »Ja, ein ziemlicher Mist das alles. Man könnte verzweifeln. Gibt’s noch nichts Neues?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Und bei Ihnen? Konnten Sie was über diese Mädchen rausfinden?«
    »Bis jetzt noch nicht. Ich wollte gerade zu Hauptkommissar Menkhoff.«
    »Lassen Sie ihn im Moment besser in Ruhe«, riet ich ihm. »Er versucht gerade, die Tante von Nicole Klement zu erreichen.« Wolferts Gesicht hellte sich augenblicklich auf. »Ja, mein Vater sagte mir, dass seine Mitarbeiter sie in Spanien ausfindig gemacht haben. Es ist doch immer wieder verblüffend, wie man mit entsprechenden Konta –«
    Ich hob die Hand. »Wolfert, bitte …«
    Einen Moment lang sah er mich fragend an, dann verstand er, was ich meinte, und sagte: »Schon gut.«
    »Wollten Sie was Bestimmtes von Hauptkommissar Menkhoff?«, fragte ich, doch bevor er antworten konnte, wurden wir von Kriminaloberrätin Biermann unterbrochen, die auf uns zukam. »Wo ist Hauptkommissar Menkhoff?«, wollte sie wissen. Ich zeigte auf die geschlossene Tür. »Der sitzt hinter seinem Schreibtisch und versucht, die Tante von Frau Klement zu erreichen.« Sie drehte sich nach einem Blick auf die Bürotür um und sagte: »Kommen Sie bitte mal in mein Büro, Herr Seifert.« Ich ließ Wolfert stehen und folgte ihr.
    Sie setzte sich nicht hinter ihren Schreibtisch, sondern lehnte sich gegen die Kante und zeigte auf einen der vier schmalen, schwarzen Ledersessel, die in der Ecke neben dem Eingang um ein niedriges Glastischchen gruppiert waren. »Setzen Sie sich, Herr Seifert.« Sie wartete, bis ich saß, dann sah sie mich ernst an. »Wie geht es ihm? Gibt es etwas Neues?«
    Ganz kurz kam mir der Gedanke, ich müsse ihr erzählen, was ich wegen dieses Haargummis erfahren hatte, aber das verwarf ich sofort wieder. Menkhoff war seit vielen Jahren mein Partner, und was auch immer er getan hatte, ich war es ihm schuldig, zuerst in Ruhe mit ihm darüber zu reden. Danach würde man weitersehen.
    »Er ist ziemlich verzweifelt«, sagte ich. »Im Moment haben wir nichts außer Nicoles Anruf.«
    »Wie wirkte Frau Klement auf Sie am Telefon?«
    Ich überlegte, wie ich das am besten beschreiben konnte.
    »Sie kam mir vor, als hätte sie Drogen genommen. Sie sagte etwas von einem Geheimnis, das –«
    »Ja, ja, den Inhalt kenne ich«, fiel sie mir ungeduldig ins Wort. »Ich meinte, ob sie Ihnen seltsam vorkam,

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