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Das Wing 4 Syndrom

Das Wing 4 Syndrom

Titel: Das Wing 4 Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Williamson
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Bursche namens Zoor. Er wollte Kontakte mit den Eingeborenen. Er sah in ihnen einfache billige Arbeiter, immun gegenüber allen Gefahren des Planeten, und fähig genug, ihn zu seinem Nutzen auszuplündern. Wenn er es nur fertigbrachte, sie die Arbeitsethik von Kai zu lehren. Was Ihren Vater betrifft …“
    Brong hielt inne und sah Keth mit ernstem Blick an.
    „Schutzmann, Ihr Vater hatte vor, mich zu ermorden.“
    Keth war schockiert und konnte den anderen nur wortlos anstarren.
    „Natürlich hat er das nie gesagt. Er redete die ganze Zeit nur von wirtschaftlichen Chancen, der Eröffnung kultureller Kontakte und davon, daß er die Wahrheit erfahren wollte, die sich hinter dem Hirnbaummythos verbarg. Aber ich wußte, daß er mich töten wollte. Er hat es nämlich versucht. Und beinahe wäre es ihm gelungen, Schutzmann. Wenn ich die Kunst des Überlebens nicht beherrscht hätte.“
    Er spreizte seine goldenen Hände, ließ sie dann fallen.
    „Und ich habe Ihren Vater gerettet. Obwohl er das nicht wollte. Er hat mich jahrelang deswegen gehaßt, aber wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb er mir am Ende verzieh. Wenn er wirklich verziehen hat.“
    Er versank eine Weile in brütendes Schweigen und starrte ins Leere.
    „Ich denke … ich hoffe, daß er das getan hat“, sagte Keth. „Erzählen Sie mir von der Fahrt.“
    „Vielleicht sollte ich das nicht.“ Die melancholischen Augen musterten ihn. „Denn Sie werden es ganz bestimmt falsch auffassen. Sie sind zu jung, Schutzmann. Sie werden das romantische Abenteuer herauslesen und selbst Ihre eigenen Abenteuer bestehen wollen. Aber der Tod ist etwas Häßliches, ganz gleich, wo man ihm begegnet.“
    „Bitte,“ drängte Keth, „ich will es wissen!“
    „Wenn Sie mir versprechen, daß Sie dann diese verrückte Bitte nach einem Sanifahrzeug zurückziehen …“
    „Das werde ich wohl müssen. Wenigstens bis zum Frühling.“
    „Und wenn Sie mir versprechen“ – Brong kniff schlau die Augen zusammen –, „daß Sie mich nicht fragen, wie wir zurückgekommen sind.“
    „Ich werde nicht umhin können, darüber nachzudenken.“
    „Ihrem Vater ging es genauso.“ Seine harten Züge zuckten, als bereite ihm die Vorstellung Freude, die er aber nicht zeigen wollte. „Und dem Admiral nicht anders.“
    Keth wartete, bis der andere schließlich anfing.
    „Schutzmann, ich will mir wünschen, daß Sie Malili nie so sehen, wie wir es gesehen haben, denn dann wären Sie verhext. So wie Ihre Mutter es war. Als erstes würden die Farben Sie packen. Sie sind von ganz besonderer Schönheit, die all das Tödliche verschleiert. Ihre Mutter hat diese Farben geliebt. Sie sagte immer, sie seien ganz anders als die Farben von Kai, weil das Leben hier sich unter unserer röteren Sonne entwickelt hat und unseren eigenen langsamen Zyklen von Sonnenzeit und Dunkelzeit angepaßt ist. Gelbe Flammenlianen, die während der Sonnenzeit so schnell wachsen, daß man sie kriechen sieht. Titanienbäume mit Isolierborke und der Kraft, die Winterstürme zu durchstehen.
    Wir brachen am Sonnenaufgangstag im Mittsommer auf. Die hohen Hügel waren vom Mondzeitschnee bedeckt, aber wir waren weit genug unten, daß die nackten Klippen und Kämme in den Farben des Felsrosts glänzten.“
    Brong war ganz in seinen Bericht vertieft und sprach deshalb flüssig, gestikulierend mit seinen blitzenden Händen. Aber jene scharfen, kleinen Augen stachen immer wieder nach Keth, bis dieser argwöhnte, die ganze Geschichte sollte nur als Warnung dienen, um ihn davon abzuhalten, die Zone zu verlassen.
    „Grün und blau und indigoblau – unsere Sonne muß heißer gewesen sein, hat Ihre Mutter immer gesagt, damals, als die Rostorganismen sich entwickelten. Manchmal geradezu lieblich – wenn einem das Sterben nichts ausmacht. Ich war mit dem Schlepper sehr vorsichtig. Aber Ihr Vater – der war wie ein Wilder, Schutzmann!
    Er hat uns dazu gebracht, eine verrückte Route einzuschlagen, im Süden, quer über den großen Polargletscher. Dreihundert Kilometer schiere Eisfläche, mit tausend Spalten und Buckeln. Und hinter dem Eis – an einem Punkt, von dem aus es bereits keine Rückkehr mehr gegeben hätte – versperrte uns ein Abgrund den Weg.
    Der Rand des Eisplateaus war zu steil für den Schlepper. Unter uns eine Wolke, die so dicht war, daß wir den Boden nicht sehen konnten. Wir bogen nach Westen ab und fuhren am Abgrund entlang, hundert Kilometer weit, und dabei fanden wir kein einziges Mal einen sicheren

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