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Das Winterhaus

Das Winterhaus

Titel: Das Winterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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allem, was geschehen war, in der Erwartung nach Hause gekommen, Blackmere unverändert vorzufinden. Aber Hughs Tod hatte natürlich sehr vieles verändert, er hatte Richards Gesundheit schwer angegriffen und Daisy ihre optimistische Vitalität geraubt. Rechnungen waren nicht bezahlt, Reparaturen am Haus nicht unternommen worden. Ihre Eltern sahen beide aus, als hätten sie seit Monaten nicht mehr richtig geschlafen oder gegessen. Sie hatte das letzte Mädchen, ein faules, nachlässiges Ding, entlassen und sich mit einem Schauder Maias spöttischer Worte über die Dienstboten der Familie Summerhayes erinnert. Sie hatte selbst das Haus saubergemacht und in Ordnung gebracht, sie hatte den Arzt für ihren Vater geholt, sie hatte einen Handwerker gesucht, der das Dach flicken konnte, sie hatte gekocht und im Kamin Feuer gemacht. Sie hatte erst einmal ihren eigenen Kummer hintangestellt und versucht, ein wenig Ordnung in das traurige Kuddelmuddel im Leben ihrer Eltern zu bringen. Sie hatte Richards Gebrechlichkeit und Stummheit und Daisys ständiges Schwanken zwischen künstlicher Heiterkeit und überwältigendem Schmerz mit tiefer Bekümmerung wahrgenommen.
    Sie machte ihrer Mutter die Tür des Winterhauses auf. Daisy sah sich in dem kleinen Raum um.
    »Puh – hier waren immer so viele Spinnweben. Ich habe mich immer gefragt, wie du das aushältst, Robin.«
    Robin lächelte. »Solche Dinge haben mir nie was ausgemacht.«
    Daisy ließ ihre magere, braungesprenkelte Hand über die zerbrochenen Muscheln und die feuchten Bücher gleiten.
    »Habe ich dir von der Trauerfeier für Hugh erzählt, Darling? Sie hat in der Kirche stattgefunden – einen anderen passenden Ort gab es nicht. Ein recht schöner Bau. Sehr friedlich. Es sind so viele Menschen gekommen – aus Hughs Schule – aus dem Dorf … ich wußte gar nicht, wie viele Menschen ihn gern hatten.«
    Daisy stockte, dann sagte sie in flottem Ton: »Ich habe übrigens eine alte Frau getroffen, die die Familie kannte, die vor uns in Blackmere Farm lebte. Sie konnte sich noch an die Frau erinnern, die hier gewohnt hat.«
    »Im Winterhaus?«
    Daisy nickte. »Sie hatte die Schwindsucht, genau wie wir vermutet haben. Sie hat hier tagaus, tagein gelebt, im Winter wie im Sommer. Kannst du dir das vorstellen, Robin? Sie hatte drei Töchter, und die jüngste war erst zehn, als sie krank wurde. Sie hat sich geschworen, daß sie am Leben bleiben würde, bis alle drei gut verheiratet wären.«
    Robin schaute zum Fenster hinaus zum vertrockneten Weiher und zum seichten Fluß, zu den Feldern und zum Horizont und zum weiten Himmel.
    »Und hat sie es geschafft?«
    Als sie sich wieder umdrehte, sah sie Daisys Gesicht.
    » Das könnte ich ertragen – ich könnte es ertragen, zuerst zu sterben. Aber dies – meine beiden Söhne zu verlieren …« Daisy zog ihre Tochter an sich und druckte sie.
    Draußen in den Weiden sang eine Amsel. Nachdem Daisy ins Haus zurückgekehrt war, ging Robin wieder auf die Veranda hinaus und begann die verrotteten Bretter herauszuziehen. Sie warf sie in den ausgetrockneten Teich, wo sie kreuz und quer im grauen Schlick steckenblieben. Dann begann es prasselnd zu regnen, und die Tropfen schlugen dunkle Löcher in den Schlamm.
    Die Sonne verwischte die harten Konturen des Fabrikbaus und der Esse und erhellte die Reihen rauchgeschwärzter kleiner Häuser. In Elliot Hall hatte die Haushälterin Robin in die Spinnerei verwiesen. Jetzt wartete sie in der Vorhalle im ohrenbetäubenden Lärm der Webmaschinen, die nebenan arbeiteten.
    Ein Mann kam durch die breite Flügeltür – klein und stämmig, mit schütterem grauem Haar und breitem Gesicht. Robin suchte in seinen Zügen nach Joe, aber sie konnte ihn nicht finden.
    »Mr. Elliot?«
    »Ja.« Er brüllte, um den Lärm der Maschinen zu übertönen. »Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Robin Summerhayes.«
    Er schüttelte ihr die Hand. »Sie haben mir wegen meines Sohnes geschrieben.«
    Robin nickte. »Ich wollte Sie gern besuchen. Ich hoffe, es stört Sie nicht.«
    Statt ihr zu antworten, nahm John Elliot Hut und Mantel vom Haken und öffnete die Tür: »Dann wollen wir mal lieber nicht hier in dem Krach bleiben, junge Frau«, schrie er. »Kommen Sie mit in mein Büro.«
    Sie folgte ihm über den mit Kopfstein gepflasterten Hof zu einem kleinen Backsteinbau. John Elliots Büro sah chaotisch aus, verstaubt, mit Stapeln vergilbender Papiere auf den Aktenschränken. »Ich komm hier nicht oft her«, sagte er

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