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Das Winterhaus

Das Winterhaus

Titel: Das Winterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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flüstern, dann riß er ihr das Kleid von den Schultern. Er senkte den Kopf und drückte seinen Mund auf ihre Brust und begann ihren Busen mit den Händen zu kneten.
    Der Schmerz riß sie aus ihrer Erstarrung. Sie wich vor ihm zurück. »Nicht – Sie dürfen nicht –« Sie dachte, er würde sie loslassen, als er nach einem letzten schmerzhaften Zupacken seine Hand aus ihrem Kleid zog. Aber statt dessen drängte er sich an sie, so daß sie stolperte und aufs Bett fiel. Seine Hände grapschten nach ihrem Rock, schoben ihn über ihre Schenkel hoch bis zu ihrem Höschen.
    »Nein – nicht –«, hörte sie sich schreien.
    »Halt den Mund. Halt den Mund. Glaubst du vielleicht, ich hab dir die vielen Drinks gekauft, damit du jetzt die Jungfrau spielst?« Seine Augen waren glasig, und er keuchte. Er versuchte ihre Beine auseinanderzudrücken. Helen trat und strampelte wie eine Wilde. Sie hörte ihn aufschreien, und plötzlich ließ er sie los. Mit schmerzverzerrtem Gesicht lag er zusammengekrümmt auf dem Bett. »Du Luder«, schimpfte er, »du elendes Luder«, und sie sah ihre Chance und rannte aus dem Zimmer. Sie dachte daran, ihr Kleid zuzuknöpfen, als sie die Treppe hinunterflog, und ihren Rock herunterzuziehen. Als sie durch die Bar rannte, sah sie, daß die Leute sie anstarrten, und hörte dünnes Gelächter.
    Draußen, auf dem Parkplatz vor dem Rasthaus, blickte sie verzweifelt nach rechts und links, aber nirgends war ein Haus zu sehen. Aus Angst, er würde sie verfolgen, begann sie die Straße entlangzulaufen, obwohl ihre Beine sie kaum trugen. Als sie eine Lücke in der hohen Hecke entdeckte, schlüpfte sie hindurch. Auf der Wiese auf der anderen Seite warf sie sich nieder und übergab sich.
    Dann kroch sie zu einer Ecke der Wiese und blieb dort lange zitternd und weinend sitzen. Sie hatte ihre Handtasche in dem schrecklichen Zimmer liegengelassen, sie hatte kein Geld, keine Möglichkeit, nach Hause zu kommen. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war. Ihr Kopf dröhnte, und sie hatte Angst, ihr würde wieder übel werden.
    Schließlich ging sie zurück zur Straße und ging einfach los. Jedesmal, wenn ein Auto vorüberkam, hatte sie Todesangst, es könnte seines sein. Endlich erreichte sie ein Dorf mit ein paar Häusern und einem Pub. In dem Pub bat sie, telefonieren zu dürfen, und meldete ein R-Gespräch für Maia an. Die Wirtin beobachtete sie mißtrauisch, während sie telefonierte, so daß sie Maia nicht erzählen konnte, was geschehen war. Beständig liefen ihr die Tränen aus den Augen und tropften von ihrer Nasenspitze herab.
    Als sie in die Damentoilette ging, war ihr klar, warum die Wirtin sie so angestarrt hatte. Ihre Strümpfe waren zerrissen, ihr Kleid war verrutscht. Ihr Lippenstift war verschmiert, sie sah aus wie ein Clown, und ihr Haar hatte sich aus dem Knoten gelöst und hing ihr in Strähnen um das Gesicht. Ihre Augen sahen aus wie irre, und das Rot des Lippenstifts biß sich mit dem Rot ihres Kleides. Sie sah so billig aus, dachte Helen, wie Maurice Page sie eingeschätzt hatte.
    Maia war allein im Haus, als Helen anrief. Sie fuhr schnell und war in weniger als einer Stunde bei ihr. In der Damentoilette des Pubs tauchte sie ihr Taschentuch in kaltes Wasser und tupfte damit behutsam Helens rotes, verschwollenes Gesicht. Dann kämmte sie vorsichtig ihr wirres Haar aus. Helen zitterte am ganzen Körper und sagte kaum ein Wort. Besorgt bot Maia ihr einen Brandy an, aber Helen schüttelte heftig den Kopf.
    Im Wagen, auf der Rückfahrt nach Cambridge, begann Helen zu sprechen. Stockend, in wirren, abgerissenen Sätzen erzählte sie, aber Maia begriff bald, was geschehen war. Helen war mit einem windigen kleinen Handlungsreisenden ausgegangen, und der Kerl war zudringlich geworden. Als Helen das Rasthaus beschrieb, zeigte sich Maia teilnehmend, doch im stillen war sie entsetzt. Aber dazu sind diese Häuser doch da, hätte sie beinahe gesagt, aber sie fragte nur vorsichtig: »Du hast ihn doch nicht bis zum Letzten gehen lassen, Darling?«
    Helen starrte Maia mit großen, rotverschwollenen Augen verständnislos an, und Maia begriff, daß sie ihre Frage gar nicht verstanden hatte.
    »Ich meine – was hat er getan, Helen?«
    Helen begann wieder zu weinen. »Er hat mich geküßt. Es war überhaupt nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Es war grauenvoll. Und er – er hat mich angefaßt. Da hab ich ihn getreten.«
    Maia drückte ihr erleichtert die Hand. »Wenigstens hast du es dem Schwein richtig gegeben.

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