Das Wing 4 Syndrom
spähte er durch die Glaskuppel auf den Laserturm über dem Tor und rechnete halb mit einem blendenden Blitzstrahl. Lange Zeit kam keine Reaktion. Er begann, sich zu fragen, ob die Wachen sich wohl bereits den Humanoiden angeschlossen hatten.
„Ausfallpforte an Auli“ Plötzlich quäkte eine dünne Stimme aus Brongs Helm. „Bleiben Sie, wo Sie sind.“ Das Quäken wurde schriller. „Widersprüchliche Befehle. Kann nicht feststellen, wer das Kommando führt.“
„Admiral Vorn gegen die Humanoiden.“ Brongs glucksendes Lachen wirkte eigenartig sorglos. „Sollen die es doch miteinander auskämpfen – und den Sieger soll die Fäule holen.“
Er wischte sich den Schweiß von der braunen Stirn. Die Ventilatoren flüsterten. Einmal zitterte die große Maschine, und Keth hörte das gedämpfte Dröhnen einer fernen Explosion. Leise Geräusche raschelten und zirpten in Brongs Helm, dann zwitscherte eine winzige Stimme: „In den Tunnels werden Kämpfe gemeldet. Zonenkommando tot.“
„So wie wir alle auch bald tot sein werden.“ Wieder lachte Brong. „Sofern wir nicht dieses Loch im Perimeter stopfen.“
„Das stimmt, Schiffsmann. Das Leben kommt zuerst.“ Die gelbe Schranke ruckte an und rasselte zur Seite. „Ausfahrt offen.“
Sie schwankten durch das Tor, hinweg über zerbrochenen Stein und tauenden Schnee und auf das blaue Flackern des neuen Perimeters zu. Keth drehte sich in seinem Sitz, um sich umzusehen. Der Transporter ragte über die vom Felsrost gefleckte Mauer und die braunen Dächer der Zone auf und schien noch riesiger als der zu sein, vor dem er auf Kai geflohen war. Breite Gangways senkten sich aus den glänzenden Schiffs wänden, schwarz von landenden Humanoiden.
Brong sah sich nicht um und hatte auch kein Wort für Keth übrig. Er war voll und ganz damit beschäftigt, sie den Abhang hinunterzusteuern. Ehe sie die neue Mauer erreichten, begannen in seinem Helm schwache Stimmen zu pfeifen und schnattern. Plötzlich brachte er das Fahrzeug zum Stehen und drehte den Turm herum, so daß er auf den Gipfel und das alles überragende Schiff gerichtet war.
Er lauschte, hob die blitzende Hand, um damit Stille zu gebieten. Sie warteten, bis endlich ein gelbgestreifter Befehls wagen durch das Turmtor krachte und hinter ihnen hergerast kam. Brong nahm den Helm ab und eilte ins Freie.
„Können wir denn nicht kämpfen?“ rief Keth ihm nach. „Oder in den Dschungel fliehen?“
„Nur Mut, Schutzmann!“ Brong löste die Verschlüsse der Ladeluke. „Wenn wir kämpfen müssen, dann bekommen wir Hilfe.“
Es war Admiral Vorn, der mit einer rot durchtränkten Binde um den Kopf herantaumelte. Vythle führte ihn.
„Ein Überfall!“ murmelte er. „Diese Humanoidenkopie von Keth’s Vater hat am Tor auf uns gewartet. Mich hat sie mit einem Laser erwischt, aber Vythle hat das Ding niedergeschossen. Wir kommen jetzt mit, Bosun. Eine andere Wahl bleibt uns nicht.“
Brong verschraubte die Tür wieder und eilte in die Fahrerkabine.
„Passen Sie auf Ihre Augen auf.“ Die Sichtkuppel brannte blau, als er die Sterillampen einschaltete. Er zeigte Keth eine zweite Schutzbrille. „Wir bekommen eine gesunde UV-Dosis, selbst hier drinnen.“
Vythle erbot sich, die Laserkanone im Turm zu übernehmen.
„Sie ist qualifiziert!“ polterte Vorn. „Und das wissen die Humanoiden sehr gut!“
Brong ließ sie in den Geschützturm klettern. Weiter ging die polternde Fahrt den Abhang hinunter. Keth sah Brongs blitzende Hände am Steuer und fühlte sich ebenso hilflos wie der blinde Mann, der hinter ihnen auf dem Signalsitz kauerte. Die Welt, die er kannte, war verloren. Indem er eine andere Welt suchte, die vor ihnen lag, sah er nur eine endlose graue Wolken wüste unter dem gelblichgrünen Himmel.
„Nähern uns Teletor drei“, rief Brong, als sie sich der äußeren Mauer zubewegten. „Erbitte Ausfahrerlaubnis zur Inspektion von Außen-UV.“
„Erlaubnis abgelehnt!“ quäkte es in seinem Helm. „Streifengenehmigung zurückgezogen. Sofort umkehren!“
Er schaltete die Stimme ab und fuhr auf die gelbe Metallschranke zu.
„Festhalten! Wir rammen!“
Der Aufprall ließ ihr Fahrzeug schwanken, aber die Schranke zerbrach. Sie wälzten sich über ihre Überreste und pflügten sich in den tieferen Schnee dahinter, wo keine Kernenergie die Felsvorsprünge angewärmt hatte, die in den grauen Abgrund abfielen. Brong forderte Vythle auf, sie solle sich nach Verfolgern umsehen, aber sie meldete nichts. Die
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