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Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ullsperger
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Moment“, grummelte Nettgen und stierte ins Glas, in dem sich das Krabbelvieh ausweglos zu befreien versuchte.
    „ Ich fahre jetzt in mein Büro. Wäre nicht schlecht, wenn ich bis Mittag die ersten Ergebnisse von euch hätte“, murmelte er.
    Er machte er sich mit dem Glas zurück zu seinem Wagen.
    Unterwegs überlegte Nettgen es sich anders und beschloss, die Schabe lieber von einem Biologen als von einem Pathologen untersuchen zu lassen. Außerdem brauchte er noch ein wenig Ruhe für seinen Brummschädel.
     
    * * *
     
    Es war schon fast Mittag, als Nettgen vor dem Haupteingang des Gelsenkirchener ZOOM-Erlebnisparks hielt. Er hatte einen Termin mit Dr. Sebastian Thierse, einem anerkannten Zoologen, mit dem Nettgen schon in mehreren Fällen zusammengearbeitet hatte. Er war eine Koryphäe auf seinem Gebiet und seine Analysen waren immer Gold wert gewesen. Von ihm erhoffte Nettgen sich auch diesmal den entscheidenden Hinweis über das Krabbeltier, der ihn weiterbringen würde. Obwohl er als unabhängiger Gutachter arbeitete, hatte Thierse sein Labor direkt auf dem Zoogelände.
    Nettgen folgte dem schmalen Kiesweg, der sich durch bunte Blumenbeete schlängelte. Beim Betreten des Labors fühlte sich Nettgen für einen kurzen Moment so, als stehe er im Regenwald. Eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit empfing ihn. Die Temperatur schätzte er auf etwa dreißig Grad. Sofort fing er an zu schwitzen. Ein Unwohlsein überkam ihn, weil er wusste, dass er binnen Minuten bis auf die Unterhose durchnässt sein würde. Er schloss die Tür und warf seinen Blick ins Innere des Labors. An den Wänden türmten sich unzählige Terrarien mit exotischen Reptilien und Amphibien. Die UV- und Neonbeleuchtung der Glaskästen schien so hell, dass das gesamte Labor beleuchtet wurde. Interessiert schaute Nettgen durch die Sicherheitsverglasung in ein Terrarium. Von außen klebte ein weißer Zettel unterhalb der Schiebeglastür und Nettgen las: „ Bradypodion Damaranum “. Die Übersetzung gleich darunter: „Buntes Zwergchamäleon“.
    Er beugte sich vor und versuchte, das Tier inmitten etlicher Regenwaldpflanzen, deren Blätter saftig grün im Neonlicht leuchteten, zu finden.
    „Hallo, Kommissar Nettgen“, erschallte plötzlich eine Stimme vom anderen Ende des Labors. „So einfach werden S ie das Tier nicht ausfindig machen. Es ist ein Meistergeschöpf der Verwandlung. Aber ich wusste nicht, dass S ie sich neuerdings für diese Gattung interessieren“, ergänzte der Mann schmunzelnd und näherte sich Nettgen.
    „Dr. Thierse, schön, S ie zu sehen.“ Nettgen reichte ihm grüßend die Hand und fügte hinzu: „ Ja, wirklich ein Meister der Verwandlung, wie viele unserer Täter auch ... n ein, Dr. Thierse. Ich bin aus einem ganz anderen Grund hier. Letzte Nacht fand ein Mord statt und ich habe I hnen etwas mitgebracht, das aus dem Mund des Toten krabbelte. Vielleicht ein Zufall, aber seltsam genug, um der Sache nachzugehen.“ Er holte das Glas hervor und reichte es dem Biologen.
    „Na, dann zeigen S ie mal“, sagte Dr. Thierse und nahm das Glas an sich. „Kommen Sie mit, sehen wir uns das mal näher an.“
    Dr. Thierse war Mitte fünfzig, wirkte jedoch eher wie Ende sechzig . H ager, graues Haar und strenger Gesichtsausdruck. Er trug einen weißen Laborkittel und das schwarze Leder seiner Schuhe glänzte, als seien sie nagelneu. Ein Mann von knapp einem Meter neunzig mit der Haltung eines Gardeoffiziers. Er schritt durch das gesamte Labor bis zu einer Glastür, die sich im hinteren Teil des Raumes befand. Nettgen folgte ihm .
    Beim Betreten des Untersuchungsraumes schloss Nettgen die Tür hinter sich und stellte erleichtert fest, dass es dort kühler war. Die Steinfliesen setzten sich auch in diesem Raum fort, aber vermittelten hier eher einen sterilen Eindruck. Dr. Thierse ging zu einem Tisch, der inmitten des Raumes stand und platzierte das Glas mitsamt Inhalt auf dessen Platte. Über den Edelstahltisch ragte eine mächtige, kreisrunde Lampe.
    Der ganze Raum erinnerte Nettgen ein wenig an die Kommandozentrale eines Raumschiffes. Die linke Wand war mit einer weißen Arbeitsplatte versehen, auf der unzählige Mikroskope, Monitore, Reagenzgläser und andere Apparate standen. Auf dem hinteren Teil der Platte summten zwei Zentrifugen leise vor sich hin. Dr. Thierse öffnete eine der Schubladen, die sich unterhalb der Tischplatte befanden und holte ein Brett mit merkwürdigen Klammern und Federn hervor. Er griff nach dem Glas, nahm das

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