Das Wing 4 Syndrom
Haupttunnels waren vom Mob verstopft. An einer überfüllten Kreuzung brüllte ein öffentliches Nachrichtenholo Alarmmeldungen hinaus.
Kommodore Zelyk Zoor – seine Humanoidenkopie – erschien plötzlich auf dem Bildschirm.
„Frieden, Freunde!“ tönte er. „Ich bringe euch Frieden!“
Der Mob verstummte, von der übermenschlichen Macht beeindruckt, die von dem Bild ausging.
„Sie können jetzt Ihre Ängste vergessen“, donnerte die Stimme in die Tunnels. „Ich bringe Ihnen gute Nachrichten von Kai. Die Humanoiden sind dort, und Sie würden den kahlen, kleinen Felsen nicht mehr erkennen, auf dem die meisten von Ihnen geboren wurden. Ihr grenzenloses Wohlwollen hat den Überfluß und die grenzenlose Freude geschaffen, die man sich einst nur im Paradies erträumte. Das Paradies, meine Freunde!“
Die weithin hallende Stimme wurde plötzlich leiser.
„Und doch habe ich eine schmerzliche Warnung für Sie. Böse Menschen wollen uns nämlich dieser großen Geschenke berauben. Einer von ihnen – Freunde, es bricht mir das Herz, dies zu sagen –, einer dieser menschlichen Dämonen ist mein eigener Vetter, Admiral Torku Vorn, den ich während dieser Zeit des Übergangs als Zonenkommandanten ablösen will. Zwei ungeheure Verräter sind bei ihm. Das Leleyohalbblut, das auch unter dem Namen Bosun Brong bekannt ist, und der unselige Keth Kyrone …“
Als überwältigte ihn der Schrecken, verbarg das Holo sein Gesicht in den zitternden, hoch erhobenen Händen.
„Freunde, ich kann es kaum ertragen … kaum ertragen, von ihm zu sprechen.“ Seine weithin hallende Stimme zitterte und brach. „Keth Kyrone – der unaussprechliche Dämon, der meiner reizenden Braut die Haut bei lebendigem Leib herunterriß!“
Das Bild wischte sich die Tränen weg.
„Und diese drei sind unter Ihnen, meine Freunde. Um meiner armen Chelni willen – um unser aller willen – flehe ich Sie an, sie zur Strecke zu bringen, ehe sie noch mehr Schaden anrichten. Die Humanoiden erlauben mir nur widerstrebend, Sie zu Gewalttätigkeit anzutreiben, aber ihr eigenes weises Erstes Gebot zwingt sie zum größten Nutzen der größten Zahl zu handeln. Die Logik, die sie lenkt, hat entschieden, daß diese wenigen scheußlichen Unholde vernichtet werden müssen, um der unschuldigen Milliarden willen.
Suchen Sie sie also, meine Freunde! Holostate aus der letzten Zeit von allen Vieren werden ausgesendet werden – das vierte Holostat zeigte das unbarmherzige Flintenweib des ehemaligen Kommandanten. Alle vier sind aus dem Zonenkommando geflohen. Da das Raumdeck geschlossen ist, müssen sie sich irgendwo in Ihrer Mitte befinden. Töten Sie sie, meine Freunde! Um unserer lieben Humanoiden und der Sache des Friedens willen …“
Brong zupfte an seinem Ärmel.
„Kommen Sie, Schutzmann! Sehen wir zu, daß wir von den Hauptwegen wegkommen.“
36
Symbiose Eine Beziehung zwischen Lebensformen, die es einer jeden erlaubt, das Leben der anderen zu unterstützen. Die malilianische Ökologie schließt ein Netz mutierter Symbiosesysteme ein, die von den Leleyos gefördert wird.
Keth folgte Brong in einen leeren Nebentunnel. Nach einem kurzen Stück Weg fanden sie die Höhle eines Importeurs, die ihr Besitzer un-versperrt verlassen hatte. Ein Frachtband, das von der Höhle nach unten führte, brachte sie auf die Höhe des Tors, ehe die Energie ausfiel. Brong schien sich in der Dunkelheit gut auszukennen und führte ihn schließlich in die Sanifahrzeugwerkstätte hinaus, wo die großen goldenen Maschinen unter schwachen Notlampen aufragten und glänzten.
Brong öffnete eine mächtige Tür. Keth, dessen Herz wie wild schlug, sei es nun aus Angst oder Erregung, folgte ihm durch einen finsteren Kriechgang in die enge Fahrerkabine. Die eisige Luft roch abgestanden und nach Chemikalien. Nachdem die Tür sich mit einem schmatzenden Geräusch geschlossen hatte, wirkte die Stille auf ihn wie die eines Grabes.
Brong hatte sich einen Helm mit dunklen Schutzgläsern aufgesetzt und wirkte fast so fremdartig, als wäre er ein Humanoid. Seine geschickten goldenen Finger erweckten das Fahrzeug zum Leben. Ventilatoren summten. Die Konsole leuchtete auf. Mit klappernden Gleisketten polterten sie eine lange Rampe in das gelbgrüne Tageslicht hinauf. Brong rief die Wachtposten an.
„Sanifahrzeug Auli an Ausfallpforte Drei. Ausfahrt vom Zonenkommando für Perimeterstreife freigegeben.“
Sie warteten. Keth saß neben Brong in der Fahrerkabine. Schwer atmend
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