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Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ullsperger
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Begegnung setzte dieser unbefriedigenden Perspektivlosigkeit ein Ende.

Kapitel 6
     
    In der Zwischenzeit war der Leichnam von der Staatsanwaltschaft freigegeben worden. Die Beerdigung hatte auf dem Städtischen Friedhof in Bredeney stattgefunden und rund dreihundert Trauergäste waren erschienen. Auch die Kommissare hatten es sich nicht nehmen lassen, hier nach möglichen Verdächtigen Ausschau zu halten. Ihre Erfahrungen im Polizeidienst hatten schon des Öfteren gezeigt, dass Täter die letzte Ruhestätte ihrer Opfer aufsuchten. Außer Familie, Freunden, Arbeitskollegen und der Essener Lokalprominenz konnten sie jedoch nichts sehen, was verdächtig gewesen wäre. Dafür aber sorgte ein Totenkranz während der Zeremonie für Aufregung. Unter den zahlreichen Gebinden befand sich ein Exemplar aus exotischen Blumen, dessen Schleife mit den altägyptischen Zeichen des Anubis und dem Auge des Horus verziert war. Die Täter hatten es also geschafft, ein Zeichen zu hinterlassen, aber trotz intensivster Bemühungen konnte man nicht herausbekommen, welche Gärtnerei diesen auffälligen Totenschmuck geliefert hatte. Wahrscheinlich waren die Täter selbst vor Ort gewesen, konnten jedoch unbemerkt verschwinden. Nettgen und Löffler standen gewohnheitsmäßig im Regen ...
     
    * * *
     
    Es war Abend. Fast vier Wochen waren seit dem Mord an Crampton vergangen. Die von Laternen, Schaufensterbeleuchtungen und Leuchtreklame erhellte Stadt schien vor Leben zu pulsieren. Es waren ungewöhnlich viele Menschen am Giradethaus unterwegs. Auch Kommissar Nettgen suchte nach Dienstschluss n o ch ein wenig Abwechslung und fand noch einen freien Platz im Biergarten seiner Stammkneipe.
    Auf seinem weißen T-Shirt stand in Druckbuchstaben Born to die . Seine Jeans hatte unterhalb des linken Knies einen Riss, der ein Stück auseinander klaffte und einen Blick auf ein leicht gebräuntes Bein freigab. Er sah wie immer lässig aus und versuchte, einen jugendlichen Eindruck zu erwecken. Seit dem Mord hatte er allerdings kaum geschlafen und wirkte eher müde.
    Während er sich hinsetzte, hielt er nach Bekannten und den üblichen Stammgästen Ausschau. Seine Blicke suchten Silvia, die Bedienung.
    Ralf und Silvia hatten gemeinsam die Schule besucht, daher kam er immer gerne in die Kneipe. Wenn beide solo waren, passierte es hin und wieder, dass sie auch mal in der Kiste landeten. Ansonsten lief nichts Ernstes zwischen ihnen.
    Silvia bediente gerade zwei Gäste, als sie Nettgen erblickte. Sie lächelte und winkte grüßend zu ihm hinüber. Dann ballte sie eine Faust und streckte zwei Finger hervor. Nettgen musste grinsen und bestätigte die Geste mit einem Kopfnicken. Kurze Zeit darauf brachte sie ein Bier und eine mächtige Portion Pommes Frites mit Ketchup und Burgersoße. Sie hatte es mit der Menge gut gemeint, so dass vereinzelt Fritten vom Teller rutschten.
    „Ralf, schön, dich mal wieder zu sehen“, sagte sie. „Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt ? “
    Nettgen wollte soeben zur Antwort ansetzen, als sie sich vorbeugte und ihn küsste. Sie war sinnlich und überwältigend. Silvias feiner Duft stieg ihm in die Nase. Alles um ihn herum war vergessen. Silvia trat einen Schritt zurück.
    „So mein lieber, ein Kuss genügt“ , griente sie.
    „Hallo Süße“, grinste Nettgen, griff nach dem Glas und trank es in einem Zug aus. „Herrlich, das tut gut. Man, bei deinen Küssen werde ich noch eines Tages wahnsinnig. Was hab ich das vermisst . Ich hatte in letzter Zeit überhaupt keine freie Minute und erst recht keinen freien Kopf. Wir ermitteln in einem Mordfall, der uns wahrhaftig den Kopf zerbricht . “
    Silvia nahm neben Nettgen Platz und fragte interessiert: „Was ist das für ein Mordfall? Du weißt ja, ich bin immer neugierig, was deine Arbeit betrifft, mein Sherlock Holmes . “
    „Das Opfer ist ein amerikanischer Archäologe, er wurde vor rund vier Wochen förmlich hingerichtet. Uns fehlt jede Spur“, erklärte Nettgen.
    „Du meinst den Mord am See? Ich habe darüber in der Zeitung gelesen, und dass die Polizei im Dunkeln tappt . “
    Nettgen nickte und erzählte: „Ihm wurde förmlich das Herz herausgerissen und ...“ Er konnte den Satz nicht zu Ende bringen, da Silvia nach einem zornigen Blick des Gastwirts blitzartig aufstand.
    „Ich muss bedienen. Sorry. Bringe dir gleich noch ein Bier“, meinte sie hastig und ging zurück hinter die Theke. Nettgen schaute ihr nach. Sie trug eine knallenge Jeans mit einem Oberteil, das

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