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Das Winterhaus

Das Winterhaus

Titel: Das Winterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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habe.«
    Einen Moment war sie sprachlos.
    »Dann wundert es mich nicht, daß Francis … Aber du wirst ihm doch die Wahrheit sagen, Joe.«
    Er antwortete nicht, sah sie nur an.
    »Oh«, sagte sie nach einer Weile leise.
    »Du siehst also, mit einem freundlichen Händedruck läßt sich das nicht abtun.«
    »Nein.« Sie hatte wieder Kopfschmerzen. Sie kam sich dumm und naiv vor und fühlte sich niedergeschlagen. Sie hätte merken müssen, daß Joe sich zu Vivien hingezogen fühlte, und sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie es für Francis gewesen sein mußte, zu hören, daß Joe mit seiner Mutter geschlafen hatte.
    »Du siehst müde aus«, sagte Joe. »Ich gehe jetzt besser.« Er beugte sich zu ihr hinunter und küßte sie auf die Stirn, und dann ging er.
    Sie starrte in die weiße Landschaft hinaus und wußte, daß das, was Joe getan hatte, das Ende einer Ära bedeutete. Es hatte ihr Trio auseinandergerissen. Das, was sie, Joe und Francis einmal miteinander verbunden hatte, war dahin. Für immer.
    Er hatte nicht die Absicht gehabt, es ihr zu sagen, aber er hatte gar keine andere Möglichkeit gehabt. Er ging durch den Garten zum Fluß hinunter. Die schneebedeckten Wiesen und Felder verschmolzen mit einem ausgebleichten Himmel, so daß kein Horizont sichtbar war. Was für ein grauenvolles Durcheinander, sagte er sich. Robin liebte Francis, er selbst liebte Robin, er hatte Francis verletzt, der vielleicht keinen Menschen liebte außer Vivien.
    Er hörte Schritte im knirschenden Schnee, und als er sich umdrehte, sah er Hugh Summerhayes kommen. In dieser vergangenen Woche war Hugh ihm sehr sympathisch geworden.
    »Herrlich, nicht wahr?« sagte Hugh mit einem Blick auf die schneeweißen Felder und den eisstarren Fluß.
    Joe nickte.
    »Da bekommt man Lust, Schneemänner zu bauen und erste Spuren zu setzen, nicht?«
    Joe merkte, daß Hugh ihn aufmerksam beobachtete, vielleicht weil er nach geeigneten Worten suchte. Schließlich sagte Hugh: »Kennen Sie eigentlich diesen Jungen, mit dem Robin befreundet ist? Diesen Francis?«
    Wieder nickte Joe. »Ich kenne Francis seit Jahren. Wir waren zusammen auf dem Internat.«
    Hugh fragte sehr direkt: »Ist er gut genug für sie?«
    Er kannte niemanden, der für Robin gut genug war. Nicht Francis, ganz gewiß nicht er selbst. Aber er bemühte sich, fair zu sein.
    »Francis ist – Menschen wie ihn trifft man in seinem Leben vielleicht ein- oder zweimal. Er hat alles – Talent, Charme, Intelligenz. Ich glaube, ich hätte die Schule nicht aushalten können, wenn Francis nicht gewesen wäre.«
    Hugh Summerhayes, der kein Dummkopf war, bemerkte sehr wohl, daß Joe ihm ausgewichen war. »Aber wird er gut zu ihr sein?«
    Joe begann das Flußufer entlangzustapfen zu der kleinen Hütte, die halb über das Wasser hinausragte. »Manchmal.« Der Wind wehte das Wort nach rückwärts zu Hugh.
    »Zum Teufel!« Es war das erstemal, daß er ein heftiges Wort von Hugh Summerhayes hörte. »Unerwiderte Liebe ist so zermürbend. Und Robin liebt ihn wahnsinnig, nicht wahr?«
    Joe antwortete nicht. Als er auf die Veranda der Hütte stieg, konnte er durch das Fenster einen Herd, einen Tisch und Stühle erkennen.
    »Die Hütte gehört Robin«, bemerkte Hugh. »Sie wird sie Ihnen sicher zeigen wollen, wenn sie wieder auf den Beinen ist. Aber in Zukunft muß jemand ein Auge auf sie haben. Ich würde das ja selbst übernehmen, aber in London bin ich verloren. Ich habe nicht mehr die Nerven für die Großstadt. Würden Sie vielleicht …?«
    Die Frage hing im bitterkalten Wind. Joe sah Hugh Summerhayes an und erkannte, daß dieser wußte, wie es um ihn stand. Er sagte leise: »Ist es so offenkundig?«, und Hugh antwortete: »Nur für mich. Auf unerwiderte Liebe verstehe ich mich.«
    Joe blieb einen Moment auf der Veranda stehen, die Ellbogen auf das schmale hölzerne Geländer gestützt. Er war sich im klaren darüber, was es ihn kosten würde, Hughs Bitte zu erfüllen; er wußte, wieviel Schmerz ihn erwartete, wenn er mit Robin nach London zurückkehrte, um untätig zusehen zu müssen, wie Francis sie immer wieder verletzte, und hinterher die Scherben aufzusammeln.
    Doch er hatte im Grunde gar keine Wahl. »Ich gebe auf sie acht«, sagte er.
    Einen Augenblick war es still, dann sagte Hugh Summerhayes mit einem Lächeln: »Wie wär's jetzt mit einem Schneemann? Wenn wir ihn dicht am Fluß bauen, kann Robin ihn von ihrem Schlafzimmer aus sehen.«
    Sie bauten einen Schneemann, einen Eisbären, ein Iglu und

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