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Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ullsperger
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für sich einen Anhaltspunkt, anhand dessen sie sich ihren Rückweg einprägen konnten. Danach marschierten sie den gesamten Weg zurück bis zur Zufahrtsstraße. Sie folgten ihr bis zum Tal. Schon von W eitem waren die Reisebusse zu erkennen. Die Hitze stieg, die Luftfeuchtigkeit wurde dichter. Löffler merkte, wie seine Kleidung die Feuchtigkeit aufsaugte. Er blieb stehen, dachte an eine gekühlte Dose Cola und stellte sich vor, wie er jetzt am Allerliebsten im Schatten zweier Bäume eine Hängematte aufspannte und sich zur Ruhe legte. Auch Nettgen und der Professor weilten und beobachteten ihn, wie er mit offenen Augen zu Träumen schien. Der Professor störte in diesem Moment Löfflers Gedanken, er schmunzelte und rief panisch besessen: „Kommissar Löffler! Vorsicht! Bewegen S ie sich nicht! Eine Kampfechse!“
    Löffler blickte wie erstarrt auf und folgte den Anweisungen des Professors. Tatsächlich krabbelte dicht neben ihm eine Echse im Sand, hinterließ ihre feinen Spuren und kam keinen halben Meter neben Löffler zum Stehen. Das Tier erstarrte wie eine Skulptur und richtete den Kopf zu Löffler hinauf. Es ließ ihn nicht aus den Augen. Löffler war so geschockt, dass er es nicht einmal wagte, sich den Angstschweiß von der Stirn abzuwischen. Der Professor hingegen hielt krampfhaft inne, nicht vor lauter Lachen loszubrüllen. Ihm standen vor Anspannung über Löfflers Anblick schon die Tränen in den Augen. Nettgen bemerkte das. Zuerst war er auch schockiert über diese Kampfeidechse, nun entspannte er sich jedoch. Auch er verkniff sich ein Schmunzeln. Löfflers Mimik deutete auf absolute Unsicherheit, wie er sich denn nun zu verhalten hatte. Kurz und knapp zuckte er mit den Schultern.
    „Was soll ich tun?“ flüsterte er mit zitternder Stimme, das Tier nicht aus dem Blickfeld.
    „Bleiben S ie ruhig und sprechen S ie um Gottes Willen nicht. Das Tier ist bekannt für rasante Angriffe. Es geht direkt an die Kehle!“ flüsterte der Professor.
    Dieses Schauspiel war für Nettgen einfach zu viel, denn er war bis dato schon kurz vorm Platzen. Im selben Augenblick brüllte er vor lauter Lachen. Er krümmte sich nach vorne und schlug klatschend die Hände gegeneinander. Der Professor hielt ebenso wenig inne, er griente wortlos über beide Backen. Das Tier wurde vom Gelächter aufgeschreckt und rannte in einem Affenzahn unter einen nahegelegenen Felssprung. Löffler verstand die Welt nicht mehr. Wo zuvor Angst und Panik in seinem Gesichtsausdruck abzulesen war, machte sich nun eine neue Mimik bemerkbar. Er war wütend und fühlte sich gedemütigt.
    „Witzig! Äußerst Witzig!“ meckerte er.
    „Och Kommissar ,“ griente der Professor. „Ein bisschen Spaß muss doch sein. Das Leben ist ernst genug.“
    Als sich Löffler beruhigt und sich bei den beiden wieder eingereiht hatte, trotze er wortlos der Zufahrtsstraße entlang.
    „Aber nun mal ohne Spaß ,“ meinte schließlich Nettgen. „Was war das eben für ein Tier?“
    „Kommissar, eine ganz gewöhnliche Eidechse. Ich kann I hnen noch nicht mal sagen, um welches Exemplar es sich gehandelt hat. Keine Ahnung. Fakt ist, S ie war ungefährlich und ich fand die Aktion recht amüsant.“ erklärte der Professor und zwinkerte ihm zu. Dann erreichten S ie das Ziel.
    Sie besorgten sich ihre Eintrittstickets und schlossen sich einer Gruppe an, die gerade den Rundgang starten wollte. Bei der Wahl der Gruppe hatten sie darauf geachtet, dass diese möglichst groß war, so dass ihr Wegbleiben nicht bemerkt würde. Die drei mischten sich unter die Touristen und folgten dem Fremdenführer. Nun standen sie vor dem Grab Tutanchamuns. Obwohl Nettgen sich mit aller Macht selbst davon zu überzeugen versucht hatte, dass ihre Tarnung gut war, hatte er das Gefühl, ununterbrochen angestarrt zu werden. Zum Teil war es sicher berechtigt.
    Während Nettgen und Neuhausen das Grab besichtigten, schaute sich Löffler ein wenig um. Er beobachtete uniformierte Männer, die hier und dort standen und auch patrouillierten. In diesem Moment schoss ein Militärjeep an ihm vorbei und steuerte auf eine Art Absperrung zu. Er beobachtete, wie zwei Militärpolizisten ausstiegen und eine Anhöhe hinter der Absperrung hinauf gingen.
    Hinter dem Hügel verschwanden die beiden. Kurze Zeit später kamen zwei andere Militärpolizisten den Hügel hinunter, stiegen in den Jeep und fuhren davon. Löffler kombinierte, dass es sich wohl um eine Art Wachablösung gehandelt haben musste.
    In diesem Moment

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