Das Wiegen der Seele (German Edition)

suchten in einem Chaos von Fehlanzeigen über den Aufenthaltsort dieses Sebdarem , und die ägyptischen Behörden waren auch keine große Hilfe.“
    Löffler berichtete schon beim Betreten des Raumes weiter, als hätte er ihn nicht verlassen.
    „Er scheint die einzige Person zu sein, die uns Angaben über Crampton machen könnte. Vielleicht hat er sogar Informationen über die Ausgrabungsergebnisse, die uns weiterhelfen. Doch bisher fehlt jede Spur von diesem Kerl. Tja ... bis hierher und dann Sackgasse. Aber was treibt dich eigentlich hierher? Hast du um diese Uhrzeit nichts Besseres zu tun?“
    Nettgen holte die Zeitungsanzeige hervor und faltete die Seite auseinander. Das tat er langsam, ganz langsam, wobei er Löffler triumphierend anschaute.
    „Nun mach schon“, nörgelte Löffler ungeduldig. „Spann mich nicht so auf die Folter . “
    Als Nettgen die Seite auf den Tisch legte, stockte seinem Kollegen der Atem. „Wo hast du das denn auf einmal her?“
    „Nenn mich einfach Gott“, griente Nettgen. „Aus dem WAZ vom fünfzehnten Mai. Meine Bekannte Silvia hat mich darauf gebracht. Lass uns keine Zeit verlieren“, schlug er vor.
    „Ralf, du bist spitze“, erwiderte Löffler. „Worauf du dich verlassen kannst. Übrigens: Das sind die ersten vernünftigen Neuigkeiten, die ich heute von dir höre. “
    „Stimmt“, meinte Nettgen und griff nach seinen Büchern, die ihm schon bei den letzten Entschlüsselungen gute Dienste geleistet hatten . „Bin ja auch noch nicht lange da . “
    Voller Eifer machten sie sich an die Arbeit. Hunger, Durst und Müdigkeit waren wie weggeblasen. Eine konzentrierte Anspannung war ihren Gesichtern abzulesen.
    Die Kopie der Zeitungsseite zeigte unterhalb einer Reiseanzeige eine Reihenfolge von Symbolen und Wörtern, die fast identisch mit denen waren, die sie am Tatort vorgefunden hatten. Von links nach rechts gelesen stand dort die Kartusche des Pharaos KAMOSE. Daneben die Zeichen der Verkörperung Anubis’, gefolgt von einem Symbol, das sich nach langem Suchen als Himmelszelt mit einem Blitz bei Nacht und Dunkelheit entpuppte.
    Das nächste Symbol glich irgendwie einem Handspiegel. Sie entschlüsselten es als ein Herz. Es folgte dann das Zeichen eines Feindes, das Nettgen schon bekannt war. Dahinter verbarg sich jedoch ein weiteres, das in der Aussprache das J bedeutete. Das letzte war ein Grundriss, gefolgt vom Symbol eines Feueranzünders.
    „Nun schauen wir doch mal, ob wir nicht mit diesen Informationen was anfangen und das Puzzle zusammensetzen können“, überlegte Nettgen laut und trug vor: „Beginnen wir mit KAMOSE. Er regierte zur Zeit der siebzehnten Dynastie. Wenn wir den Zeitpunkt des Mordes, der ebenfalls an einem Siebzehnten geschah, mit KAMOSE vergleichen, ergibt das vielleicht einen Zusammenhang – obwohl das auch ein Zufall sein könnte. Kommen wir zu Anubis: Er war der Totengott und Überwacher eines Rituals, dem sogenannten Wiegen der Seele . Welche Rolle Anubis spielt ist nicht ganz sicher, vielleicht stellt er eine Art Priester oder so was Ähnliches dar . “
    Löffler sagte kein Wort. Er versuchte, die Informationen zu ordnen und die Zusammenhänge klar verständlich zu sehen.
    Nettgen kombinierte weiter: „Des Weiteren haben wir das Himmelszelt in der Dunkelheit . Crampton wurde in einem finsteren Raum ermordet. Zumindest wurde er in einem düsteren und abgelegenen Zimmer entdeckt, das eventuell sogar als Kammer dienen sollte. Dann haben wir das Symbol des Herzens . Crampton wurde das Herz herausgerissen und entwendet. Bisher ist unbekannt, warum das Herz herausgerissen wurde und vor allem, wo es abgeblieben ist. Kommen wir zum Symbol des Feindes . Für wen auch immer: Jack Crampton galt als Feind und Fremder. Hinzu kommt: Er war der Leiter und Verantwortliche der Expedition. Ich vermute, dass die Ausgrabungen und die Entdeckung der Kammern mit dem Fall in Verbindung stehen. Schau, Dietmar, der Buchstabe und die Aussprache J . Was sagt uns das? Jack – Jack Crampton. Der letzte Hinweis ist ein Grundriss, der die Zeche darstellen könnte . “
    „Es passt!“, rief Löffler. „Es passt wie die Faust aufs Auge . “
    „Noch nicht ganz“, unterbrach ihn Nettgen. „Noch suchen wir eine unbekannte Person, die hinter dieser Anzeige steckt, und derjenige hat eine Menge Dreck am Stecken, denn er hat auf alle Fälle was mit dem Fall zu tun . “
    „Und“, murmelte Löffler. Weiter kam er nicht, denn im selben Moment überkam ihn kalter Schweiß