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Das Wing 4 Syndrom

Das Wing 4 Syndrom

Titel: Das Wing 4 Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Williamson
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trotz seiner Leibesfülle irgendwie fit, und seine aufgedunsenen Züge strahlten neues Selbstbewußtsein aus.
    „… totales Glück!“ Seine nasale Stimme, die sonst immer zu schrill und stockend wirkte, hatte bereits neue Kraft angenommen. „Die Humanoiden verlangen nichts. Sie bringen uns alles. Freunde, Sie werden lernen, sie zu lieben.“
    Keth arbeitete sich aus dem Gedränge heraus und schlenderte ziellos dahin, in Gedanken verloren, die sich alle mit Chelni Vorn beschäftigten. War auch sie zurückgekehrt? Verwandelt in eine Evangelistin der Humanoiden? Ihr Bild schmerzte in seiner Erinnerung, und es drängte ihn danach, Vara Vorn anzurufen, um zu fragen, ob sie da sei. Dann ärgerte er sich über die Regung und tat sie mit einem Schulterzucken ab. Ohne Zweifel war auch sie jetzt Teil von Zelkys totalem Glück.
    Es kam Keth in den Sinn, daß er sich eigentlich bei Cyra und seinem Vater melden sollte. Er fand eine Holozelle und wählte die Nummer ihres ausgeliehenen Hauses. Lange Zeit meldete sich niemand. Schließlich erschien Cyra auf dem Holoschirm, sie wirkte verwüstet und totenblaß.
    „Keth, das darfst du nicht!“ Ihre rauchige Stimme klang verzweifelt. „Du wirst uns verraten.“
    „Ich bin in einer öffentlichen Zelle …“
    „Die sind schlauer als du.“
    „Was haben sie mit dem Navarchen gemacht und …“
    „Vielleicht Euphorid.“
    „Was können wir …“
    „Du mußt versuchen, dich zu verstecken. Warte, bis du eine Chance bekommst.“
    „Kann ich …“
    „Sieh zu, daß du den Kompaß los wirst. Versteck ihn an einem Ort, wo sie ihn nicht finden.“
    „Ich will helfen …“
    „Was kannst du schon tun?“ Ihre geflüsterten Worte klangen resigniert. „Sie werden überall sein. Sie wissen alles. Sie sind zu allem fähig.“
    „Sag meinem Vater …“
    „Geh aus der Leitung – schnell! Ruf nicht wieder an! Wir werden nicht hier sein.“
    Ihr verhärmtes Gesicht verschwand.
    Er taumelte aus der Zelle und versuchte zu begreifen. Bestimmt waren sie ebenso benommen wie er. Wenn die Humanoiden aus dem Weltraum herunterströmten, würde Brückenmann Greels widerstrebende Unterstützung sicher ein Ende finden; vielleicht würde er sie sogar melden. Es gab nichts mehr, was sie tun konnten. Und ganz bestimmt nichts, was er für sie tun konnte.
    Und doch empfand er das dringende Bedürfnis nach dem lautlosen strengen Mut seines Vaters und Cyras warmer Weisheit. Er hatte sie in dem Augenblick verloren, in dem er anfing, sie zu kennen. Doch seine Liebe zu beweisen, konnte er jetzt nichts anderes tun, als sie zu meiden. Und das war so ungerecht, daß es schmerzte.
    Ohne Ziel trottete er dahin, immer mehr von der hysterischen Euphorie der Menschenmenge in den Tunnels verwirrt. Erregte Leute vom Schiff standen in Trauben um die Holoschirme und brüllten jeden nieder, der Zweifel an der grenzenlosen Güte der Humanoiden äußerte. Einmal sah Keth, wie der Mob einen Markt plünderte, Quotenkarten und Münzen in die Gosse warf. In einer Bar wurden Gratisdrinks ausgeschenkt, weil bald alles gratis sein würde. Aber am Tor einer Schiffswerft bat ein hoher Flottenfunktionär die Arbeiter, doch noch zu bleiben, um die Raumdecks für die Tachyonentransporter vorzubereiten.
    Der Gedanke schlich sich ihm ein, wie schön es jetzt doch sein müßte, wieder auf Malili zu sein, zusammen mit Bosun Brong, und mit ihm eine Expedition in den Dschungel vorzubereiten, um dort einen Hirnbaum zu suchen – und dann sehnte er sich nach Nera Nyin. Er verlor sich in einem sehnsüchtigen Traum, der sie zum Inhalt hatte, träumte von jenem letzten schläfrigen Satz, als er sich über sie gebeugt hatte, um sie zum Abschied zu küssen, und sie ihn gebeten hatte, zu ihr zurückzukehren.
    Wenn er es nur könnte …
    Es war spät, als er in seinen eigenen schäbigen Tunnel zurückkehrte, der nun fast verlassen war. Cyras Warnung fiel ihm ein – aber er mußte etwas mit dem Tachyonenkompaß unternehmen. Atemlos, die winzige Waffe, die sie ihm gemacht hatte, in der Hand, drängte er sich hinein. Der heruntergekommene Raum war leer, und das Holo blitzte. Er drückte den Knopf, um sich die Nachricht vorspielen zu lassen.
    „Keth, Liebster!“ Es war Chelni. Ihr Haar sah dunkler, glatter und länger aus, und ihre Augen strahlten jenes freudige Glühen aus, das die Humanoiden irgendwie zu entfachen schienen. Sie war ihm noch nie so lieblich erschienen. „Ich muß dich sehen, Liebster. Komm nach Vara Vorn zu mir, und beeile

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