Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ullsperger
Vom Netzwerk:
ihren Bauchnabel freiließ und über ihre vollen Brüste spannte. Nettgen grinste anzüglich. Er zündete sich eine Zigarette an und ließ seine Pommes Frites zunächst unberührt. So langsam fühlte er sich ausgeglichener und schaute sich interessiert um. An einfachen Holztischen konnte man gemütlich im Biergarten sitzen, der von einer niedrigen Steinmauer umgrenzt wurde. Zwischen Zypressen und Sonnenschirmständern hingen lange Schnüre mit Lampions. Nettgens Blicke stockten, und wieder schweiften seine Gedanken zu dem Fall. Die hängenden Lampions erinnerten ihn an das Symbol für Gold, das er an der Wand des Tatorts entdeckt hatte. Ohne zu zögern ergriff er die weiße Serviette, in die das Besteck eingerollt war, und wickelte sie auf. Dann besorgte er sich am Nebentisch einen Kugelschreiber, da er seinen nicht dabei hatte. Er zeichnete das Symbol für Gold auf die Serviette. Warum er das tat, wusste er nicht, es war eher ein Gefühl, das ihn trieb. Nettgen ließ sich von der lauten Geräuschkulisse der übrigen Gäste nicht irritieren und starrte immer wieder auf sein handgemaltes Werk. In diesem Moment brachte Silvia sein zweites Bier. Während sie das Glas auf den Tisch stellte, erblickte sie seine Zeichnung.
    „Lass es dir schmecken, Ralf! Hm, dein Gekritzel kommt mir irgendwie bekannt vor, gefällt mir“, sagte sie schmunzelnd und wollte gerade wieder zurück in den Pub gehen, als sich Nettgen ruckartig vom Stuhl erhob und wie erstarrt dastand.
    „Bitte was!? Wiederhole das bitte noch mal! Woher kennst du das?“ Er dachte, er habe nicht richtig gehört.
    „Ja, ich habe ein solches Zeichen schon einmal gesehen. Lass mich mal überlegen“, meinte sie und verfiel in konzentriertes Schweigen. Sie fluchte leise vor sich hin und zermarterte sich das Hirn, um sich zu erinnern, wo sie dieses Symbol schon mal gesehen hatte. Nettgen trat ungeduldig von einem Bein auf das andere. Sie schien stundenlang zu überlegen.
    „Jetzt habe ich es. Jetzt weiß ich wieder, wo ich das gesehen habe!“, rief sie schließlich erleichtert. „Ich habe solche Zeichen neulich in der Zeitung gesehen.“ S tolz glänzten ihre Augen.
    „Wann und in welcher Zeitung? In welchem Zusammenhang?“, wollte er ungeduldig wissen.
    „Ich glaube, es war in der WAZ “, überlegte sie. „Muss vor ein paar Wochen gewesen sein. Die Zeichen waren irgendwie nur so da, kein Artikel, aber als Inserat im Anzeigenteil. Ich wollte nachsehen, ob ich einen Squashpartner finde, deshalb erinnere ich mich auch. Ich hab mich gefragt, was dieser Blödsinn soll. Spinner gibts ... “
    „Wann genau? Bitte versuch dich daran zu erinnern ! “
    Silvia überlegte. Es dauerte einige Sekunden. „Ich weiß es nicht so genau. Aber muss vor vier bis fünf Wochen gewesen sein. Aber warum fragst du? Was ist daran so wichtig, Ralf?“
    „Du bist ein Schatz! Ich erzähle dir alles später . “
    Nettgen drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, durchquerte hastig den Biergarten und rannte auf die Straße. Über die Schulter rief er Silvia noch zu: „Sorry, muss weg, ich zahle das nächste M al! Ach so, und Squash kannst du auch mit mir spielen, wenn man das jetzt so nennt ! “
    Silvia sah ihm nur kopfschüttelnd nach.
    Er musste zu seinem Wagen, der zwei Straßen weiter parkte. Während er die Straße überquerte, schaute er auf seine Armbanduhr. Es war keine Zeit mehr zu verlieren. Er drängte sich zur Eile. Mit gemischten Gefühlen saß er schließlich am Steuer, im Hintergrund das verzerrte Geklimper des Autoradios. Er brauchte weitaus mehr als eine viertel Stunde, um sein Ziel zu erreichen. In der Stadt herrschte trotz der späten Stunde ein geradezu unglaublicher Verkehr. Endlich bog Nettgen in eine Seitenstraße ein, in der er nach gut dreihundert Metern das Ziel seiner Fahrt fand: In großen Lettern stand WAZ auf dem Gebäude, vor dem er seinen Wagen abstellte.
    Der Empfangsbereich, den Nettgen durch die gläserne Drehtür gut sehen konnte, war zu dieser Zeit natürlich nicht mehr besetzt, deshalb betätigte er mehrere Male ungeduldig den Klingelknopf, der neben der Tür angebracht war.
    Trotz Gebäudeinnenbeleuchtung und Geräuschen, die bis auf die Straße hinaus drangen, vergingen Minuten, ehe sich jemand bequemte, ihm zu antworten.
    „Hallo?“ ,klang eine kratzige und genervte Stimme aus der Gegensprechanlage. „Wer ist da ? “
    „Mein Name ist Kommissar Nettgen von der Essener Mordkommission. Ich brauche dringend ein paar Auskünfte in einem

Weitere Kostenlose Bücher