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Das Winterhaus

Das Winterhaus

Titel: Das Winterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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ihrer Kindheit schützte, kannte Hugh nicht. Neben ihm kam sie sich manchmal billig und zweitklassig vor und ärgerte sich, daß ihr, die soviel erreicht hatte, das passierte. Die Firma florierte. Mit einem Lächeln dachte Maia an das neue Restaurant, ganz in Glas und Chrom, das diese Woche gerade fertiggestellt worden war. Im Juli sollte es bei Musik und Tanz feierlich eröffnet werden. Gesellschaftlich war sie immer noch eine Geächtete, aber es machte ihr nichts mehr aus, weil sie sich ihre eigene positive Welt geschaffen hatte, die ihr niemand nehmen konnte. Die Modeschauen, die jeden Monat abgehalten wurden, die Lotterie, die Tanztees, alles ihre Ideen und alle erfolgreich. Sie würde diesen Nachmittag dazu benutzen, dachte sie, um bei Selfridges, Marshall und Snelgrove vorbeizuschauen und sich bei der großen Konkurrenz ein paar neue Ideen zu holen.
    »Fertig, Madam«, sagte die Schneiderin und half Maia aus dem abgesteckten Jäckchen.
    Draußen wartete Hugh auf sie. Sie hatte ihn vergessen und mußte einen kleinen Schimmer des Ärgers darüber verbergen, daß sie den Nachmittag würde teilen müssen. »Hugh, Liebster«, sagte sie und küßte ihn.
    Doch während sie mit ihm durch London flanierte, fiel ihr wieder ein, warum sie in jenem kleinen Augenblick der Schwäche ja gesagt hatte. Wenn er sie ansah, fühlte sie sich ganz, nicht mehr in zwei gespalten von den Ereignissen der Vergangenheit. Wenn Vernons gewalttätige Inbesitznahme eine verzerrte Spiegelung der Liebe gewesen war, dann waren Hughs Gefühle für sie klar wie Glas, ungetrübt von den dunkleren Seiten des Begehrens.
    »Tee?« fragte Hugh nach einer Weile.
    Maia sah auf ihre Uhr und schüttelte den Kopf. »Ich muß nach Cambridge zurück. Ich habe noch eine Besprechung.«
    Sie fuhr den Wagen. Das Verdeck war offen, und sie genoß die kühle Luft nach der dumpfen Hitze Londons. Hugh warf ihr einen Blick zu.
    »Wie macht sich der Feststaat, Darling?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ganz gut. Aber ich hasse diese Anproben. Ich wollte, ich könnte das ganze Zeug von der Stange kaufen wie die jungen Mädchen bei Merchant.«
    Er lachte. »Ich heirate dich auch in Monteuranzug und Turban, wenn du willst, Maia.«
    Vielleicht war es doch möglich. Sie könnte ihre Geheimnisse für sich behalten. Hugh war nicht neugierig, es gab Dinge, die er nicht zu wissen brauchte.
    Maia steuerte den Wagen durch eine scharfe Kurve. »Gott sei Dank heiraten wir nur auf dem Standesamt. Der ganze andere Wirbel wäre mir zuwider.«
    Er hatte in der Kirche heiraten wollen, doch sie hatte abgelehnt. Durch eine kirchliche Trauung würde es irgendwie noch realer werden. Sie konnte sich und Hugh nicht als Frau und Mann sehen. Auf diese Weise erschien es weiterhin wie eine Art Spiel, eine Fortsetzung der Picknicks und Fahrradausflüge früherer Jahre.
    Er sagte stockend: »Wir müssen etwas besprechen, Maia«, und sie warf ihm einen raschen Blick zu.
    »Ja, Darling?«
    »Ich finde, wir müssen einmal darüber reden, wo wir leben wollen.«
    Die Hecken und Felder flogen in einem Flirren freundlicher Sommerfarben vorüber. »Wo wir leben wollen?« wiederholte sie scharf. »Es bedrückt mich, daß ich nicht so gut für dich sorgen kann, wie ich gern möchte. Ich habe mein Gehalt von der Schule und ein kleines Erbe von einem Onkel, der im Krieg gestorben ist. Aber das ist leider auch schon alles.«
    Eine Herde Kühe trottete weiter vorn über die Straße. Maia bremste ab und schaltete herunter. »Hugh – sei nicht albern. Das ist doch altmodisch.«
    Er schnitt eine Grimasse. »Ja, weißt du – ich habe eigentlich kein Recht, das zu sagen, aber ich kann mir nicht vorstellen, in Vernons Haus zu leben.«
    Beinahe hätte sie gesagt, warum um alles in der Welt solltest du? Aber wenn sie verheiratet waren, mußten sie natürlich zusammenleben. Sie würde mit Hugh zusammen frühstücken, sich ein Schlafzimmer mit ihm teilen.
    »Nein«, sagte sie leise. Die Kühe waren sicher auf der anderen Straßenseite. Sie fuhr wieder an.
    »Was meinst du? Möchtest du gern in dem Haus bleiben, oder würdest du dich auch nach etwas anderem umsehen wollen?«
    Sie dachte an Vernons Haus und verstand nicht, wieso sie so lange dort geblieben war. Selbst jetzt noch erinnerte sie sich, wenn sie die Treppe hinaufstieg. »Ich denke, ich würde auch etwas anderes wollen. Aber wo, Hugh?«
    »Auf dem Land vielleicht. Mit Städten hab ich's nicht so. Und auf dem Land ist es auch für Kinder schöner.«
    Maias Hände

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