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Das Winterhaus

Das Winterhaus

Titel: Das Winterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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jemand, der sein Glück nicht glauben konnte. Nach dem Essen brachte Dr. Lemon einen Toast auf das Brautpaar aus, und Adam hielt eine kurze Ansprache.
    Dann kam das Taxi, um das frischgebackene Ehepaar zum Bahnhof zu bringen. Wieder flogen Reis und Konfetti, und als Helen ihren Brautstrauß aus dem Taxifenster warf, fing Robin ihn auf. Ein automatischer Reflex, der ihr vom Volleyballtraining in der Schule geblieben war, dachte sie und gab den Strauß hastig an eine junge Cousine von Adam weiter.
    »Hochzeiten sind was Gräßliches, nicht?« sagte Maia. »Selbst dann, wenn man die Leute, die heiraten, wirklich mag.«
    Robin antwortete nicht.
    »Ich glaube, ich gehe jetzt.« Maia sah auf ihre Uhr. »Das Schlimmste ist vorbei, und beim Abspülen möchte ich nicht unbedingt helfen. Ich wollte dich bitten mitzukommen.«
    »Ich fahre nach London zurück«, sagte Robin kühl. »Nicht nach Cambridge.«
    »Ich fahre auch nicht nach Cambridge. Ich habe noch etwas vor. Und ich muß mit dir sprechen, Robin.«
    »Ich möchte aber nicht mit dir sprechen, Maia.« Sie konnte ihren Zorn und ihre Bitterkeit kaum beherrschen. »Offen gesagt, möchte ich dich nie wiedersehen.«
    »Ich muß aber einiges erklären.«
    In Maias schönen Augen war ein bittender Ausdruck, so unwahrscheinlich das schien. Robin empfand eine Mischung aus Zorn und Verdrossenheit.
    »Ich bin einzig Helens wegen hierhergekommen. Wegen dieses albernen Versprechens, das wir uns vor Jahren mal gegeben haben und das ihr anscheinend soviel bedeutete.«
    Maia lächelte traurig. »Keine von uns hat bekommen, was sie sich gewünscht hat, nicht wahr?«
    »Ich fand, ich wäre ihr was schuldig«, sagte Robin leicht gereizt. Regen rann ihr in den Kragen und sickerte an ihrer Bluse herab. »Aber dir schulde ich nichts, Maia.« Sie wandte sich zum Haus, um ihre Tasche und ihre Handschuhe zu holen.
    Hinter ihr sagte Maia: »Ich möchte dir erklären, warum ich Hugh nicht heiraten konnte.«
    Sie blieb stehen, die Arme über ihrer Brust gekreuzt. Dann drehte sie sich langsam um. »Findest du nicht, daß es dafür ein bißchen spät ist?« Als sie sah, wie Maias helle Augen sich zusammenzogen, wußte sie, daß die Worte getroffen hatten. »Außerdem hast du das, finde ich, schon vor einem Jahr sehr deutlich erklärt.«
    »Ich möchte dir die Wahrheit sagen. Ich habe Hugh nie die Wahrheit gesagt. Bitte komm mit. Du hast doch nichts vor, oder?«
    Robin dachte an die leere Wohnung, in die sie zurückkehren mußte, an den Rest Fleischpastete, den sie sich zum Abendessen aufwärmen würde. Ihr Zorn verflog. »Nein, ich habe nichts vor«, antwortete sie traurig.
    Maia fuhr in westlicher Richtung aus London hinaus. In der ersten halben Stunde sprachen sie beide nicht. Die geschäftigen Straßen und gedrängt stehenden Häuser Londons wichen den sanft gewellten Hügeln und hübschen Dörfern von Berkshire. Robin saß zusammengekrümmt auf ihrem Sitz und starrte durch das Seitenfenster in den strömenden Regen. Der Zorn, der kurz aufgeflammt war, war verraucht. Sie spürte nur noch kalte Abneigung gegen Maia. Als sie kurz den Kopf drehte, sah sie, daß die alte Maia zurück war: schön und kühl bis ans Herz. Ein plötzlicher Impuls packte sie, diese Selbstbeherrschung zu erschüttern.
    »Also dann – die Stunde der Wahrheit. Fangen wir am Anfang an, Maia. Bei Vernon.«
    Maias Blick war auf die Straße gerichtet; ihre Finger umfaßten locker das Lenkrad. Unter den Rädern des niedrigen Sportwagens spritzte braunes Wasser aus den Pfützen auf der Straße.
    »Nach dem Selbstmord meines Vaters mußte ich einen Mann finden. Ich konnte mir keine andere Möglichkeit vorstellen, das zu erreichen, was ich erreichen wollte. Also habe ich Vernon genommen. Ich habe ihn nicht geliebt, Robin, und er hat mich nicht geliebt. Und wir haben uns beide in dem getäuscht, was wir zu bekommen glaubten. Vernon dachte, weil ich jung war, würde ich tun, was er von mir verlangte … und ich – ich dachte, wenn ich erst das Haus, den Schmuck, die Kleider hätte, dann würde ich glücklich sein. Wie gesagt, wir haben uns beide getäuscht.«
    Robin sagte kühl: »Das weiß ich alles – das konnte ich mir denken. Du bist doch nicht mit mir hier herausgefahren, um mir das zu sagen, Maia?«
    Maia sprach weiter, als hätte Robin nichts gesagt. »Vernon hat Frauen gehaßt. Nicht nur mich – alle Frauen. In seinen Augen waren alle Frauen berechnend, hinterhältig und falsch. Er fand das Zusammensein mit einer Frau

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