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Das Winterhaus

Das Winterhaus

Titel: Das Winterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Familie – den Erwartungen ihres Vaters und der aufreizenden Tüchtigkeit ihrer Mutter.
    Ihr Essen wurde gebracht, ein einziger großer Teller mit einer Fülle von Meeresfrüchten, die mit Zitronenschnitzen und glänzendem Seetang garniert waren.
    »Nichts wie hinein«, sagte Francis, einen Löffel schwenkend.
    Als sie in dem vergeblichen Bemühen, eine Wellhornschnecke auszulösen, die Schale quer durch das Restaurant schleuderte und sich vor Lachen ausschüttete, begann er sie mit Langusten- und Muschelstückchen zu füttern, die er sauber aus ihren Schalen zog.
    »Die schmecken wie salziger Gummi«, meinte Robin.
    Francis schüttelte in gespieltem Entsetzen den Kopf. »Versuch mal das hier.« Er spießte ein Stück Krebsfleisch auf und hielt es ihr hin. Sie sah seinen Blick und errötete. Männer sahen sie nie so an – mit einer solchen Mischung aus Sehnsucht und Bewunderung und … Verlangen. So sahen Männer nur Frauen wie Maia an.
    Sie wandte sich ab, plötzlich unfähig zu essen. Doch er hatte seine Hand auf die ihre gelegt und streichelte sanft ihre Knöchel.
    »Nur ein kleines bißchen«, sagte er überredend. »Mir zuliebe.«
    Sie nahm das Krebsfleisch von der Gabel und probierte es. Es schmeckte köstlich. Francis füllte ihre Gläser auf.
    »Na, einigermaßen erträglich, hm?«
    »Oh, Francis – es ist wunderbar!« Sie sah sich in dem kleinen Bistro um. »Alles – absolut vollkommen!«
    Er hob ihre Hand zu seinem Mund und küßte sie. »Genau wie du. Klein und vollkommen und wunderbar.«
    Sie zog ihre Hand weg und hielt den Blick auf ihren Teller gerichtet. Sie hörte ihn sagen: »Entschuldige, Robin. Ich dachte –« Sein Ton klang verwirrt.
    »Was denn, Francis?«
    »Ich dachte, du fühlst das gleiche wie ich.«
    Sie konnte nicht sprechen. Es war, als hätte sie einen Kloß im Hals. »Aber offensichtlich nicht. Dumm von mir. Vergiß es. Bitte, verzeih mir.«
    Als sie aufblickte, sah sie, daß er verletzt war. Sie griff über den Tisch und berührte seinen Arm.
    »Francis … es ist ja nur –« Sie suchte nach den richtigen Worten. »Ich bin so etwas nicht gewöhnt.«
    Er runzelte die Stirn. »Was meinst du, das Essen oder Frankreich oder Männer, die mit dir schlafen wollen?«
    »Eben alles. Das Essen und Frankreich sind natürlich einfach herrlich.« Sie machte eine Pause. Sie hatte Herzklopfen.
    »Und die Männer?« fragte er vorsichtig.
    Sie versuchte es ihm zu erklären. »Männer scheinen mich im allgemeinen als eine Freundin zu sehen – oder eine Art Schwester – oder einen guten Kameraden.« Ihre Stimme klang ziemlich verzweifelt.
    »Wie entsetzlich!« Er sah sie aufmerksam an. »Und wie unglaublich blöde von ihnen.« Francis schüttelte den Kopf. »Ich sehe dich schon seit Ewigkeiten als eine Frau, mit der ich unheimlich gern schlafen würde.« Er nahm Robin bei der Hand. »Wollen wir?« Überwältigt von Furcht und Verlangen zugleich, nickte sie, wieder stumm. Francis bezahlte, und sie gingen.
    Draußen regnete es heftig, der Wind peitschte den Regen in Böen vom Meer herein. Unter der zerschlissenen gestreiften Markise des Restaurants nahm Francis sie in die Arme und küßte sie. Regen klatschte ihr ins Gesicht und sickerte ihr vom Nacken den Rücken hinunter, aber sie bemerkte es nicht. Die Wärme seines Körpers an ihrem und der Geschmack seiner Lippen waren köstlich.
    Doch nach einer Weile löste er sich von ihr und sagte: »Du bist völlig durchnäßt, du Arme. Entschuldige. Komm, wir laufen.«
    Er nahm sie bei der Hand, und sie rannten durch die menschenleere Stadt zurück zu der Wohnung. Dort half er ihr aus dem nassen Mantel. Dann aus ihrem Pullover und dann begann er, ihre Bluse aufzuknöpfen. Nur einmal hielt er inne und fragte: »Bist du sicher, Robin?« Sie lächelte und antwortete: »Absolut sicher.« Die Berührung seiner Hand und seines Mundes an ihrem Hals war wunderbar. Seine Lippen liebkosten ihren Mundwinkel und das Grübchen in ihrem Kinn. Sie schob ihre Finger durch sein Haar und fand es reine Wonne, ihn zu berühren. Als ihre Bluse von ihren Schultern glitt, schämte sie sich einen Moment wegen der Sicherheitsnadel am Träger ihres Hemds. Doch Francis schien das nicht zu stören, und als er ihren Bauch und ihren Busen küßte und streichelte, hörte auch sie auf, sich deswegen Gedanken zu machen.
    Sie hatte Bücher gelesen, aber die Bücher hatten ihr nicht gesagt, was sie empfinden würde. Welche Seligkeit man in einem anderen Menschen finden konnte. Sie

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