Das Wing 4 Syndrom

Titel: Das Wing 4 Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Williamson

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schauderte erneut. „Winter“, flüsterte er. „Eine Wintermondzeit, als ich wieder in den Schutz des Perimeters zurückkehrte. Die Zone in Eis erstarrt. Als ich dazu wieder imstande war, gab Ihr Vater mir den Auftrag, die zwei uns verbliebenen Sanifahrzeuge zu überholen. Ihre Mutter war schwanger, und Sie wurden in jenem Frühling, ehe es taute, geboren. Sie wollte noch eine Fahrt machen, um einen Feyobaum zu finden …“
    „Einen Hirnbaum?“ Keth beugte sich vor, und seine Augen musterten die undurchdringliche Maske. „Sind das wirklich Rhodoquellen?“
    „Schutzmaat Sair fragte das auch immer wieder.“ Brong zuckte die Schultern. „Ich habe nie einen gesehen. Die Eingeborenen sagen Feyobäume; Hirnbaum war die Übersetzung Ihrer Mutter. Sie hatte die xenologischen Notizen meiner eigenen Mutter in Kratersee gesehen und Kopien von Karten gebracht, die Ilo Auli angefertigt hatte. Eine dieser Karten zeigte einen Feyobaum, der an einer Flußbiegung ein paar hundert Kilometer im Osten wuchs. Den wollte sie suchen.
    Und Ihr Vater – Ihr Vater hat sie gehen lassen!“ Der Zorn knisterte in seiner Stimme. „Obwohl ich ihn bat, sie aufzuhalten, sie bat aufzugeben, ja sogar die Vorns darum bat, die Unterstützung seitens der Flotte einzustellen. Aber alles das blieb ohne Erfolg, und da bat ich darum, sie fahren zu dürfen. Aber das wollte Ihr Vater nicht erlauben.
    Der Fahrer, den sie schließlich nahm, war ein Experte mit vielen Jahren Erfahrung, aber nicht Experte genug. Ihr Vater teilte mich in der Station zum Überwachungsdienst ein und gab mir den Auftrag, ihre Berichte aufzuzeichnen und auch die Route, die sie einschlugen.
    Es war frühe Sonnenzeit im Frühling, als sie abfuhren. Für den Fahrer war es zu früh. Er kam auf tauendem Eis, das er hätte meiden müssen, ins Rutschen und glitt in eine Schlucht. Dabei wurden die meisten ihrer UV-Sterilampen zerdrückt, und die Panzerung wurde beschädigt.
    Jeglicher Kontakt brach ab, bis Ihre Mutter in ihrem Sicherheitsanzug ausstieg, um die Antenne zu reparieren. Als der Bericht durchkam, was es um sie bereits geschehen. Felsrost. Ihre Mutter hatte eine Auseinandersetzung mit dem Fahrer. Er wollte versuchen, die Zone zu erreichen. Aber sie zwang ihn weiterzufahren. Das war eine schlimme Zeit für mich.“
    Brong schneuzte sich.
    „Ich hatte nämlich zuviel von dem Rost gesehen. Guter Stahl, der so schnell zu stinkendem blauem Dreck zerschmolz, daß man es einfach nicht glauben konnte. Sie lebten drei Tage. Ich habe sie beobachtet, Schutzmann, bis zur letzten Sekunde. Ich konnte nicht schlafen, noch konnte ich die Härte ertragen, mit der Ihr Vater sagte, sie hätte sich ihr Bett schließlich ja selbst gemacht.
    Ehe sie starben, sahen sie den Baum. Ganz nahe in ihren Sichtgeräten. Aber auf der anderen Seite eines großen Flusses, der überflutet war von der Schneeschmelze und in dem große Eisschollen trieben. Der Fluß beschreibt dort eine Biegung, in der Nähe gibt es einen einzeln stehenden, kegelförmigen Berg. Ein ehemaliger Vulkan, hat Ihre Mutter gesagt. Der Baum wächst auf einem flachen Plateau am Nordhang, hoch über dem Fluß.
    Ein seltsamer Baum, sagte Ihre Mutter – obwohl die meisten Pflanzen hier für Bewohner Kais seltsam aussehen. Der Stamm hellgrün und eigenartig dick. Die Äste verjüngen sich und sind heller und verästeln sich zu geraden Zweigen, so rot wie Blut. Überhaupt keine Blätter. Sie haben es ja selbst gesehen.“ Er sah Keth aus zusammengekniffenen Augen an. „Auf dem Spielzeugbecher. Dort jedenfalls endete die Fahrt schließlich. Der Rost ließ alles zerbröckeln. Der ganze Antrieb zerschmolzen. In ihrer letzten Sendung sagte Ihre Mutter, sie wollten Sicherheitsanzüge anlegen. Sie hofften … hofften, den Fluß auf einer Eisscholle zu überqueren …“
    Seine Stimme brach, und er wischte sich über die feuchten Wangen.
    „Vergeben Sie mir, Schutzmann, aber ich habe Ihre Mutter geliebt.“
    „Ich wünschte, ich hätte sie gekannt“, antwortete Keth.
    Brong saß stumm da und sah immer wieder das Holostat an.
    „Haben Sie je die Leleyos gesehen?“ Er versuchte weiter zu bohren. „Außerhalb des Perimeters?“
    „Eine Gruppe von ihnen, und zwar im selben Sommer.“ Brong zuckte die Schultern, als wollte er damit seinen Kummer abschütteln. „Auf einer Fahrt mit ihrem Fahrzeug. Ich hatte nie darum gebeten, mitkommen zu dürfen. Ein neuer Zonenkommandant hatte die Mittel zur Verfügung gestellt – ein habgieriger