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Das Wing 4 Syndrom

Das Wing 4 Syndrom

Titel: Das Wing 4 Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Williamson
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Weg nach unten.
    Dann hielt uns eine Einbuchtung im Gletscherrand erneut auf. Eine Schlucht, die der Gletscher sich gegraben hatte.
    Schroffe Abhänge aus Eis und zerbrochenem Felsgestein, die in jenes Meer der Wolken hinunterreichten. Viel zu uneben, als daß wir so sicher hätten nach unten gelangen können, und viel zu steil, um nachher wieder heraufzukommen.
    Und doch zog Ihr Vater seine Laserpistole und forderte mich auf hinunterzufahren. Ich war nicht bewaffnet. Ich sagte ihm, er sollte schießen. Das tat er nicht, und ich war nicht bereit weiterzufahren. Also stieg er, während ich schlief, in die Fahrerkabine und fuhr uns über den Abgrund.
    Eine verrückte Zeit, Schutzmann! Ich dachte, wir wären tot. Aber das Land selbst war wunderbar. Ihrer Mutter hätte es gefallen. Ihr Vater Heß mich wieder in die Führerkabine steigen, und ich fuhr weiter. Wir glitten über den Eisfall in die Wolken, taumelten durch Nebel, der so dick war, daß unsere eigenen Scheinwerfer uns blendeten. Wir kollidierten mit Felsbrocken, die zu viele unserer UV-Lampen zerschmetterten.
    Und doch schafften wir es irgendwie, lebend vom Eis zu kommen, nackten Granit zu erreichen, der vom Rost grün und blau war. Unter den Wolken und der Vegetationsgrenze kamen wir durch Feuerbuschdickichte und Gruppen windzersauster Schwarzholzbäume, erreichten schließlich das, was der alte Ilo Auli das Leleyoland genannt hatte. Damals wünschte ich mir, ich wäre ganz als Leleyo zur Welt gekommen.“ Seine Stimme klang mit einemmal wehmütig und leise. „Ihre hebe Mutter hatte mir eine alte terranische Sage über einen Ort erzählt, den sie Paradies nannte. Ich dachte, wir wären alle tot, Schutzmann, aber wir hatten das Paradies gefunden.
    Ein weites Tal, das mit goldenem Gras bedeckt war und modern überall dunkelrote Titanienbäume aufragten. Ganz unten ein kleiner Fluß, der sich einen Weg durch orangefarbenen Federbusch bahnte. Dabei war etwas …“
    Er seufzte.
    „Eine Wiege der Freiheit und des Friedens. Wir fuhren quer durch das Tal auf den Fluß zu, hielten nach Leleyos Ausschau. Jetzt, wo wir nichts mehr zu verlieren hatten, hoffte ich zumindest, meinem Volk zu begegnen. Selbst Ihr Vater wurde wieder halbwegs vernünftig. Er stand ganz im Banne der Rätsel, die die Xenologen nie haben lösen können.
    Wie können die Leleyos ohne Maschinen existieren – das beschäftigte ihn am meisten. Ein Problem übrigens, das auch Ihre Mutter faszinierte. Wir sollten die Antwort nie erfahren. Wenn jenes Tal auch ein Paradies war, als wir es sahen, müssen Sie doch auch an die Winter denken. Polarwinter, Schutzmann!“
    Er schauderte.
    „Selbst hier in der Zone ist der Schnee im Winter metertief. Dort, unter dem Gletscher und näher beim Pol, muß noch viel mehr fallen. Das ist kein Ort für nackte Nomaden, die nur von dem leben, was sie durch Sammeln und Jagen an sich bringen können. Wohin gehen sie also?“
    „Zum Sommerpol?“
    „Zwanzigtausend Kilometer entfernt?“ Brong schüttelte den Kopf. „Quer durch Dschungel und Stürme und Berge und Ozeane, wo wir selbst mit unseren besten Sanifahrzeugen nicht einmal tausend schaffen?“
    „Die Humanoiden?“ Wieder versuchte Keth, die starre Maske des anderen zu durchdringen. „Könnte es sein, daß die Humanoiden ihnen helfen?“
    „Wer weiß?“ Er zuckte die Schultern. „Vielleicht hoffte Ihr Vater, das herauszufinden, nachdem er mich getötet hätte. Ich wollte ja nicht mehr als einen Waffenstillstand, der mir die Gewähr geboten hätte, lebend nach Hause zurückzukehren. Nicht daß ich viel Hoffnung hatte – in jener Zeit war ich noch ein Anfänger in der Kunst der Flucht.
    Ihr Vater fuhr oben im Turm. Ehe wir die Hälfte des Weges zum Fluß zurückgelegt hatten, rief er uns über das Holocom an und sagte, er hätte Rostflecken auf der Panzerung entdeckt, an den Stellen, wo die Goldschichten durchgekratzt und die UV-Lampen abgebrochen waren. Er lachte dabei wie ein Irrer, als er es mir sagte.
    Ein wenig weiter rief er wieder durch und sagte, er hätte eine Drachenfledermaus gesehen. Sie stieß aus den Wolken herunter und flog mit uns, kreiste über uns. Am Fluß bahnten wir uns den Weg durch ein Feuerbuschwäldchen und fanden am Ufer eine Gruppe Leleyos.
    Drei jung aussehende Paare und ein paar Kinder, die meisten von ihnen spielten mit einem roten Kieselstein, den sie sich zuwarfen und auffingen. Ein kleiner Junge sprang ins Wasser und brachte ihnen etwas, das sie aßen. Ein alter Mann mit

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