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Das Winterhaus

Das Winterhaus

Titel: Das Winterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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entschuldigend. »Ich erledige den Papierkram in letzter Zeit lieber zu Hause.« Er schob Robin einen Stuhl hin. »Setzen Sie sich. Sally kann uns Tee bringen.«
    Als sie ihren Tee bekommen hatte, nahm sie die Fotografien aus ihrer Tasche. »Ich dachte mir, die würden Sie vielleicht gern sehen.« Sie schob sie über den Schreibtisch. »Wir haben sie in Spanien aufgenommen.«
    Langsam nahm er eine Aufnahme nach der anderen zur Hand und betrachtete jede aufmerksam durch seine Lesebrille. Joe und Robin im Garten der spanischen Villa. Sie hatten zwischen den Blumenbeeten getanzt, und die Rosen hatten geduftet.
    Joes Vater nahm seine Brille ab, klappte sie zusammen und steckte sie ein. Seine Augen hatten einen feuchten Glanz. »Ich kann mir Joe nicht als Soldat vorstellen. Er war doch überhaupt nicht der Typ.«
    »Nein, sicher nicht«, sagte sie traurig. »Am Ende haßte er es. Er ist nach Spanien gegangen, weil er überzeugt war, das wäre das richtige.«
    »Ja.« John Elliot stand auf und trat ans Fenster. »Er hatte immer schon einen Haufen Rosinen im Kopf.«
    Er stand mit dem Rücken zu ihr, aber sie sah, wie er die Hand zu den Augen hob. Sie sagte leise: »Sie sollten stolz sein auf Joe, Mr. Elliot.« Sie stand auf und trat neben ihn, den Blick auf das Dorf und die hohen bläulichen Hügel dahinter gerichtet.
    »Ja. Und das bin ich auch.« Er schneuzte sich geräuschvoll. »Sie waren eine Freundin von ihm, Miss Summerhayes?«
    »Ja.«
    »Eine gute Freundin?«
    »Eine sehr gute Freundin.«
    »Joe war immer verschlossen – mit seinem eigenen Vater hat er nie viel geredet.«
    Sie sagte einfach: »Wir haben uns geliebt.«
    »Ah.« Es klang wie ein Seufzen. »Hätten Sie ihn geheiratet, Miss Summerhayes?«
    Sie brauchte gar nicht zu überlegen. »Ja. Ja, ganz sicher.«
    »Es ist eine Schande.« John Elliot schneuzte sich wieder. »Eine Schande.«
    Eine Zeitlang war es still. Dann sagte er: »Wem soll ich das alles nun hinterlassen?« Er umfaßte mit einer Geste die Fabrik und das Dorf. »Wozu das alles?« Er schwieg und senkte den Kopf.
    Robin fuhr bis Ipswich und nahm dann den Bummelzug zur Küste. Die Wellen hatten weiße Schaumkronen, und der salzige Wind brannte ihr in den Augen, als sie über den Sand ging.
    Sie sah die Konturen von Long Ferry Hall, wie sie sie vor Jahren das erstemal gesehen hatte, feines Filigran vor einem leeren Himmel. Dann die Türmchen und die Zinnen und die beiden Seitenflügel, die wie Arme den Hof einschlossen. Chris Fortune hatte ihr geschrieben und berichtet, daß Francis ins Ausland gegangen war. Chris hatte Ansichtskarten aus Marseille, aus Tanger, aus Marrakesch erhalten. Und dann hatte sie nichts mehr gehört. Robin stellte sich Francis vor, wie er immer tiefer in die Wüste hineinging, in der einen Hand eine Flasche, in der anderen eine Zigarette.
    Im Hof stand ein Lastwagen. Als Robin sich dem Tor näherte, rief ein Mann: »Sie können hier nicht rein, Miss.«
    Sie blickte sich um und schrie zurück: »Warum nicht?«
    »Privatbesitz.« Der Mann stieg aus dem Führerhäuschen des Lastwagens und ging auf sie zu.
    »Ich bin eine Bekannte von –«, sie mußte einen Moment überlegen, ehe ihr Viviens letzter Nachname einfiel, »– eine Bekannte von Mrs. Farr.«
    »Mrs. Farr wohnt hier nicht mehr. Sie hat das Haus verkauft. Verrückte alte Burg, kann ich Ihnen sagen. Kleine Zimmer überall, wo man sie nicht erwartet.«
    »Wissen Sie, wo Mrs. Farr jetzt wohnt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Glauben Sie –«, zögernd, »– glauben Sie, ich könnte nur mal einen Blick ins Haus werfen? Ganz kurz.«
    Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Das kann mich meinen Job kosten. Die richten hier irgendeine Regierungsstelle ein, wissen Sie.« Er tippte sich mit einem Finger an die Nase. »Alles sehr geheim und streng vertraulich.«
    »Oh«, sagte sie niedergeschlagen.
    Er ging zu seinem Lastwagen zurück. »Hat was mit dem nächsten Krieg zu tun, glaub ich«, rief er ihr noch zu.
    »Krieg? Mit was für einem Krieg?«
    Aber er antwortete nicht. Sie blieb noch einen Moment vor dem verschlossenen Tor stehen, dann ging sie zum Bahnhof zurück. Nur einmal blickte sie zurück und sah vor einem sich verdunkelnden Himmel die kleine Galerie oben auf dem Dach.
    Robins Zimmer war während ihrer Abwesenheit wieder vermietet worden, aber der Kriminalromanautor war aus Joes Wohnung ausgezogen. Ihr hatte vor dieser Heimkehr noch mehr gegraut als vor dem Zusammentreffen mit ihren Eltern, aber als sie die Tür aufsperrte

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