Das Wiegen der Seele (German Edition)
Vereinsvorsitzende, ein gewisser Peter Kaufmann, lässt die Grundstücke und Denkmäler regelmäßig kontrollieren. Mit Kaufmann habe ich auch schon gesprochen, er bestätigt Krums’ Angaben. “
„Okay, ich werde ihn mir selbst noch einmal ansehen. Er soll hier im Büro vorbeikommen. Was ist mit dem Eigentümer, wie hieß er doch gleich, Kaufmann?“
„Richtig, Peter Kaufmann. Er ist im Moment nicht in der Stadt, macht seit acht Tagen zusammen mit seiner Frau Urlaub in Puerto Rico. Habe mit einer Vorstandskollegin gesprochen, die hat mir seine Handynummer gegeben. Natürlich habe ich alles gegengecheckt – sogar die Passagierlisten“ , berichtete Löffler mit einem Augenzwinkern.
„Okay, gute Arbeit, aber wissen wir auch schon was über den Toten?“
„Ja.“ Löffler machte eine tragische Pause.
Nettgen wurde leicht ungeduldig: „Ja! Ja und ... m uss ich dir alles aus der Nase ziehen?“
An dieser Stelle wurde die Pause wirklich tragisch, denn Löffler wusste genau, wie er Nettgen auf die Palme bringen konnte und verschwand wortlos aus dem Raum. Sein Harndrang war manchmal auch hilfreich. Nettgen kochte.
Als er das Zimmer wieder betrat, setzte er die Berichterstattung fort. „Der Mann heißt Crampton, Jack Crampton, Archäologe, einundfünfzig Jahre, amerikanischer Staatsbürger, seit zwölf Jahren in Deutschland lebend, verheiratet und Vater von zwei Töchtern, sieben und elf Jahre. Scheint gut situiert zu sein, wenn man das Haus so sieht. Wenn Archäologen so viel Geld verdienen, sollte man wohl besser den Job wechseln ...“
„Ist ja interessant. Kein Ausweis, keine Papiere, wie habt ihr das so schnell rausgefunden?“
„Reiner Zufall. Crampton sollte heute Morgen einen Vortrag an der Bonner Uni halten. Nachdem er nicht erschienen ist, rief man seine Frau an und die war sowieso schon beunruhigt, weil ihr Mann heute Nacht nicht nach Hause gekommen ist. Also rief sie wiederum bei der Polizei an und so kamen dann eins und eins zusammen ...“
Nettgens Hirn rotierte wie eine Dampfmaschine.
„Hast du dich schon mit der Witwe in Verbindung gesetzt?“, wollte er wissen.
„Ja, das habe ich. Ich erfuhr von Frau Crampton, dass ihr Mann seit gestern Mittag verschwunden war. Leider konnte sie mir aber nicht sagen, was für einen Grund seine Abwesenheit hatte. Sie wusste nur, dass er noch einen geschäftlichen Termin wahrnehmen wollte. Wann und wo hat er ihr wohl nicht gesagt. Scheint keine allzu gute Ehe zu sein. Sie hat ihn anhand unserer Fotos identifiziert, schien aber ziemlich gefasst zu sein. Mehr wollte ich heute Morgen nicht fragen, schließlich hat man ja Taktgefühl. Aber vielleicht hast du ja mehr Glück. Ich habe ihr jedenfalls vorsichtshalber mal mitgeteilt, dass wir wohl noch ein paar Fragen haben werden und ein Kollege morgen Vormittag vorbeikommen wird ...“
„Gut. Und was ist mit den merkwürdigen Zeichen an der Wand?“
„Ein bisschen Arbeit muss ja auch noch für den Meister übrig bleiben“, ulkte Löffler. „Aber ich habe die Aufnahmen hier.“
Er öffnete einen Papierumschlag, den er mit einem Gummiband umspannt hatte und zog einen ganzen Packen Farbfotos heraus. Er reichte sie Nettgen.
„Danke, Dietmar, ich werde mich damit befassen. Sind die Fotos vom Leichnam auch dabei?“, fragte Nettgen und kramte wild im Umschlag herum.
„Ja, es ist alles dabei und noch was: Der Gerichtsmediziner hat festgestellt, dass Crampton das Herz förmlich herausgerissen wurde. Vermutlich wurde mit einem stumpfen, keilförmigen Gegenstand der Brustkorb durchbrochen, um so an das Herz zu gelangen. Allerdings fehlt vom Herz jede Spur. Die Spurensicherung hat nichts gefunden.“
Nettgen ließ sich auf seinen Stuhl fallen, lehnte sich zurück und warf nachdenklich einen kurzen Blick auf Dietmar.
„Entweder haben wir es hier mit einem Psychopaten zu tun, oder jemand hat einen russischen Paten ganz besonders geärgert. Egal, wer das angerichtet hat, es ist grauenhaft!“, murmelte Nettgen und starrte auf die Fotomotive.
„Aber mal was anderes: Wo warst du eigentlich den ganzen Morgen, während ich hier die Arbeit gemacht habe?“, wollte Löffler wissen.
„Ich war bei Dr. Thierse, einem Biologen und Experten für Reptilien und Amphibien. Er identifizierte dieses schabenartige Tier als einen Skarabäus, einen Mistkäfer aus dem Mittelmeergebiet.“
Dietmars überraschter Gesichtsausdruck veranlasste ihn zu einem kleinen Lächeln. Einen Augenblick lang – und es war nicht mehr als
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