Das Wiegen der Seele (German Edition)

An- und Verkäufen sowie sonstigen Angeboten und Dienstleistungen gefüllt war. Immer wieder suchten seine Blicke die Anzeigen in beide Richtungen ab. Von links nach rechts, von oben nach unten. Er überflog die Event-Anzeigen, Termine der Messe und Veranstaltungen von Diskotheken. Plötzlich zuckte er heftig zusammen. Sein Herz wurde schneller, bis es rasend klopfte. Erfüllt von wiedererwachter Neugier strengte er noch einmal seine Augen an.
    „Das ist es!“ , schrie er auf. „Das ist der Hinweis ! Herr Sandmann, können S ie mir bitte diese Seite ausdrucken und, wenn es nicht zu viel verlangt ist, auch vergrößern ? “
    Der Redakteur eilte sofort in einen Nebenraum und kehrte nach einer Weile mit der gewünschten Seite zurück. Nettgen nahm die Kopie entgegen und streckte ihm dankend seine Hand entgegen.
    „Ich danke I hnen für Ihre Hilfe, Herr Sandmann . “ Noch während er die Hand schüttelte, fügte er hinzu: „Ich erwarte von I hnen absolute Diskretion. Sie erhalten von mir in den nächsten Tagen I hre Story. Halten Sie sich bitte heute Vormittag bereit für meinen Kollegen, Kommissar Löffler.“
    „Gern geschehen, Herr Kommissar . Ich bin froh, dass ich I hnen weiterhelfen konnte.“
    „Eine Frage habe ich jedoch noch“, meinte Nettgen. „Ich benötige von I hnen die Angaben und Personalien der Person, welche die Anzeige in Auftrag gab . “
    Sandmann überlegte und sagte dann: „Das ist kein Problem, wird jedoch eine Weile dauern . “
    „Gut, vielleicht schaffen S ie es ja, bis mein Kollege eintrifft, um I hnen noch einige Fragen bezüglich der Anzeige zu stellen. Sie können ihm dann die Informationen übergeben. Nochmals vielen Dank und auf Wiedersehen . “
    Noch ehe Sandmann antworten konnte, hatte Nettgen das Büro des Redakteurs mit schnellen Schritten verlassen. Er machte ein Gesicht, als hätte er die Last der Welt auf seinen Schultern getragen, diese aber soeben von sich geworfen.
    „Von nun an werden die Karten neu gemischt“, dachte er laut und machte sich schleunigst auf den Weg in sein Büro.
     
    Es war bereits viertel nach drei Uhr morgens, als Nettgen sein Büro betrat. Verwundert blickte er auf Löffler, der an Nettgens Schreibtisch saß und in einer Akte herumblätterte. Dabei schwenkte er eine Flasche alkoholfreies Bier hin und her. Erschrocken sprang Löffler auf und ließ die Flasche zu Boden fallen.
    „Mann, hast du mich erschrocken“, meckerte er.
    „Was machst du hier, und dann um diese Uhrzeit?“ , wollte Nettgen wissen.
    Löffler erklärte: „Mir ging den ganzen Tag dieses Totenbuch nicht aus dem Kopf. Ich habe mich ein wenig damit beschäftigt und herausgefunden, dass es eigentlich Buch für die Reise in den Tag oder auch Buch des Heraustretens bei Tage bedeutet. Hört sich interessant an, nicht wahr? Jedenfalls handelt es sich bei so einem Totenbuch im Großen und Ganzen um eine Sammlung von Zauberformeln, die dem Toten im Jenseits volle Bewegungsfreiheit erlauben sollen. Es ist also – sozusagen – ein Ratgeber für die Reise in die Unterwelt . Und damit die alten Ägypter auch genau wussten, was zu tun ist, waren wohl ziemlich viele Zeichnungen und Bilder in so einem Buch. Wurde hauptsächlich einfachen Bürgern mit ins Grab gelegt, fand man aber auch in Pharaonengräbern – na ja, wenn die noch nicht so lange im Amt waren vielleicht ...“
    Nettgen fragte sich, wie viel Restalkohol in alkoholfreiem Bier zu erwarten war, aber es kam noch besser: „Interessant ist aber auch, was ich über das Pfortenbuch erfahren habe, auch Buch der Tore genannt. Es tauchte Ende der achtzehnten Dynastie auf und berichtet über zwölf Tore, welche die zwölf Nachtstunden voneinander trennen. So ganz blicke ich da noch nicht durch.“ Das konnte Nettgen nur zu gut nachvollziehen, denn er blickte da auch nicht so ganz durch, außerdem drohte Löffler ins Grübeln zu versinken, also fragte er: „Das ist ja interessant. Gibts sonst noch was Neues?“
    „Ja, ich habe gute Neuigkeiten . “
    „Schieß los!“
    „Also, Jack Crampton war Leiter eines Ausgrabungsteams, das von einem Auftraggeber aus Kairo finanziert wurde. Dieser Investor ist ein gewisser Yassir Sebdarem , Geschäftsführer einer Immobilienfirma in Kairo.“
    In diesem Moment überkam Löffler wieder sein Harndrang und er verschwand ohne Vorwarnung für ein paar Minuten. Nettgen verdrehte nur die Augen und dachte : Sextanerblase .
    „Es war gar nicht so einfach, ihn ausfindig zu machen. Die Kollegen